Spiel unter Freunden
Abend gekommen
seid.» Sie hielt Grace zurück, als die anderen
schnurstracks aufs Büffet zusteuerten. «Wie wirst du
damit fertig? Es muss doch für dich viel schlimmer sein als
für sonst jemanden.» Grace umarmte und drückte
sie. «With a little help from
my friends. So wie immer.»
Gino und Magozzi
stellten ihren Wagen auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz
ab und gingen den letzten Block zu Fuß. In ihren wehenden
Trenchcoats sahen sie aus wie Mafiosi in einem B-Movie.
Die Anton-Schlesinger
Gallery befand sich in der obersten Etage eines weiteren
renovierten Lagerhauses, das dem von Monkeewrench sehr ähnelte
und nur ein paar Blocks entfernt war. Ein Messingschild am Eingang
des Gebäudes informierte die Besucher, dass hier einmal ein
Textilunternehmen beheimatet gewesen war, das sich auf
Männerunterwäsche spezialisiert hatte.
Gino war mürrisch
und abweisend, als er und Magozzi die geräumige Eingangshalle
im Parterre betraten. Zweifellos sah er voraus, wie herablassend
und anmaßend die Snobs in der Galerie sie behandeln
würden.
«Mit der
Einstellung musst du dich nicht wundern, wenn du von oben herab
behandelt wirst», ermahnte ihn Magozzi.
«Warte nur ab,
Leo. Ich bin mit Angela schon bei solchen Veranstaltungen gewesen,
und wenn du nicht leichenblass, ausgemergelt und von Kopf bis
Fuß in Schwarz gekleidet bist, würdigen sie dich keines
Blickes.»
«Auf die Weise
wirst du nur deine Vorurteile bestätigen», seufzte
Magozzi. «Ich jedenfalls bin gespannt, was das für eine
Frau ist, die einen Neurotiker wie Cross geheiratet hat.» Die
Galerie war riesig und spartanisch ausgestattet. Die hellen
Holzfußböden glänzten, und geschickt platzierte
Strahler tauchten die gewölbte Decke mit ihren freigelegten
Sparren in sanftes Licht. Abstrakte Kunstwerke hingen an
stählernen Raumteilern, die so angeordnet waren, dass man sich
in einem Labyrinth wähnte. Viele elegante Kunstliebhaber mit
satter Langeweile im Blick suchten sich wie gut dressierte Ratten
den Weg durch diesen Irrgarten und nippten dabei ihren rosé
Champagner aus langstieligen Kristallgläsern.
Eine attraktive junge
Frau ganz in Schwarz, wie es sich gehörte, begrüßte
sie mit einem Tablett voller Champagnerflöten. Ihr Gesicht war
von erfrischender Unschuld, obwohl sie großzügig
weißen Puder aufgetragen hatte, und ihr Lächeln wirkte
fast schüchtern, obwohl sie das mit ihren blutroten Lippen zu
kaschieren versuchte. Man musste ihr hoch anrechnen, dass sie beim
Anblick von Ginos und Magozzis zerknitterten Anzügen mit
keiner Wimper zuckte. «Willkommen, die Herren. Dürfte
ich Ihnen ein Glas Champagner anbieten?» Magozzi und Gino
sahen einander an. Die Aussicht auf ein alkoholisches Getränk
war verführerisch.
«Billecart-Salmon»,
lockte sie.
«Ich nehme an,
das ist wohl was Gutes, oder?», fragte Gino.
«Besser als gut.
Französisch.» Er wandte sich zu Magozzi. «Sind wir
im Dienst?», flüsterte er.
Magozzi biss sich auf
die Unterlippe. «In keiner offiziellen Mission, nein.»
Gino strahlte die junge Frau an und nahm ihr zwei Gläser ab.
«Sie hat uns der Himmel geschickt. Danke, mein Engel.»
Ihr sprödes Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Sie
schien dankbar zu sein, zwei Kunstliebhaber getroffen zu haben, die
keinen Schlaganfall bekommen würden, wenn sie mal aus der
Rolle fallen sollte. «Gern geschehen. Sobald Ihre Gläser
leer sind, bin ich wieder da.»
«Ich sag dir, so
übel ist es hier gar nicht», sagte Gino, leckte sich die
Lippen und musterte die Umgebung. «Der beste Champagner, den
ich je getrunken habe, auch wenn er rosa ist.» Magozzi
fühlte, wie ihm die Wärme des kohlensäurehaltigen
Alkohols ins Blut ging, und genoss diesen Zustand, der ihm
irgendwie bekannt vorkam ein- oder zweimal vor tausend Jahren
hatte er ihn schon erlebt, und er nannte sich Entspannung. Er trank
noch einen Schluck. «Ich denke, wir sollten mal die Runde
machen.» Gino leerte sein Glas. «Mir gefällt es
hier am Rand. Bleiben wir hier und lassen uns voll laufen. Halloran
kann dann übernehmen, wenn er ankommt.» Sie genossen ihr
Wunschdenken noch eine kleine Weile und stürzten sich dann ins
Getümmel. An der ersten Wand mit den Bildern von Diane Cross
blieben sie stehen. Sie waren allesamt unverwechselbar in
Schwarzweiß gehalten wie das abstrakte Bild im Büro von
Mitch Cross und die Werke, die MacBrides Wohnzimmer
zierten.
Mit einem Kopfnicken
bekundete Magozzi sich selbst gegenüber
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