Spiel unter Freunden
hat uns berichtet, dass ihr Jungs euch
die ganze Nacht um die Ohren geschlagen habt, um diese
grässlichen Morde aufzuklären, und wir möchten, dass
Sie wissen, wie sehr wir alle Ihren Einsatz und Ihre anstrengende
Arbeit zu schätzen wissen.»
«Äh,
danke.» Magozzi lächelte unsicher. Bisher hatte ihm noch
nie jemand dafür gedankt, dass er seine Arbeit tat, und es
machte ihn etwas verlegen. Weil er nicht wusste, was er sonst tun
sollte, trank er einen Schluck aus seinem Becher. «Oh, mein
Gott.» Grinsend wippte Gino auf den Fersen vor und
zurück. «Ist doch unglaublich, oder? Sie machen ihn in
dem Ding da.» Er deutete mit einem kurzen Finger auf die
altmodische Glaskanne, die auf einer Kochplatte stand und in der
der Kaffee aufgebrüht wurde. «Ich kann dir sagen, es ist
eine fast vergessene Kunst. Kam heute Morgen hier rein, immer der
Nase nach, und fand diesen Schatz. Nur weil ich den Zirkus vorne
meiden wollte, hab ich die Damen hier unten entdeckt.
Haben Sie ganz
herzlichen Dank, meine Damen.» Als sie beide wieder gingen,
begleitete sie ein gemeinschaftliches «Danke
schön» von den Frauen am Tisch.
«War doch super,
oder?», fragte Gino, als sie sich auf ihrem Weg nach
draußen zwischen den unbesetzten Arbeitsplätzen
hindurchschlängelten. Auf jedem Schreibtisch standen gerahmte
Fotos, Grünpflanzen und Schnickschnack, wie ihn alle Menschen
mit einem richtigen Zuhause an ihren Arbeitsplatz mitbrachten.
«Die finden uns heiß. Kein schlechter Beginn für
einen Tag, der in ungefähr drei Sekunden total im Arsch sein
wird.»
«Was ist ein
Primary?», fragte ihn Magozzi. «Die sehen sich alle
diese englische Krimiserie auf PBS an du weißt schon,
der weibliche Bulle, der all die Typen rumkommandiert. Da
drüben nennen sie den leitenden Detective eben
Primary.»
«Bei uns gibt es
aber weder ‹leitende› Detectives noch einen Primary
oder sonst was.»
«He, ich hab
doch nur versucht, für dich einen Kaffee abzustauben. Ich komm
ja allein mit meinem Charme weiter, aber du, hab ich gedacht,
könntest gut einen Titel gebrauchen.» Chief Malcherson
erwartete sie oben auf dem Flur, und wenn man wissen wollte, wie
schlimm die Dinge standen, brauchte man sich den Mann nur
anzusehen. Jede Strähne seines dichten weißen Haars lag
an der für sie bestimmten Stelle, sein blassblaues Hemd war
leichenstarr gestärkt, sein langes Gesicht war frisch rasiert
und strahlte Gelassenheit aus.
Aber sein Anzugjackett
war nicht zugeknöpft: ein wahrhaft katastrophales
Zeichen.
«Morgen,
Chief», sagten Magozzi und Gino unisono.
«Habt ihr zwei
die Zeitungen gelesen und ferngesehen?» Beide Detectives
nickten.
«Die Presseleute
haben mich lebendig gefressen, als ich angekommen bin. Haben mich
durchgekaut, ausgespuckt und sind dann rumgetrampelt auf dem, was
noch übrig war.»
«So sehen Sie
auch aus, Sir», sagte Magozzi und entlockte dem Chief damit
ein winziges Lächeln, eines der extrem wenigen, die er in der
nächsten Zeit zu sehen bekommen würde.
«Sie haben sich
tatsächlich das Spießrutenlaufen an der Vordertür
angetan?», fragte Gino ungläubig.
«Einige von uns
müssen durch die Vordertür kommen, Rolseth. Sonst
könnten die Leute denken, dass wir diesen Fall nicht im Griff
haben; dass wir keinen Verdächtigen haben; dass wir nicht die
geringste Ahnung haben, wer für diese Morde verantwortlich ist
und wie wir unsere Bürger schützen können. Und dass
wir Angst haben, uns der Presse zu stellen.» Er blickte von
einem Detective zum anderen. «Die wollen von uns wissen, ob
wir die Mall dicht machen, ob wir die Schulen schließen
werden, ob wir jeden Lehrer und jede Lehrerin in der Stadt von
bewaffneten Leuten schützen lassen. Und in erster Linie wollen
sie die Opferprofile der anderen Morde im Computerspiel, denn wir
‹stehen in der Verantwortung, die Öffentlichkeit zu
warnen›.» Er seufzte tief und schob beide Hände
in die Hosentaschen.
Das war jetzt
höchst beunruhigend, denn der Anzug war ein wahres Kunstwerk
aus einem Gemisch allerbester Wollsorten, und Magozzi hätte
ein Jahresgehalt darauf verwettet, dass diese Taschen noch nie
zuvor die Hände des Chief gespürt hatten.
«Monkeewrench
hat das Spiel gestern Morgen aus dem Netz genommen, und zwar gleich
nachdem sie von dem Friedhofsmord erfuhren», rief ihm Gino
ins Gedächtnis.
«Niemand
außer den Leuten, die an diesem Fall arbeiten, und den
Pfeifen von Monkeewrench hat über den siebten Mord
hinaus noch ein weiteres
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