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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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es abgesehen von ihrem Gepäck im Kofferraum wie an jedem beliebigen Nachmittag, an dem sie zur Arbeit fuhr. Ich winkte, sie winkte und ließ den Motor an, setzte rückwärts auf die Straße und legte den Gang ein, woraufhin das Auto auf seine Käferart die Straße hinabfuhr und verschwand.
    Was würde jetzt passieren? Wie würden unsere Tage aussehen?
    Mutter hielt uns doch zusammen, in meinem und Yngves Leben war sie das Zentrum, das wussten wir, das wusste auch Vater, aber vielleicht wusste sie es ja nicht. Hätte sie sonst einfach so davonfahren können?
    Messer und Gabeln, die gegen Porzellan schlagen, Ellbogen, die sich bewegen, Köpfe, die starr gehalten werden, aufrechte Rücken. Keiner sagt etwas. Das sind wir drei, der Vater und die zwei Söhne, dort sitzen wir zusammen und essen. Um uns herum verstreichen überall die siebziger Jahre.
    Das Schweigen wächst. Und wir merken es alle drei, dieses Schweigen ist nicht so, dass es sich auflösen könnte, es ist eines, das ein Leben lang währt. Sicher, man kann etwas sagen darin, man kann reden, aber deshalb endet das Schweigen nicht.
    Vater legte den Knochen auf den Teller mit Kartoffelschalen und nahm sich ein zweites Kotelett. Yngve und ich bekamen jeder nur eins.
    Yngve war fertig.
    »Danke fürs Essen«, sagte er.
    »Es gibt noch Nachtisch«, erwiderte Vater.
    »Ich möchte keinen«, sagte Yngve. »Trotzdem danke.«
    »Warum möchtest du keinen?«, fragte Vater. »Es gibt Ananas mit Sahne. Das magst du doch.«
    »Davon bekomme ich aber immer so viele Pickel«, antwortete Yngve.
    »In Ordnung«, sagte Vater. »Du darfst aufstehen.«
    Er sah mich an, als Yngve aufstand, als gäbe es ihn nicht.
    »Aber du möchtest doch sicher einen, Karl Ove?«
    »Ja, klar«, antwortete ich. »Es gibt nichts Besseres.«
    »Schön«, sagte er.
    Ich saß da, schaute aus dem Fenster und wartete darauf, dass er fertig sein würde. Aus Yngves Zimmer drang Musik an meine Ohren. Auf der Straße hatte sich eine Gruppe von Kindern versammelt, die als Tormarkierungen zwei Steine auf die Erde legten. Unmittelbar darauf hörte man das dumpfe Klatschen von Füßen, die einen nassen Ball treffen, und die leisen Rufe, die immer lauter werden, wenn Fußball gespielt wird, unabhängig davon, in welcher Form dies geschieht.
    Endlich richtete sich Vater auf, nahm die Teller und kratzte sie über dem Mülleimer sauber, stellte anschließend ein Schälchen mit Ananas und Sahne an meinen Platz, eins an seinen eigenen.
    Schweigend aßen wir unsere Portionen.
    »Danke fürs Essen«, sagte ich und stand auf. Vater erwiderte nichts, stand nur ebenfalls auf, füllte den Kaffeekessel mit Wasser, holte eine Tüte Kaffee aus dem Schrank.
    Dann drehte er sich um.
    »Du?«, sprach er mich an.
    »Ja«, sagte ich.
    »Du darfst Yngve nie wegen seiner Pickel ärgern. Hast du verstanden? Darüber will ich nie etwas hören müssen.«
    »In Ordnung«, sagte ich und blieb stehen, um abzuwarten, ob er noch mehr sagen wollte.
    Vater wandte sich um und schnitt die Ecke der Kaffeetüte ab, und ich ging in Yngves Zimmer. Er spielte auf seiner elektrischen Gitarre, einer schwarzen Les-Paul-Kopie, die mich so überrascht hatte, als ich sie zum ersten Mal hörte, weil ich überzeugt gewesen war, dass sie ohne Verstärker keinen Ton von sich geben würde. Aber das tat sie, Yngve saß da und spielte, das Gesicht voller Pickel, und sie gab leise und klirrende Töne von sich.
    »Wollen wir was spielen?«, fragte ich.
    »Ich spiele schon«, antwortete er.
    »Ein Spiel, du Idiot«, sagte ich.
    »52 aufheben?«, fragte er.
    »Ha, ha«, sagte ich. »Das kann man nur einmal spielen. Und das habe ich schon getan. Kannst du mir nicht einen Griff beibringen?«
    »Nicht jetzt. Ein anderes Mal.«
    »Bitte.«
    »Na schön, einen«, sagte er. »Setz dich.«
    Ich setzte mich neben ihm aufs Bett. Er legte die Gitarre in meinen Schoß. Setzte drei Finger auf den Bund.
    »Das ist E«, sagte er und zog die Hand fort.
    Ich setzte die Finger dahin, wo seine gewesen waren.
    »Gut«, sagte er. »Und jetzt schlägst du ihn an.«
    Ich schlug, aber nicht alle Saiten klangen.
    »Du musst fester drücken«, meinte er. »Außerdem musst du aufpassen, dass die anderen Finger nicht die freien Saiten dämpfen.«
    »Okay«, sagte ich und versuchte es noch einmal.
    »Das war gut«, meinte er. »Siehst du. Jetzt kannst du E.«
    Ich reichte ihm die Gitarre und stand auf.
    »Und, weißt du noch, welche Saite welche ist?«, fragte er.
    »EADGHE«, antwortete

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