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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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an deren Rand häufig ein oder zwei Finger lagen, in mir weckte; oder zum Beispiel der Mund, der häufig offen stand, häufig zu einer Grimasse verzogen war, oder zum Beispiel die Pobacken, die manchmal so schön und rund waren, dass ich nicht still liegen konnte, ging es nicht um diese Teile an sich, das Ganze war eher etwas, in dem ich badete, in einer Art Meer ohne Anfang oder Ende, einem Meer, in dem man sich vom ersten Moment, vom ersten Bild an immer mittendrin befand.
    »Siehst du eine Möse, Geir?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber hier ist eine mit Riesentitten. Willst du mal sehen?«
    Ich nickte, und er hielt mir das Heft hin.
    Ketil saß im Schneidersitz ein, zwei Meter von uns entfernt und hielt ein Heft in den Händen, warf es aber schon nach wenigen Minuten von sich und stand auf.
    »Ich habe sie mir schon zu oft angesehen«, meinte er. »Ich brauche bald Nachschub.«
    »Wo hast du die eigentlich her?«, fragte ich, schaute zu ihm hoch und hielt dabei zum Schutz vor der Sonne eine Hand über die Augen.
    »Ich habe sie gekauft.«
    »GEKAUFT?«
    »Ja.«
    »Aber sind das nicht alte?«
    »Sie sind gebraucht, du Idiot. In der Stadt gibt es einen Friseursalon, der auch alte Hefte verkauft. Die haben jede Menge Pornohefte.«
    » Du darfst die kaufen?«
    »Sieht ganz so aus«, antwortete er.
    Ich sah ihn sekundenlang an. Legte er mich herein?
    Es hatte nicht den Anschein.
    Ich blätterte weiter. Plötzlich tauchten Bilder von zwei jungen Frauen auf einem Tennisplatz auf. Sie trugen kurze Tennisröcke, der eine hellblau, der andere weiß, weiße Tennishemden, Schweißbänder um die Handgelenke, weiße Tennissocken und weiße Tennisschuhe. Jede hielt einen Schläger in der Hand. Sie würden doch wohl nicht?
    Ich blätterte um.
    Die eine lag im Gras und hatte das Hemd so weit hochgezogen, dass man ihre Brüste sah. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt. Hatte sie auch keinen Slip an?
    Tatsächlich.
    Schon bald waren beide nackt und knieten mit hochgereckten Pos direkt am Netz. Das war fantastisch. Fantastisch. Fantastisch.
    »Schau mal, Geir«, sagte ich. »Zwei, die Tennis spielen!«
    Er warf einen Blick in meine Richtung und nickte, war aber zu sehr in sein eigenes Heft vertieft, um Zeit zu vergeuden.
    Ketil war zu dem alten, baufälligen Anleger hinuntergegangen, wo er Steine über das Wasser tanzen ließ, die er im Lehm am Ufer gefunden haben musste. Das Wasser lag spiegelblank, und bei jedem Aufschlagen der flachen Steine verbreiteten sich kleine, kreisförmige Wellen.
    Ich hatte drei oder vier Hefte durchgeblättert, als er vor uns stehen blieb. Ich schaute zu ihm auf.
    »Es macht Spaß, auf dem Bauch zu liegen und sie zu lesen«, sagte ich.
    »Hahaha! Dir gefällt es also, da zu liegen und dich zu reiben«, erwiderte er.
    »Ja«, sagte ich.
    »Das glaube ich dir sofort«, meinte er. »Aber ich muss jetzt los. Wenn ihr wollt, könnt ihr die Hefte behalten. Ich bin sie leid.«
    »Du schenkst sie uns?«, fragte Geir.
    »Bitte schön.«
    Er trat den Ständer wieder hoch, hob grüßend die Hand und ging, eine Hand auf die Mitte des Lenkers gelegt, den Anstieg hinauf. Fast sah es aus, als führte er ein Tier.
    Dass es Geirs Aufgabe sein würde, die Hefte bei sich zu verstecken, war uns beiden so klar, dass wir kein Wort darüber verlieren mussten, als wir uns eine Stunde später vor unserem Haus trennten.
    Mutters Pizzen hatten dicke Böden, die an den Seiten hoch aufstiegen, so dass der Belag aus Hackfleisch, Tomaten, Zwiebeln, Champignons, Paprika und Käse wie eine Ebene aussah, die an allen Seiten von einer langgezogenen Bergkette umschlossen war. Wie immer samstagabends saßen wir am Esstisch im Wohnzimmer. Vor dem Fernseher hatten wir noch nie gegessen, das war undenkbar. Vater schnitt mir ein Stück ab und legte es auf meinen Teller, ich goss Cola aus der Literflasche in mein Glas, auf der die Coca-Cola-Buchstaben in weißer Farbe auf das leicht grünliche Glas gedruckt waren, statt wie sonst auf einem aufgeklebten roten Etikett zu stehen. Pepsi-Cola wurde an der Südküste nicht verkauft, ich hatte sie nur einmal bei einem Fußballturnier in Oslo getrunken, dem Norway Cup, und neben dem U-Bahn-Fahren und dem Frühstück, bei dem wir uns so viel Cornflakes nehmen durften, wie wir wollten, hatte dies zu den größten Vorzügen des Turniers gehört.
    Als die Pizza aufgegessen war, fragte Vater, ob wir Lust hätten, ein neues Spiel mit ihm zu spielen. Das hatten wir.
    Mutter räumte den Tisch

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