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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Decke, während die Atmosphäre der Musik auf ihre unbegreifliche Art in mich hineinglitt und mich dorthin hob, wo sie war. Es war ein fantastisches Gefühl. Nicht nur, weil es schön war, es ging auch noch um etwas anderes, was nichts mit dem Raum zu tun hatte, in dem ich lag, oder mit der Welt, die mich umgab.
    I once had a girl, or should I say, she once had me …
    She showed me her room, isn’t it good, Norwegian wood?
    Fantastisch, fantastisch.
    Dann las ich weiter über Madame Curie, bis es zehn war und ich das Licht ausschaltete. Kurz vor dem Einschlafen, als die Dinge im Zimmer ins Schwimmen kamen und Bilder erzeugten, deren Herkunft mir unbekannt war, die ich aber dennoch akzeptierte, wurde plötzlich die Tür geöffnet und die Deckenlampe eingeschaltet.
    Es war Vater.
    »Wie viele Äpfel hast du dir heute genommen?«, fragte er.
    »Einen«, antwortete ich.
    »Bist du sicher? Großmutter hat gesagt, dass du von ihr noch einen bekommen hast.«
    »Ja?«
    »Aber du hast auch nach dem Essen einen bekommen. Erinnerst du dich?«
    »Oh nein! Das hatte ich völlig vergessen!«, sagte ich.
    Vater schaltete das Licht aus und schloss ohne ein weiteres Wort die Tür.
    Am nächsten Tag rief er mich nach dem Essen zu sich. Ich ging in die Küche.
    »Setz dich«, sagte er. »Du bekommst einen Apfel von mir.«
    »Danke«, sagte ich.
    Er reichte mir einen Apfel.
    »Du wirst jetzt hier sitzen und ihn essen«, erklärte er.
    Ich schaute kurz zu ihm auf. Er begegnete meinem Blick, seine Augen waren ernst, und ich sah nach unten und begann, den Apfel zu essen. Als ich fertig war, reichte er mir einen neuen Apfel.
    Woher hatte er den? War hinter seinem Rücken eine Tüte?
    »Hier hast du noch einen«, sagte er.
    »Danke«, erwiderte ich, »aber ich bekomme doch nur einen pro Tag.«
    »Gestern hast du dir zwei genommen, stimmt es nicht?«
    Ich nickte, nahm ihn und aß ihn auf.
    Er gab mir noch einen.
    »Hier hast du noch einen«, meinte er. »Heute ist dein Glückstag.«
    »Ich bin satt«, sagte ich.
    »Iss deinen Apfel.«
    Ich aß ihn, was mir weitaus schwerer fiel als bei den ersten beiden. Die Bissen schienen sich auf die kürzlich eingenommene Mahlzeit zu legen, und ich hatte das Gefühl, das kalte Apfelfruchtfleisch in meinem Magen zu spüren.
    Vater reichte mir noch einen.
    »Ich kann nicht mehr«, wehrte ich ab.
    »Gestern hast du auch keine Grenzen gekannt«, erwiderte er. »Hast du das schon vergessen? Du hast dir doch sicher zwei Äpfel genommen, weil du das wolltest, nicht? Heute kannst du so viele Äpfel bekommen, wie du willst. Iss.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er lehnte sich vor. Seine Augen waren eiskalt.
    »Iss deinen Apfel. Sofort.«
    Ich begann ihn zu essen. Bei jedem Schluck krampfte sich mein Magen zusammen, und ich musste mehrmals Speichel schlucken, um mich nicht zu übergeben.
    Er stand hinter meinem Rücken, es gab keine Möglichkeit, mich zu drücken. Ich weinte und schluckte, schluckte und weinte. Schließlich konnte ich einfach nicht mehr.
    »Ich bin total satt!«, sagte ich. »Ich kann nicht mehr weiteressen!«
    »Iss ihn auf«, befahl Vater. »Du magst doch so gerne Äpfel.«
    Ich versuchte, noch ein paar Bissen zu schlucken, aber es ging einfach nicht.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte ich.
    Er sah mich an. Dann nahm er den halb gegessenen Apfel und warf ihn in den Mülleimer im Spülenunterschrank.
    »Du kannst jetzt auf dein Zimmer gehen«, sagte er. »Ich hoffe, das wird dir eine Lehre sein.«
    Als ich in meinem Zimmer war, sehnte ich mich im Grunde nur nach einem: erwachsen zu werden. Das würde bedeuten, vollkommen frei über mein eigenes Leben bestimmen zu können. Ich hasste Vater, aber ich war ihm ausgeliefert, es gab keinen Ausweg aus seiner Macht. Es war unmöglich, sich an ihm zu rächen. Nur in meinen Gedanken und in meiner Fantasie, die sie immer so rühmten, konnte ich ihn vernichten. In meinen Fantasievorstellungen wuchs ich und wurde größer als er, legte meine Hände auf seine Wangen und drückte zu, so dass sich seine Lippen zu jenem dummen Mund falteten, den ich wegen meiner vorstehenden Zähne hatte und den er so oft nachahmte. In diesen Tagträumen schlug ich ihm mit geballter Faust so hart auf die Nase, dass sie brach und Blut floss. Oder noch besser, ich schlug ihn so, dass das Nasenbein in sein Gehirn gepresst wurde und er starb. Ich schleuderte ihn an die Wand, ich warf ihn die Treppe hinunter. Ich packte ihn im Nacken und knallte sein Gesicht auf den Tisch. Solche Dinge

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