Spielen: Roman (German Edition)
wir gingen, so klar waren, all diese Blätter, die gelb glänzten und rot leuchteten, und so matt im gedämpften, leicht kalten Grau des Himmels, gab mir das Gefühl, auf dem Boden eines Kastens zu gehen, unter dem Deckel des Himmels, wobei die Hügel, die sich in allen Richtungen erhoben, die Wände bildeten, auf denen er ruhte.
Ein paar hundert Meter weiter kamen wir an einem großen Grundstück mit einer Rasenfläche vorbei, die sich bis zum Wald hinter dem Haus erstreckte. Das Haus da oben war im Verhältnis zur Größe des Grundstücks erstaunlich klein. Ein schmaler Kiesweg führte zu ihm hinauf, und vor dem Briefkasten an seinem Ende blieben wir stehen, denn vor dem Haus und neben einem breiten Bach, der aus dem Wald herabstürzte, stand eine alte Dame und zerrte an einem Baum, der sich verkeilt hatte.
Der Baum war ungefähr drei Mal so lang wie sie und von einem breiten Netz dünner Äste umgeben.
Aus irgendeinem Grund bemerkte sie uns, denn im nächsten Moment richtete sie sich auf, sah in unsere Richtung und winkte uns zu, aber nicht grüßend, da ihre Hand zu ihr selbst gebeugt war. Offenbar wollte sie, dass wir zu ihr kamen.
So schnell wir konnten liefen wir erst über den Kies, danach über den weichen, nassen Rasen und blieben vor ihr stehen.
»Ihr seht richtig stark aus«, sagte sie. »Meint ihr, ihr könnt einer alten Dame helfen? Ich würde diesen Baum gerne aus dem Bach holen, aber er hat sich verhakt.«
Geschmeichelt gingen wir ans Werk. Geir trat möglichst nahe ans Wasser heran und packte dort einen Ast, und ich tat auf der anderen Seite das Gleiche, während Anne Lisbet und Solveig am Stamm selbst zogen. Anfangs rührte er sich nicht vom Fleck, aber dann begann Geir, Ohe! Ohe! zu rufen, damit wir alle im gleichen Rhythmus zogen, und auf die Art gelang es uns, ihn Stück für Stück herauszuziehen. Als er freikam, erfasste die Strömung sein Ende, so dass er auf unsere Seite gespült wurde, aber wir hielten fest und zerrten ihn an Land.
»Oh, das habt ihr wirklich toll gemacht!«, rief die alte Dame. »Vielen Dank! Wisst ihr, das hätte ich alleine niemals geschafft. Ihr habt wirklich Kraft, Kinder! Das muss ich schon sagen. Wartet mal kurz, ich gehe als Dankeschön etwas für euch holen.«
Mit gesenktem Kopf ging sie zum Haus und verschwand hinter der Tür.
»Was wir wohl von ihr bekommen?«, fragte ich.
»Vielleicht einen Keks«, schlug Geir vor.
»Oder eine Tüte mit Gebäck«, sagte Anne Lisbet. »Die hat meine Oma immer bereitliegen.«
»Ich glaube Äpfel«, meinte Solveig. Und als sie es sagte, glaubte ich es auch, denn auf der anderen Seite des Wegs standen zahlreiche Apfelbäume.
Als sie wieder aus dem Haus trat und genauso gebeugt auf uns zuging, hatte sie jedoch nichts in der Hand. Hatte sie nichts gefunden?
»Hier«, sagte sie. »Das ist für euch als Dank für eure Hilfe. Wer will es an sich nehmen? Es ist für euch alle.«
Sie hielt uns ein Geldstück hin. Es war eine Fünfkronenmünze.
Fünf Kronen!
»Ich nehme es«, sagte ich. »Vielen Dank!«
»Ich habe zu danken«, erwiderte die alte Dame. »Macht es gut!« Aufgekratzt liefen wir zur Straße hinunter, schlugen automatisch den Weg ein, den wir gekommen waren, und diskutierten, was wir mit dem Geld machen sollten. Geir und ich wollten sofort ins Geschäft gehen und Süßigkeiten davon kaufen. Anne Lisbet und Solveig wollten auch Süßigkeiten kaufen, aber nicht direkt zum Geschäft gehen, es gebe bald Essen, sie müssten nach Hause. Wir einigten uns darauf, das Geld bis zum nächsten Tag aufzuheben und uns dann etwas zum Naschen zu kaufen.
Oben am Weg gingen Anne Lisbet und Solveig nach Hause, während Geir und ich auf der Hauptstraße blieben, die zum Geschäft führte. Als wir vor dem Laden standen, hielten wir es einfach nicht aus, bis zum nächsten Tag zu warten, wie wir ursprünglich beschlossen hatten, denn die Fünfkronenmünze brannte in meiner Tasche, sie war das Einzige, woran wir denken konnten. Das Geld erst am nächsten Tag auszugeben, ging einfach nicht, so dass wir uns darauf einigten, die Süßigkeiten jetzt zu kaufen, aber bis morgen aufzusparen, um Anne Lisbet und Solveig damit zu überraschen.
So machten wir es.
Aber kaum hatten wir die Süßigkeiten gekauft und uns auf den Weg zur Straße gemacht, als uns Geirs Vater in seinem Käfer entgegenkam. Er hielt neben uns, beugte sich über den Beifahrersitz hinweg und öffnete die Autotür.
»Steig ein!«, sagte er.
»Kann Karl Ove
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