Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren

Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren

Titel: Spielintelligenz im Fußball - kindgemäß trainieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Wein
Vom Netzwerk:
ob es sich um ein Wettspiel handeln würde.
Gewinnen ist meist die Konsequenz einer guten Spielleistung, weshalb wir die Spieler motivieren sollten, ihre Aufgaben auf dem Spielfeld so gut wie irgendmöglich zu lösen. Ihre individuellen Spielleistungen sind wie reife Früchte, die, bedingt durch ihr eigenes Gewicht, vom Baum fallen.
Bei den E- und F-Junioren ist gewinnen leichter zu erlernen, als guten Fußball zu spielen. Um zu gewinnen, wird Bekanntes wiederholt angewendet und keine „unnötige” Zeit beim Erlernen neuer Erfahrungen verloren. Nur die Spielelemente werden gepflegt, die zum Sieg führen, wie z. B. das Wegdreschen des Balls aus der Gefahrenzone, ein Pressing des Gegners in seiner Hälfte und der direkte Angriff durch die Spielfeldmitte.
    „ Am wichtigsten ist nicht zu gewinnen oder zu verlieren, sondern sich zu amüsieren. “
7 Was ist für die Ausbildung junger Fußballspieler wichtiger, zu siegen oder sich optimal auf die Zukunft vorzubereiten?
    Der alte Slogan, dass die Teilnahme am Spiel wichtiger als alles andere sei, wurde bereits vor langer Zeit von den meisten Fußballvereinen verworfen, weil es überall Jugendtrainer gibt, die ihre auszubildenden Spieler dazu „benutzen”, sich auf beruflicher und sozialer Ebene zu profilieren.
    Die überall zu beobachtende Kultur des Sieges im Fußball unter 14 Jahren verursacht in allen Teilen der Welt viel Schaden, nicht nur für die jungen Spieler, sondern auch für die Vereine, weil die Qualität der Ausbildung der jungen Talente durch das „Gewinnenmüssen” sehr beeinträchtigt wird.
    Wenn der Sieg von heute einer optimalen Ausbildung des jungen Fußballtalents für morgen vorgezogen wird, dann stimmt etwas nicht . Nur in wenigen Vereinen wird die Qualität ihrer jahrelangen Ausbildung an der Zahl der Spieler gemessen, die am Saisonanfang in die Repräsentativmannschaft des Klubs aufrücken. Für sie bedeutet, einen Pokal weniger im Jugendfußball zu gewinnen, häufig ein optimal vorbereitetes Talent mehr für ihre erste Mannschaft „produziert” zu haben.
    Die spanische Zeitung El Pais veröffentlichte am 5. September 2000 einen Artikel, in dem behauptet wurde, dass von den 20 Millionen nordamerikanischen Kindern, die am organisierten Sport teilnahmen, 14 Millionen dem Sport den Rücken zukehrten, bevor sie das Alter von 13 Jahren erreichten. Auch im spanischen Fußball wird die konstante Zunahme von Kindern, die nach sechs und mehr „stressigen” Jahren von 11:11-Spielen, zwischen 13 und 15 Jahren den Fußball enttäuscht verlassen, mit Besorgnis beobachtet, ohne diesem Phänomen Aufmerksamkeit geschenkt und die Gründe hierfür untersucht zu haben.
    Das massive Abwandern ist eine Folge der Frustration vieler junger Spieler, die sich ursprünglich auf dem Fußballplatz mit Freunden nur vergnügen wollten (so wie es früher im Straßenfußball der Fall war). Mit den Jahren jedoch sind sie zu der bitteren Erkenntnis gekommen, dass ein Spiel, das die Erwachsene zu faszinieren vermag, nicht unbedingt auch für die Kinder funktionieren muss. Die Rechte des jungen Spielers beim Fußballspielen werden meist sträflich missachtet. Ohne viel zu überlegen, wird das Erwachsenenspiel auch mit den Kindern praktiziert, ohne es dem Kind anzupassen. Die zu komplexen und schwierigen Spielsituationen führen bei den noch im Lernprozess befindlichen Kindern zu einer viel höheren Fehlerquote, als das bei den Erwachsenen der Fall ist. Außerdem werden viele Kinder, bedingt durch die hohe Teilnehmerzahl am Spiel, zum passiven Zuschauen verurteilt. Das gesamte Spiel über stehen sie unter Erfolgszwang, weil die Erwartungen ihrer erfolgsorientierten Trainer und ihrer Eltern normalerweise sehr hoch sind.
    Die Welt des Profifußballs hat mit den Jahren auch die der Kinder und Jugendlichen nur negativ beeinflusst. Ein Sieg wird heute von vielen Trainern als absolut notwendig erachtet, unabhängig davon, ob die Kinder und Jugendlichen Freude am Spiel haben oder nicht . Sichbeim Spiel zu vergnügen, zu experimentieren und neue Erfahrungen zu machen, sich wohl und fähig zu fühlen, sich etwas Neues einfallen zu lassen, um den Gegner zu täuschen und alle fünf Sinne zu mobilisieren, wird heute beim Wettspiel immer mehr ersetzt durch ein Um-den-Sieg-Bangen, beim Spiel Angst vor einer Blamage haben und unter viel Druck zu stehen, weil man weiß, dass man die hohen Erwartungen der Eltern und Trainer nicht erfüllen kann.
    R. Denoueix, Ex-Coach des spanischen Klubs

Weitere Kostenlose Bücher