Spielregeln im Job durchschauen
für weiblichen Perfektionismus zu eröffnen – nach dem Motto: »Es reicht nicht, den anderen seine Grenzen aufzuzeigen, ich muss es auch noch schlagfertig tun.« Sicher, man kann Schlagfertigkeit üben, aber man sollte dafür nicht zu viel Energie investieren. Schlagfertigkeit ist das Sahnehäubchen der Souveränität. Wenn man sich sicher fühlt, wird man oft wie von selbst schlagfertig und kann sich daran freuen. Viel wichtiger, als schlagfertig zu sein, ist es aber, sich dann abzugrenzen, wenn es nötig ist. Und: Wer sich rechtfertigt, hat schon verloren. Ziehen Sie eine Grenze und dann gilt, einfach einmal zu schweigen – und nicht eine Erklärung nachzuschieben, um sich doch gleich wieder beliebt zu machen. Pokerface aufsetzen und Ruhe bewahren. So festigen Sie Ihre Position. Wenn Sie weiter sprechen, wird der andere das als Zurückrudern interpretieren und Sie nicht ernst nehmen.
Eine tiefe Stimme vermittelt einen höheren Status. Frauen wird oft vorgeworfen, dass ihre Stimmen zu hoch sind – ich frage mich, ob man auf das Argument überhaupt eingehen sollte, schließlich geht es nicht um ein Sprechercasting. Und je mehr Frauen in höheren Positionen arbeiten, umso mehr werden sich alle daran gewöhnen, auch mal eine höhere Stimme zu hören. Interessant ist aber der Hinweis des Autors Tom Schmitt, dass eine Stimme durch Entspannung und durch langsameres Sprechen tiefer wird. Beides vermittelt Souveränität, und das kann nie schaden. Aus diesem Grund lohnt sich ein Stimmtraining, wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie hoch und schnell sprechen – und vielleicht auch das Gefühl haben, schnell dabei zu ermüden.
»Der hat mir meine Idee weggenommen ...«
Bei diesem Klassiker bei Besprechungen muss ich manchmal an kleine Mädchen denken, die sich auf dem Spielplatz mit leisem Stimmchen beschweren, wenn ein Junge etwas macht, was ihnen nicht gefällt: »Der darf das nicht!« Ja, stimmt, der Junge darf das Mädchen am Klettergerüst nicht einfach zur Seite drängeln und der Kollege darf Ihnen in der Besprechung auch nicht einfach die Idee wegnehmen. Und tut es trotzdem. Das höre ich in vielen Vorträgen und Workshops immer wieder. Was meistens geschieht? Die Frauen ärgern sich und lassen es durchgehen. Sie erwarten, dass sie mit ihrer Idee etwas gelten. Dabei geht es um Dominanz. Das heißt, Sie sind aufgefordert, sofort deutlich zu machen, dass es Ihre Idee war. Je nach Situation bieten sich dafür unterschiedliche Formulierungen an. Eine könnte sein: »Ich freue mich, dass Sie meine Idee unterstützen. Bei Punkt x ist noch folgender Aspekt zu beachten ...«
Doch es könnte sich auch lohnen, früher anzusetzen. Ich bin mir oft nicht sicher, ob die Frauen bei der Äußerung ihrer Idee tatsächlich die Aufmerksamkeit des männlichen Publikums hatten und deutlich gemacht haben, dass es ihre Idee war. Ich vermute, dass Frauen auch eine andere Ausstrahlung hätten und weniger in Gefahr gerieten, dass ihnen ihre Ideen weggenommen werden, wenn sie stärker darauf achteten, sich mit ihren Ideen gut zu positionieren und ihre Argumentation für Besprechungen umfassend strategisch vorzubereiten. In solchen Situationen einmal anders zu reagieren, lässt sich im Coaching oder in Workshops gut in Rollenspielen trainieren.
Der Platzhirsch kämpft auch für die Bedeutung »seiner« Abteilung. So machte Ulla Schilder in ihrem Unternehmen eine interessante Beobachtung. Mit der EDV klappte etwas nicht. Ein Kollege der Fachabteilung beschwerte sich bei Ulla Schilders Kollegin in der EDV-Abteilung. Die Kollegin war sofort bestürzt und sah die EDV-Abteilung in der Verantwortung. Die Ursache des Fehlers war aber noch gar nicht klar. Daraufhin mischte sich der Gruppenleiter der EDV-Abteilung ein und sagte zum Kollegen aus der Fachabteilung: »Wir wollen Ihr Problem beheben.« Anstatt sich den Schuh gleich anzuziehen, zog er erst einmal eine Grenze und wies den Angriff auf die EDV-Abteilung zurück.
Platzhirschen virtuell Paroli bieten, aber wie?
Auf diese fünf Punkte sollten Sie bei Mails achten:
Das Verteiler-Spiel: Ein Mann will seine eigene Bedeutung klarmachen und sich gleichzeitig im Machtgefüge mit seiner Position absichern. Der Spielzug besteht darin, eine E-Mail, die die eigene Position deutlich macht oder mit der er jemanden angreifen möchte, an einen möglichst großen Verteiler zu schicken. Auf Frauen wirkt das meist lächerlich, auf manche Männer auch. Aber Vorsicht, keine Illusionen bitte: Wenn dieses
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