Spielregeln im Job durchschauen
das unnötig – und in reinen Frauenteams kann man sich diese Sichtweise auch gut leisten. Dann arbeiten die weiblichen Mitglieder konstruktiv und effektiv zusammen, besprechen das sachlich Nötige, ohne Zeit für Profilierungsshows aufwenden zu müssen. Nur bestimmt man als Minderheit in Männerteams leider eben nicht die Spielregeln. Und der Verzicht auf Positionierungskämpfe bedeutet, dass Sie sich auf dem allerletzten Platz der Rangordnung wiederfinden. Das ist dann wenig nützlich, um die Sachthemen voranzubringen, die Ihnen am Herzen liegen. Andererseits gibt es viele Frauen, denen es mit etwas Übung Freude bereitet, wenn sie bei den mikropolitischen Spielchen Punkte für sich verbuchen können. Schließlich gibt es inzwischen auch Boxerinnen und Pokerspielerinnen. Selbst wenn das nicht direkt mit einem Managerposten vergleichbar ist, zeigt es doch, dass Frauen in ihrem Verhaltensspektrum grundsätzlich nicht limitiert sind.
Wie können Sie also pragmatisch punkten, um sich gut zu positionieren? Erst einmal muss Ihnen klar sein, wo sich überhaupt das Spielfeld befindet.
Platzhirsche und ihre Aktionsfelder
Ein Platzhirsch dominiert eine Gruppe. Also muss er im Team oder in der Öffentlichkeit beweisen, dass er der Tollste ist. Eine gute Bühne sind beispielsweise Abteilungsmeetings.
Hier die sieben wichtigsten Regeln, um bei Meetings und Präsentationen das eigene Terrain zu sichern:
Melden Sie sich in jeder Besprechung zu Wort.
Sagen Sie »ich«.
Denken Sie nicht laut.
Sprechen Sie nie ungefragt negativ über sich.
Halten Sie sich nicht mit formalistischen Details auf.
Punkten Sie mit Zahlen.
Setzen Sie anderen verbal Grenzen.
1. Melden Sie sich in jeder Besprechung zu Wort
Nicht immer muss man das große Ganze mit allen Details präsent haben, um in Besprechungen mitzureden. Es gilt nicht: »Ich weiß etwas ganz Besonderes, was noch nicht gesagt worden ist, und darum sage ich etwas.« Sondern es gilt: »Ich sage etwas und zeige damit, dass ich wichtig bin und dazugehöre. Es reicht, wenn ich meinen Vorrednern zustimme oder ihren Beitrag ergänze.« Machen Sie sich bewusst, dass wir in einer Ökonomie der Aufmerksamkeit leben.
Ulla Pöllinger, Managerin im Vertrieb eines amerikanischen Medienunternehmens, hat das mit zunehmender Berufserfahrung gelernt. Früher war sie in Verhandlungen oft zurückhaltend. »Heute beziehe ich eher Position – auch ohne eine kleine Studie oder exakte Zahlen parat zu haben.« Sie hat sich vom Perfektionismus ihrer Anfangsjahre gelöst – und nimmt in Kauf, dass eventuell ein nicht so wichtiges Detail nachgetragen werden muss.
Der Personalexperte Peter Friederichs forderte als Bereichsleiter in einer Großbank seine Mitarbeiterinnen immer wieder auf, während besonders wichtiger Besprechungen etwas zu sagen – und das bereits in der ersten Viertelstunde, um zu zeigen: »Ich bin hier, ich nehme Einfluss.« Einer Mitarbeiterin erklärte er das ganz ausdrücklich, indem er sagte: »Sie sind hier nicht als Privatperson. Sie sind hier in Ihrer Berufsrolle, für die Sie bezahlt werden – so wie eine Schauspielerin, die auf der Bühne den Text von Gretchen im Faust spricht.« Friederichs ist überzeugt: »Frauen unterliegen oft dem Irrtum, es müsste relevant sein, was sie sagen, damit sie respektiert werden. Dabei ist es genau umgekehrt. Wenn sie nichts sagen, sieht keiner ihre Kompetenz und keiner nimmt sie ernst. Für Männer ist es einfach wichtig, den Standpunkt der anderen zu kennen – auch wenn er derselbe ist wie der eigene.« Es gilt: Wenn man sich trifft, sollte man auch was sagen. Wer nichts sagt, kann ja gehen.
Um die eigene Bedeutung und symbolisch die Größe des Reviers zu unterstreichen, ist die Redezeit ein wichtiges Hilfsmittel. Achten Sie also darauf, dass Sie nicht zu kurz sprechen. Dazu neigt man leicht aus Unsicherheit, weil man den unangenehmen Akt des Sprechens vor anderen möglichst schnell hinter sich bringen will. Als Gegenstrategie hilft es, sich vorher positiv auf die Besprechung einzustimmen – etwa, wie schön es ist, dass man etwas zu sagen hat und dass die anderen einem genauso zuhören müssen wie man selbst ihnen. Gegen das Abkürzen eines Redebeitrags hilft auch, sich vorher Stichpunkte zu notieren – und dann auch wirklich zu jedem Punkt etwas sagen. Außerdem sollten Sie sich nicht unterbrechen lassen, sondern mit Ihrem Thema fortfahren. Das ist für viele Frauen nicht einfach. Gestehen Sie sich eine gewisse Übergangszeit zu.
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