Spielregeln im Job durchschauen
Wirksamer, als bestimmte Formulierungen für solche Situationen auswendig zu lernen, ist es, sich eine bestimmte Haltung zuzulegen. Nämlich: davon überzeugt zu sein, dass das eigene Thema wichtig ist und deshalb zu Ende gebracht werden muss. Gestehen Sie Ihrem Kollegen innerlich ruhig zu, dass er mit seiner Unterbrechung einen Platzhirsch-Punkt machen will. Aber lassen Sie es ihm trotzdem nicht durchgehen. Zu den wichtigen Formalien bei Besprechungen gilt auch, grundsätzlich nie die Letzte zu sein, die das Wort ergreift. Das wertet Sie ab und führt zu Reaktionen wie »Jetzt will die auch noch was sagen«.
Auch wenn es wichtig ist, sich zu Wort zu melden, gilt: Überstürzen Sie nichts, wenn Sie eine neue Position übernehmen. Schließlich müssen Sie erst einmal den Code kennenlernen und ein Gespür dafür entwickeln, auf welche Art und Weise in der Runde kommuniziert wird.
Clara Nowak, Abteilungsleiterin Firmenkunden bei einer Versicherung, fühlte sich bei ihren ersten Besprechungen im Führungszirkel an fremde Eingeborenenrituale erinnert: »Ich verstand weder, was besprochen wurde, noch war mir klar, ob, und wenn ja, was beschlossen wurde.« Eine Kollegin, die an diesen Besprechungen schon länger teilnahm, beruhigte sie: Das sei ganz normal. Inzwischen hat sich Clara Nowak an das Imponiergehabe der Männer gewöhnt und kann die wichtigen Aussagen herausfiltern. Und sie fordert sich selbst zum Mitspielen auf: »Hey, du musst lauter sein, nur dezent reicht nicht.«
2. Sagen Sie »ich«
Ulla Schilder, die bereits zitierte Software-Expertin in einem Telekommunikationsunternehmen, war erst einmal erstaunt, als in ihrer Abteilung ein neuer Gruppenleiter anfing. Er war aktiv, äußerte seine Meinung deutlich und machte mit seinen Statements oft andere nieder: »Das typische Platzhirsch-Verhalten, er tut so, als ob er genau weiß, wie’s läuft und was richtig ist.«
Wichtig ist, den Gesprächspartnern zu vermitteln, dass man zu den eigenen Aussagen steht. Die Verwendung des Wortes »ich« ist dazu sehr hilfreich. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist es noch lange nicht. Frauen halten sich im Job immer noch viel zu vornehm zurück. So sind – trotz aller Aufklärungshilfe von Sprachexpertinnen wie Deborah Tannen – bei vielen immer noch Wörter wie »könnte«, »hätte«, »sollte« sehr beliebt. Dabei ist grundsätzlich eine sparsame bis geizige Haltung diesen Wörtern gegenüber angebracht. Der Konjunktiv relativiert die eigene Meinung. Frauen präsentieren sich damit nicht als Gewinnerinnen, sondern laden alle anderen damit ein, zu denken und dann auch zu sagen, dass »man das aber ganz anders machen könnte«.
Doch es gibt viele Situationen, in denen es strategisch sinnvoll sein kann, nicht tough auf die eigene Position pochend aufzutreten, sondern sich bewusst indirekt auszudrücken. »In vielen Fällen ist es sinnvoll, mein Gegenüber zu fragen, ob man dies oder jenes nicht auch so oder so machen könnte«, sagt Petra Wieland, Marketingleiterin bei einem mittelständischen Unternehmen. »Denn dann hole ich die betreffende Person viel besser bei ihrem Standpunkt ab, ohne ihren Widerstand zu provozieren. Gerade wir Frauen haben doch die Fähigkeit zu merken, wo sich der andere befindet.«
Notwendige Voraussetzung, um »ich« sagen und auf die eigenen Leistungen verweisen zu können, ist, die eigene Leistung auch anzuerkennen. Frauen sind oft sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, von ihren eigenen beruflichen Erfolgen zu berichten, hat die Vertriebsmanagerin Ulla Pöllinger festgestellt. Doch die eigenen Leistungen bekannt zu machen, muss nicht bedeuten, dass man sich persönlich in den Vordergrund spielen will. Ihre Strategie: Sie setzt bewusst auf »Best-Practice«-Management, indem sie Kollegen und Vorgesetzten den Stand ihrer Projekte und die Ergebnisse mitteilt. »Früher dachte ich auch, dass es nicht gut ankommt, auf Erfolge zu verweisen. Aber inzwischen habe ich ein besseres Selbstbewusstsein für meine Arbeit entwickelt und erkannt, dass falsche Bescheidenheit schnell zu mangelndem Informationsfluss führen kann.«
3. Denken Sie nicht laut
Mareike Buchholz, Landschaftsarchitektin, ist begeistert von ihrem kreativen Beruf. In dem zehnköpfigen Team des Planungsbüros, in dem sie direkt nach dem Studium einen Job gefunden hatte, fühlte sie sich in der netten und kollegialen Atmosphäre wohl. Sie betreute selbstständig ein kleineres Projekt und war stolz darauf, bei
Weitere Kostenlose Bücher