Spielregeln im Job durchschauen
ist, dass Männer untereinander die Reviere der anderen normalerweise im Blick haben und respektieren. Sie sind sich im Berufsleben unbewusst oder bewusst völlig klar darüber, welche Entscheidungen oder Vorgänge Folgen für den Bereich des anderen haben könnten. Und wenn sie in das Terrain eines anderen eingreifen, sind sie sich klar darüber, dass es dadurch zu Konflikten kommen kann. In den meisten Fällen unterlassen sie es deshalb und tun es nur dann, wenn sie tatsächlich einen Machtkampf mit dem anderen Platzhirsch riskieren wollen.
Frauen orientieren sich an der Sache und haben für diese Spielregel oft kein Gespür. Sie schlagen vor, was man wie in anderen Revieren ändern könnte. Dadurch machen sie sich bei den männlichen Kollegen nicht beliebt. Männer empfinden so etwas als Angriff. Die plötzliche Feindseligkeit, die sie dann ausstrahlen, können Frauen nicht nachvollziehen: »Ich habe es doch nur gut gemeint, ich habe doch nur für die Sache argumentiert.« Das Unternehmen voranzubringen, ist zwar ein hehres und wichtiges Ziel, die meisten Männer sind aber darauf bedacht, dass das nicht auf Kosten ihres eigenen Einflussbereichs im Machtsystem geht. Diesen müssen sie vor Eindringlingen unbedingt schützen. Sie sollten also lieber zweimal überlegen, ob Sie Vorschläge machen, die nicht nur Ihre eigene Abteilung, sondern auch andere Abteilungen betreffen.
Wenn Sie merken, dass Sie bei einem hierarchisch gleichgestellten Kollegen aus einem anderen Bereich mit einem Thema nicht weiterkommen, nutzen Sie das Revierdenken der Männer und spielen Sie über Bande. Binden Sie Ihren Vorgesetzten mit ein, sodass er Ihre Idee zu seiner macht. Wenn er sich dann mit dem Vorgesetzten Ihres Kollegen auseinandersetzt und dabei erfolgreich ist, haben Sie das Problem mit dem Kollegen gelöst, denn der ist schon von seinem Vorgesetzten in Ihrem Sinne gebrieft worden.
Die Platzhirsche motivieren
Frauen sollten immer bedenken, dass ihre Vorschläge konkreten Nutzen für die Platzhirsche bieten müssen. Um zu erkennen, worin der Nutzen liegen könnte, hilft es, sich das Modell der Maslow’schen Bedürfnispyramide vor Augen zu führen. Der amerikanische Psychologe und Motivationsexperte Abraham Maslow geht dabei davon aus, dass es eine Hierarchie der Bedürfnisse gibt, die in einer festgelegten Reihenfolge befriedigt werden müssen:
Ebene: Körperliche Bedürfnisse
Ebene: Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe
Ebene: Bedürfnis nach Achtung: Wertschätzung der eigenen Person, Anerkennung von Leistung, Kompetenz, Wunsch nach Prestige, Ruhm, Status und Freiheit
Ebene: Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
Frauen können dem Bedürfnis der Platzhirsche nach Anerkennung Rechnung tragen. Beispielsweise können sie ihrem Vorgesetzten gegenüber so argumentieren: »Wenn wir diesen Vorschlag auf die besprochene Art und Weise umsetzen, sind wir schlagkräftiger und können so besser im Unternehmen das von Ihnen initiierte Projekt erfolgreich voranbringen.« Damit ist der Chef als Initiator des Projektes gewürdigt und die Formulierung zeigt einen Weg auf, wie er sich als Platzhirsch im Unternehmen profilieren kann. Da Frauen oft so sehr die Sachebene im Blick haben und der Meinung sind, dass auf dieser Ebene doch schon genügend Vorteile für ein bestimmtes Vorgehen zu finden sind, kann ein Coaching helfen, Argumente zu finden, warum diese Entscheidung oder Vorgehensweise speziellen Nutzen auf der Dominanzebene hat. Gleichzeitig werden dabei Argumente für die eigene Position gesammelt und es kann überlegt werden, wie sie sinnvoll mikropolitisch eingesetzt werden. Wenn Frauen nicht in ihrer Harmoniebedürftigkeit stecken bleiben, sondern sie es sich zur spielerischen Aufgabe machen (Verlieren erlaubt!), ein solches Gespräch gut zu führen (und sich vorher gut darauf vorzubereiten), haben sie sehr gute Chancen, dann auch das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Der Chef als Platzhirsch – oder Ihr wichtigster interner Kunde
Weil Männer bereit sind anzuerkennen, dass es immer einen Platzhirsch gibt, sind sie auch bereit, ihren Chef als solchen zu respektieren. Er ist eben einfach für den Moment der mächtigere Platzhirsch. Das heißt, die meisten Männer sind sich vollkommen darüber im Klaren, dass ihr Chef die wichtigste Person für ihre Karriere ist. Es gelingt ihnen, ihn als wichtigsten internen Kunden zu sehen. Und das bedeutet, dass die Zufriedenheit des Chefs mit ihnen für ihren eigenen Erfolg unabdingbar
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