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Spielregeln im Job durchschauen

Spielregeln im Job durchschauen

Titel: Spielregeln im Job durchschauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Nitzsche
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Heute folge ich dem Motto: ›Wenn es wichtig ist, wird es sich zeigen.‹ Und dann mache ich auch den Mund auf. Ich musste lernen, nicht gleich alles auszusprechen. Jetzt warte ich ab, und wenn die Zeit reif ist, spielt einem vieles in die Hände. Ich nutze meine Intuition, um zum richtigen Zeitpunkt das Büro des Gesprächspartners aufzusuchen. Heute frage ich zum Beispiel die Gesellschafter in Einzelgesprächen: ›Wie sehen Sie das?‹ Damit haben die Männer die Chance, mir zu helfen. Ich sehe es mittlerweile so: Männer wollen gegenüber Frauen nun einmal Helden sein. Das anzunehmen geht auch, ohne dass ich mich dabei klein mache.«
    Getreu des Prinzips »Ratschläge sind auch Schläge« sind Männer für sich selbst meist nur dann offen für Hilfestellung, wenn sie ausdrücklich um Rat fragen – ansonsten empfinden sie den gut gemeinten Ratschlag als Kritik. Die Logik dahinter: Wenn Autonomie und Kompetenz das männliche Selbstbild bestimmen, muss ein Ratschlag das Unterstellen von Inkompetenz und damit einen »Angriff« bedeuten.
    Gesichtsverlust macht Vorgesetzte und Kollegen zu Gegnern
    »Signalisieren Sie nie, dass Ihr Gegenüber sich irrt – weder ausdrücklich noch indirekt durch Ihren Tonfall«, warnt Karriereexperte Jürgen Lürssen. Besonders gefährlich seien solche Situationen, in denen Sie fest davon überzeugt sind, Sie wüssten besser Bescheid und hätten die besseren Argumente. Der Grund: Dadurch werde man leicht übereifrig und ungeduldig. Und wenn man dem anderen erst einmal gesagt hat, dass er etwas ganz falsch sieht, hat man ihn schon gegen sich aufgebracht.
    Das merkte eine Sachbearbeiterin in einem Medienunternehmen schmerzlich. Sie hatte sich zur Betriebsrätin wählen lassen und bekam plötzlich bei ihrem Vorgesetzten keinen Fuß mehr auf den Boden. Dabei war sie so stolz darauf gewesen, dass sie ihrem Vorgesetzten nachweisen konnte, dass er einen Kollegen falsch eingestuft und ihm zu wenig Gehalt bezahlt hatte. Dass ihr Chef sie anschließend von wichtigen Infos ausschloss und sie drangsalierte, konnte sie überhaupt nicht verstehen: »Wieso, ich hatte doch recht!« Das stimmt – recht hatte sie zwar, aber leider keinen Erfolg. Der Chef hatte sein Gesicht verloren und die Aufdeckung seines Fehlers als Kampfansage verstanden.
    Aus Angst vor dem Positionsverlust geben Männer im Job möglichst niemals freiwillig einen Fehler zu. Und in großer Runde jemanden vor allen kritisieren, das darf nach dem männlichen Business-Code nur der »Big Boss«. Gleichzeitig ist aber klar, dass der Kritisierte damit degradiert ist.
    Wenn sie einem Kollegen einen Gesichtsverlust zufügen, können sich Frauen ihn zum Feind machen. So wies eine von zwei Frauen in einer Unternehmensberatung mit rund 15 Mitarbeitern ihrem Kollegen in einer Konferenz mit allen Mitarbeitern einen Fehler nach – »natürlich ganz sachlich«. Was sie nicht versteht: dass sie plötzlich einen Gegner in der Firma hat. Der Kollege gibt ihr keine Infos mehr, er schneidet sie und kritisiert sie heftigst bei jeder sich bietenden Gelegenheit – nicht gerade gut für ihr Standing. Das bedeutet, dass Sie, wenn Sie gegen diese Spielregeln verstoßen, nicht nur nicht weiterkommen, sondern unter Umständen sogar Ihre eigene Position gefährden.
    Dass Männer keine Fehler zugeben, wurde Marie Pommier in einer Besprechung mit dem stellvertretenden Chefredakteur und dem Art Director klar. Es ging um die Art der Illustration der Beiträge im Kindermagazin und es war ein Fehler gemacht worden – vom Art Director, das war allen Beteiligten unausgesprochen klar. Doch der sagte nichts dazu. Offensichtlich wollte er sich nicht selbst bloßstellen, indem er von sich aus auf den Fehler hinwies. Doch zum Erstaunen von Marie Pommier sagte auch der stellvertretende Chefredakteur nichts dazu. Anscheinend wollte er ihm, obwohl er nicht immer mit seinem Arbeitsergebnis einverstanden war, keinen Gesichtsverlust zufügen. Ein Schlüsselerlebnis für Marie Pommier, die sich zunächst nicht wirklich von der Männerriege anerkannt gefühlt hatte – sie schwieg. Von da ab fühlte sie sich bei Diskussionen, auch wenn sie inhaltlich anderer Meinung war, mit ihrem Standpunkt anerkannt und hatte es leichter, beide Kollegen zu überzeugen.
    Kritik richtig vorbringen
    Männern keinen Gesichtsverlust zufügen zu wollen, heißt allerdings nicht, sich so weit zurückzunehmen, die eigene Meinung gar nicht mehr zu äußern. Sie sollten dabei allerdings mikropolitisch

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