Spielregeln im Job durchschauen
Aufgaben ihrer Position zugeschrieben sind und dass Assistenztätigkeiten für andere Abteilungen definitiv nicht dazugehören. So gelang es ihr, sich abzugrenzen und die Kollegen freundlich darauf zu verweisen, dass sie sich selbst um die Pflege der Kontaktdaten potenzieller Kunden kümmern müssen.
Das klingt simpel, war aber ein Schritt, für den die äußerst zurückhaltende Lara Keitel viel Mut aufbringen musste. Geholfen hatte ihr dabei, sich die eigenen fachlichen und persönlichen Stärken zu vergegenwärtigen, um eine sichere Basis zu haben, und dann den Dialog im Rollenspiel in mehreren Durchgängen so lange zu üben, bis sie nicht mehr einknickte, sondern freundlich bei ihrer Haltung blieb.
Perfektionismus rechnet sich nicht
Frauen sollten sich einfach von der Vorstellung lösen, dass Männer ihren Perfektionsanspruch würdigen. Für Männer macht es meist einfach keinen Sinn, noch weiter an etwas herumzubosseln, wenn es doch im Großen und Ganzen längst gut genug ist. Anstatt perfekt gestaltete Detailarbeit abzuliefern, zählt für sie mehr das Wichtigsein in Bezug auf die Hierarchie. Wenn Sie sichtbarer und bedeutender werden wollen, müssen Sie sich Zeit nehmen, um sich gründlich auf wichtige Besprechungen vorzubereiten und sich gute Fragen zu überlegen, alternative Lösungsvorschläge zu erarbeiten und mit Mitstreitern über das taktische Vorgehen abzustimmen. Außerdem brauchen Sie Zeit für Positionierungstätigkeiten, zum Beispiel Beiträge für interne Workshops vorbereiten, auf Kongressen sprechen oder Artikel schreiben.
Ein Punkt, den viele fleißige, engagierte und perfektionistisch veranlagte Frauen immer wieder übersehen. Sie sind dann äußerst enttäuscht, wenn ein jüngerer Mitarbeiter, der auch noch kürzer im Unternehmen ist, plötzlich befördert wird und an ihnen vorbeizieht. Obwohl er doch längst nicht so viel Sachkompetenz hat wie sie. Anstatt den Bericht ein x-tes Mal zu überarbeiten, um die eigenen Qualitätsmaßstäbe zu erfüllen, hat es der junge Kollege vielleicht einfach besser verstanden, sich dem Chef als jemand zu präsentieren, der sich zu höheren Aufgaben berufen fühlt und der die anstehenden Probleme lösen kann.
Das eigene Image im Blick behalten
Wenn Sie die Rolle als »fleißiges Lieschen« ein Stück weit ablegen möchten, hilft es, darüber nachzudenken, was diese Rolle fürs eigene Image bedeutet.
Ulla Schilder ertappt sich noch oft dabei, dass sie als EDV-Expertin doch wieder in die Rolle des »fleißigen Lieschens« reinrutscht. »Ich höre einfach viele Dinge auf dem Appell-Ohr.« Aber sie hat ihr Verhalten schon etwas geändert. Wenn bei Konferenzen jemand – in der Regel einer der Männer – fragt: »Oh, hat mal jemand einen Stift?«, waren es immer sofort die Frauen, die aufsprangen und einen Stift suchten. Früher hat Ulla Schilder das auch gemacht, aber sie hat es sich abgewöhnt und reagiert auf die Frage nicht mehr. Ebenso versucht sie die schmutzige Kaffeeküche zu ignorieren, was nicht leicht fällt. Die Vorstellung, was die Kollegen von ihr denken, wenn sie sehen, wie sie die Küche sauber hält (und ob sie tatsächlich so von ihnen gesehen werden will), hilft ihr dabei. »Eigentlich finde ich’s blöd, so aufs Image zu achten, aber ich schade mir sonst mehr«, sagt sie. Schließlich will sie lieber als diejenige gesehen werden, die wieder einmal ein wichtiges Projekt übernimmt und nach vorne bringt, als diejenige, der man den tadellosen Zustand der Kaffeeküche verdankt.
Sich von der Rolle als »fleißiges Lieschen« zu verabschieden, ist möglich, wird aber nicht von heute auf morgen klappen. Und vielleicht wollen Sie ja auch einen Teil der Rolle behalten? Haben Sie Geduld mit sich, wenn Sie zwischendurch doch mal wieder Ja sagen. Das Job-Spiel bietet immer wieder neue Möglichkeiten zu agieren, und dann klappt es vielleicht beim nächsten Mal, nach der Devise »Neues Spiel, neues Glück«.
Die Rolle »fleißiges Lieschen« ablegen
Diese fünf Schritte helfen dabei, wenn Sie sich in Zukunft stärker als ambitionierte Macherin positionieren möchten:
Erster Schritt: Erkennen
Erkennen Sie, ob Sie in Ihrer Abteilung, Ihrem Team die Rolle des »fleißigen Lieschens« einnehmen. Sagen Sie immer »Ja«, wenn Ihr Chef mit noch einer Zusatzaufgabe kommt? Schreiben Sie regelmäßig das Protokoll bei Besprechungen? Fangen Sie sofort an, im Internet zu surfen, wenn eine Kollegin mit einer Frage kommt und Sie ihr helfen wollen, eine
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