Spielregeln im Job durchschauen
Antwort zu finden? Sind Sie diejenige, die immer das Geld für den Blumenstrauß für den Geburtstag der Chefin einsammelt?
Zweiter Schritt: Analysieren
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihr Arbeitsvolumen und analysieren Sie Ihre Situation mithilfe dieser Leitfragen:
Was müssen Sie in Ihrem Job leisten?
Was ist realistischerweise machbar, was nicht?
Welche Tätigkeiten müssen Sie machen?
Welche Tätigkeiten wollen Sie machen – auch um sich zu profilieren?
Wann sind Sie einfach nur fleißig, obwohl es ganz wenig bringt?
Inwieweit ist die Rolle des »fleißigen Lieschens« für Ihr eigenes moralisch sauberes Selbstbild nötig? Schließlich hat das »fleißige Lieschen« eine weiße Weste und konkurriert nicht direkt mit anderen um den Aufstieg.
Wie können Sie die Rolle des »fleißigen Lieschens« durch andere Persönlichkeitsfacetten ergänzen?
Suchen Sie sich eine Mentorin, mit der Sie gut besprechen können, welche Aufgaben tatsächlich zur Position gehören und welche nicht und welchen man wie viel Zeit widmen sollte. Mit einer Mentorin können Sie sich auch darüber austauschen, wie Sie damit umgehen können, mit dem Zurückfahren der Rolle »fleißiges Lieschen« eventuell auch ein Stück Beliebtheit im Team aufzugeben.
Dritter Schritt: Von Aufgaben trennen
Denken Sie konsequent darüber nach, welche Arbeiten jemand anders im Team übernehmen kann. Wenn bereits alle anderen unter Arbeitsüberlastung leiden, versuchen Sie einen Praktikanten oder eine Praktikantin zu erhalten, der/die Ihnen zumindest einige Aufgaben abnimmt. So können Sie auch gleich üben zu delegieren. Wenn Sie keine Unterstützung erhalten: Vielleicht gibt es auch Arbeiten, die gar nicht gemacht werden müssen? Zum Beispiel, weil es reicht, die Dinge 100-prozentig zu erledigen, und 150 Prozent Leistung gar nicht nötig sind? Denken Sie einmal darüber nach, ob das, was über 100 Prozent hinausgeht, überhaupt noch messbar ist. Und verabschieden Sie sich von dem Selbstbild, dass Sie nur in Ordnung sind, wenn Sie alles perfekt machen.
Vierter Schritt: Ändern
Wenn Sie beschlossen haben, sich in diesem Punkt zu ändern, denken Sie über die folgenden Fragen nach:
Überlegen Sie, wie viel »fleißiges Lieschen« Sie behalten wollen, wie viel Sie ablegen wollen.
Wie soll Ihr neues Selbstbild aussehen?
Wie heißt die neue Rolle, haben Sie einen schönen Namen dafür?
Welche Ressourcen brauchen Sie, was hilft Ihnen bei diesem Wandel?
Wenn diese Fragen allein schwer zu klären sind, lohnt es sich oft, im Coaching nach einem gangbaren Weg zu suchen. Vielleicht gibt es innere Hürden, die dafür verantwortlich sind, dass Sie das Selbstbild »fleißiges Lieschen« nicht aufgeben möchten. Vielleicht weil jemand sagen könnte, Sie seien ja nur noch an Ihrer Karriere interessiert? Oder würden Ihre Ellenbogen einsetzen? Männer, die sich selbst bewusst oder unbewusst als Teil einer Dominanzhierarchie sehen, sind durch solche Kritik nicht so leicht zu treffen. Hauptsache, sie haben sich in der Rangordnung gut positioniert. Anders sieht es für weibliche Mitglieder einer Geltungshierarchie aus, die keinesfalls die soziale Zustimmung verspielen möchten.
Die Geltungshierarchie ist weiterhin eine berufliche Falle für das »fleißige Lieschen«. Davon machen sich noch viele Frauen abhängig. Hier gibt es kein Patentrezept. Finden Sie Ihre persönliche Antwort darauf, wie Sie einen ordentlichen und guten Job machen können, ohne in einen »Fleißiges-Lieschen-Burn-out« zu geraten. Und wie Sie es positiv in Ihr Selbstbild einbauen können, jemand zu sein, der trotz großen Engagements fürs Team und für die Sache fähig ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die eigene Zeitplanung so zu managen, dass Zeit bleibt, die strategische Job-Rolle zu pflegen. Vielleicht hilft es in Bezug auf das Thema »Geltung« auch, den Fokus gezielt ins Privatleben zu richten: Ist es nicht wichtiger, dass Sie bei Ihrer Familie und Ihren Freunden beliebt sind als im Job? Denn es gilt: Wenn Sie beruflich etwas zu sagen haben wollen, müssen Sie in der Dominanzhierarchie punkten.
Einer der wichtigsten Punkte, um die Rolle »fleißiges Lieschen« ein Stück weit abzustreifen, besteht darin, Nein sagen zu können. In vielen Workshops und Gruppencoachings stelle ich immer wieder fest, wie schwer es Frauen fällt, Nein zu sagen. Oft ist das eine Sache der Übung. Frauen ist es so unangenehm, Nein zu sagen, dass sie dieses Wort am liebsten gar nicht
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