Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spieltage

Spieltage

Titel: Spieltage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
Vom Netzwerk:
Greuther Fürth nur zahlen wollen. Die anderen 250 Mark hatte Heinz Höhers Schwiegersohn draufgelegt. Hatte ihn Heinz Höhers Schwärmen angesteckt, oder wollte er bloß Heinz Höhers permanentes Insistieren abstellen, den Jungen müsse er trainieren?
    Juri strich mit der Sohle über den Ball wie die brasilianischen Hallenfußballer. Lass das, knurrte Heinz Höher, das ist brotlose Kunst. Einen der anderen Jungs, Daniel Adlung, hatte Heinz Höher einmal ähnlich streng angefahren, er solle den rechten Moment für das Abspiel nicht vergessen. Adlung dribbelte im nächsten Spiel unverdrossen frech weiter – Juri Judt hörte sofort mit den Tricks auf.
    Mit Kindern musste er streng sein, glaubte Heinz Höher. Ihre Fußballschuhe mussten bei ihm alle mit Doppelknoten binden. Bei einem Hallenturnier ging einem der Jungen natürlich trotzdem der Schnürsenkel auf. Heinz Höher schnitt ihm die Schnürsenkel ab.
    Juri bekam Angst vor Herrn Höhers Regenschirm. Den Schirm schien er nur dabeizuhaben, um ihn voller Wut über eine missglückte Aktion seiner Jungs auf den Boden zu donnern. Juri wollte auf keinen Fall, dass Heinz Höher seinetwegen den Regenschirm auf den Boden werfen musste.
    Während der Spiele kamen regelmäßig die Eltern empört zu Heinz Höher. Die Spitzen seiner Schuhe waren mit weißer Kreide gezeichnet, so oft trat er auf die Seitenlinie. Er solle endlich aufhören, seine Spieler anzuschreien, das seien doch Kinder, baten die Eltern – die Eltern der anderen Mannschaft. Die Eltern und die Kinder seiner Elf dachten dasselbe. Aber sie schwiegen. Sie waren gleichzeitig begeistert, diesen Trainer zu haben.
    Er ließ die Kinder auf allen Positionen spielen, Stürmer, Außenverteidiger, sogar im Tor, sie sollten die kompletten Fußballer werden. Die Einladungen für die Mittelfrankenauswahl versteckte er vor Juri und Daniel Adlung; er dachte, ein Training, ein Spiel mit der Auswahlmannschaft sei ein verlorener Trainingstag mit ihm. Im Frühling 1999 spielte er mit seiner D-Jugend gegen den 1. FC Nürnberg. Nürnberg gewann immer die Jugendspiele, als einziger Bundesligist in Franken konnte der Club leicht die auffälligsten Talente anwerben. Heinz Höhers Jungen schlugen Nürnberg 5:0.
    Er fuhr mit Juri Judt nach Leverkusen und Bochum und ließ ihn jeweils einen Tag bei den dortigen Jugendmannschaften mittrainieren. Er wollte sehen, wie weit der Junge im Vergleich mit anderen Talenten war. Aber hätte er es wirklich wahrgenommen, wenn bei Bayer 04 Leverkusen oder dem VfL Bochum ein Junge besser als Juri gewesen wäre? Heinz Höher hatte längst für sich entschieden, dass Juri der Beste war.
    Am 29. Mai 2000 trainierte er wie gewohnt am frühen Nachmittag die Kinder in Reinhold Hintermaiers Fußballschule am Ziegelstein, um 19 Uhr musste er bei der Fürther A-Jugend am Hans-Lohnert-Sportplatz sein. 1000 Mark wollte ihm Hintermaier monatlich für die Trainerarbeit in der Privatschule zahlen. Auf einen Monatslohn hatte Heinz Höher verzichtet, damit Juri umsonst mittrainieren konnte.
    Ob er einen Moment Zeit habe, sagte Hintermaier nach dem Training, er müsse etwas mit ihm besprechen.
    Sie setzten sich an einen der Tische im Vereinsheim der DJK Berufsfeuerwehr Franken Concordia, die blaue Eisfahne hing am Eingang, und Heinz Höher erinnert sich nicht, ob er überhaupt etwas bestellte. Reinhold Hintermaier reichte ihm einen Brief, zweimal gefaltet und gelocht. In den Briefkopf war nachträglich gestempelt worden: »Neu: Ab ins Netz! www.greuther-fuerth.de«. Hintermaier ließ Heinz Höher Zeit, den Brief zu lesen.
    Sehr geehrter Herr Höher,
    der zwischen Ihnen und unserem Verein bestehende Übungsleitervertrag endet zum 30. 06. 2000.
    Wie Ihnen der sportliche Koordinator der SpVgg Greuther Fürth, Herr Hintermaier, in einem persönlichen Gespräch darlegen wird, werden wir die Vereinbarung über den vorgenannten Zeitraum hinaus nicht verlängern.
    Wir dürfen Ihnen aber an dieser Stelle für die geleistete Arbeit in den beiden vergangenen Jahren recht herzlich danken und verbleiben mit freundlichen Grüßen,
    SpVgg Greuther Fürth
    Edgar Burkart
    Vizepräsident
    Heinz Höher verstand den Brief nicht. Reinhold Hintermaier redete mit ihm, aber als Mann, der im direkten Gespräch stets zuvorkommend sein wollte, konnte er Heinz Höher seine Entlassung als Jugendtrainer auch nicht erklären. Dazu hätte Hintermaier sagen müssen: Ich habe Ihren Rauswurf mit veranlasst.
    Schon länger beobachteten der Fürther

Weitere Kostenlose Bücher