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Spieltage

Spieltage

Titel: Spieltage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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später, Manglitz habe ihn angerufen. Manglitz sagte, Cañellas habe angerufen.
    Für 100000 Mark verliere Köln das Spiel, verkündete Manglitz. Er habe fünf Spieler an der Hand, die mitmachten.
    Cañellas krächzte, er müsse das alles sacken lassen. Er rufe zurück.
    Unterdessen liefen die Vorbereitungen für den letzten Spieltag auf Hochtouren. Arminia Bielefeld schickte seinen Spieler Jürgen Neumann nach Berlin. Er sollte Arminias Sieg bei Hertha BSC mit 150000 Mark kaufen. Neumann fluchte. Die Flüge nach Berlin waren ausgebucht. Er musste den Wagen nehmen. Den Bauunternehmer Rupert Schreiner sandte Arminias Präsidium im Privatflugzeug nach Braunschweig. Mit 120000 Mark sollte er sicherstellen, dass Eintracht Braunschweig Arminias Rivalen Rot-Weiß Oberhausen besiegte.
    Im Nu war eine multiple Auktion über Telefon zugange.
    Der Friseur telefonierte mit Oberhausens Präsident Peter Maaßen: Köln sei bereit, gegen Offenbach zu verlieren; was lasse Maaßen denn für einen Kölner Sieg springen. Maaßen, erzählte der Friseur seinem Kompagnon Friesdorf, habe 15000 Mark lockergemacht.
    Im Namen der Hertha-Mannschaft erklärte Abwehrspieler Tasso Wild dem Bielefelder Boten Neumann, 150000 für eine Niederlage seien zu wenig. Da könne er noch mal locker 100000 drauflegen. Dann rief Wild Cañellas an: Was würde denn Offenbach zahlen, damit Hertha nicht gegen Bielefeld verliere?
    »Also, hören Sie mal, ich habe einen ganz duften Vorschlag«, sagte Wild zu Cañellas: »Weil es Offenbach ist und ohne Kuhhandel hin und her: 140 Mille, und die Sache ist für Sie in Ordnung.«
    Auch die Braunschweiger machten Zicken. Sie wollten von Arminia 170000 statt 120000 Mark für einen Sieg über Oberhausen. Sonst könnten sie das Spiel ja auch an Oberhausen verkaufen.
    Das kriegen wir schon hin, beruhigte Bielefelds Bundesligaobmann Wilhelm Pieper den Bauunternehmer Schreiner. Arminias Präsident Wilhelm Stute wickelte Schreiner das Geld in Packpapier der Buchhandlung Gehner & Stute ein.
    Horst Gecks, der kleine Offenbacher Flügelläufer, trainierte die ganze Woche hoch konzentriert. Wenn sie am Samstag in Köln ihre beste Leistung abriefen, würden sie den Klassenerhalt schaffen, sie mussten einfach nur ihre beste Leistung bringen.
    Am Dienstag, vier Tage vor dem letzten Spieltag, sprach Kölns Mannschaftskapitän Wolfgang Overath Manfred Manglitz an.
    Er solle bloß keinen Quatsch machen am Samstag, sagte Overath.
    Wie meinte er das?
    Genau, wie er es sage. Mach bloß keinen Quatsch.
    Manglitz war irritiert. Wusste Overath etwas?
    Am Mittwoch, drei Tage vor dem letzten Spieltag, rief Cañellas wie versprochen Manglitz zurück.
    »Wie geht es Ihnen?« Manglitz’ Stimme zwitscherte, der nette Singsang des Kölner Dialekts.
    »Herr Manglitz, danke, gesundheitlich schon etwas besser.« Cañellas’ Stimme krächzte noch immer fürchterlich. Seine Wörter klangen brüsk und abgehakt unter dem kurzen Atem.
    »Hören Sie mal«, fragte Manglitz nach einigen Minuten abrupt, »waren Sie beim Wolfgang Overath?«
    »Nein.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    »Der quatscht nämlich doof.«
    »Was hat der gesagt?«
    »Was hier passiert, und: Mich hat ein Spielervermittler angerufen, und der wusste Zahlen und dies und jenes und war da auf der Palme und so, und dass er nie davon erfährt, hat er geschimpft. Da habe ich vielleicht gedacht, dass Sie bei ihm waren und ihm was gesagt haben.«
    »Ich bin ja von Offenbach gar nicht weggekommen, ich kann ja doch gar nicht weg.«
    Ohne zu lügen, hatte Cañellas Manglitz nicht die Wahrheit gesagt. Er war tatsächlich nicht bei Overath gewesen. Aber er hatte den Kölner Mannschaftskapitän am Montag angerufen und über Manglitz’ Absichten informiert.
    Von dem Montagmorgen an, als ihm Manglitz für 100000 Mark einen Sieg angeboten hatte, spielte der Offenbacher Präsident ein doppeltes Spiel. Er verhandelte weiter mit Manglitz und den Schiebern aus Berlin. Und gleichzeitig traf er Maßnahmen, die Korruption auffliegen zu lassen.
    Was Cañellas Manglitz nicht gesagt hatte, war, dass er ihr Telefongespräch von Mittwoch auf einem extra dafür geliehenen Telefunken-Tonbandgerät aufgenommen hatte.
    Als Kuno Klötzer, der in Offenbach als Trainer auf den entlassenen Gutendorf gefolgt war, Cañellas am Mittwochabend, noch zweieinhalb Tage bis zum letzten Spieltag, in dessen Bungalow am Rosenweg in Hausen besuchte, erlebte er den Präsidenten, in Klötzers eigenen Worten, »aufgeregt, durcheinander und

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