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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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umklammert hatte, das Andy nicht sehen konnte, weil Mark es unter der Jacke versteckt hatte.
     
    Als er mit seiner Erzählung fertig war, goss seine Mutter ihm noch eine Tasse Tee mit Honig ein.
    »Wo liegt Andy denn jetzt?«, erkundigte sie sich eher beiläufig, so als frage sie nach seinem Schal.
    »Auf den Wiesen in Sachsendorf.«
    »Mark, du musst jetzt genau nachdenken. Hat euch jemand gesehen?« Die Beiläufigkeit war einer großen Eindringlichkeit gewichen.
    »Nein!« Der Junge war sich in diesem Punkt völlig sicher.
    »Wo genau liegt er?«
     
    Mark fühlte sich mit einem Mal wie in Watte gepackt.
    Er war unglaublich müde, gähnte, konnte kaum mehr einen zusammenhängenden Gedanken fassen. Selbst die Schmerzen, die oft unerträglich waren, schienen sich der Erschöpfung ergeben zu haben. Marks Zunge, schwer und unbeweglich, kämpfte mühsam mit den Worten, die Konsonanten verweigerten sich an manchen Stellen, die Vokale bekamen einen ungewohnten Klang.
    Schlafen!
     
    Am nächsten Morgen durfte Mark im Bett bleiben.
    Er habe eine fiebrige Erkältung, behauptete seine Mutter und obwohl er nicht glaubte, er habe Fieber, blieb er gern liegen.
    »Du wirst über diesen dummen Traum mit niemandem sprechen, Mark. Hörst du? Mit keiner Person! Nur mit mir. Wenn du es jemandem erzählst, holt man dich ab und sperrt dich in die Anstalt. Dann sehen wir alle uns nie mehr wieder.«
    Die Anstalt! Von diesem schrecklichen Ort hatte er schon viel gehört. Schauerliche Dinge geschahen dort, man wurde im Dunklen eingeschlossen, bekam über Tage nichts zu essen, musste nackt durch den Regen laufen, Schläge erdulden!
    Oh, nein! Mark würde niemandem von seinem sonderbaren Traum erzählen.

32
    Nachtigall formte einen kompakten Ball aus Papier mit dem x-ten Diagramm und versenkte es mit einem gut gezielten Wurf im Mülleimer neben all den anderen.
    Es musste noch jemanden geben, der alle Opfer kannte. Der ihnen schon vor 20 Jahren vertraut war. Sie hatten jetzt bereits zwei Zeugenaussagen, die Gesprächsfetzen aufgeschnappt hatten, die sich um die Vergangenheit drehten.
    »Suchst du noch?«, rief er Wiener zu, der in den Patientenakten nach einer Verbindung fahndete.
    Ein Grunzen aus seiner Richtung schien zu bedeuten, er forsche – allerdings noch immer erfolglos.
     
    Hajo Mangold war auch wieder zu ihnen gestoßen.
    Das Gespräch mit seinem Vorgesetzten musste sehr unerfreulich verlaufen sein. Er war einsilbig und wortkarg, seit er aus Dresden zurückgekommen war. Nachtigall scheute sich, in ihn zu dringen. Wenn er ihm etwas zu erzählen hatte, würde er es von allein tun müssen, ausfragen war für ihn nur eine dienstliche Taktik, die im Privaten nichts zu suchen hatte.
    Mangold stand am Flipchart und starrte auf das Gewirr von Pfeilen und dicken Strichen.
    Blass wirkt er, dachte Nachtigall, krank. Er registrierte, dass die Hände des anderen zitterten.
    Ausgerechnet dann, wenn alles hängt und wir wirklich einen Psychologen dringend brauchen könnten, ist Emile woanders eingesetzt!, fluchte seine innere Stimme aufgebracht.
     
    »Was ist mit der Ortung des Handys? Hat das denn nun endlich geklappt?«, fragte er gereizter als notwendig.
    »Ja. Es war in Bewegung zwischen Potsdam und Cottbus. Nun ist es stationär. Der Anbieter geht davon aus, dass es ausgeschaltet ist.«
    »Wo?« Nachtigalls Magen rebellierte. Sollte das bedeuten, sie würden wieder zu spät kommen, ein weiteres Opfer finden – mit abgeschaltetem Handy in der Hosentasche?
    »Auf dem Parkplatz hinter der Oberkirche. Die Kollegen sind schon unterwegs.« Wieners Kopf erschien in der Tür zu Nachtigalls Büro. »Guck nicht so entgeistert! Bestimmt hat sie den Wagen geparkt und das Telefon im Handschuhfach gelassen.«
    »Die Streife steht noch vor dem Haus, in dem die Tochter wohnt?«
    »Ja. Alles ruhig«, bestätigte Wiener, dem nicht wohl bei dem Gedanken war, dass seine Marnie ihren Dickkopf durchgesetzt hatte und bei der Freundin geblieben war.
    »Diese Manuela Winter wäre ein guter Kristallisationspunkt gewesen. Sie kannte die anderen aus Potsdam – mehr oder weniger gut. Aber sie ist ja vor einiger Zeit verstorben.« Nachtigall griff seufzend nach einem neuen Papier. »Ihr Mörder angeblich auch. Mir kommt das nach wie vor seltsam vor.«
    »Zumal es keine Akte zu einem Mordfall Manuela Winter gibt!«, ergänzte Wiener.
    Nachtigall begann erneut die Namen der Opfer zu notieren. »Angenommen, der Mord wurde nicht als Mordfall entdeckt. Einer aus der

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