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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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nichtssagend!
    Schwerfällig stand er auf, verließ das Krankenzimmer und trottete über den verlassenen Gang an den Zimmertüren vorbei, floh deprimiert vor Krankheit und Todesangst.
    Feigling!, empörte sich seine innere Stimme.
    Die Hand in der Hosentasche zerknüllte den Zettel mit dem banalen Text.
     
    »Was haben wir?«, fragte Nachtigall wie gewöhnlich zu Beginn der Besprechung.
    »Er scheint ein eigenartiger Typ gewesen zu sein.« Michael Wiener blätterte in seinen Notizen. »Jede Menge Freunde, die aber nicht viel über ihn zu sagen haben. Freundinnen! Und die Verflossenen sind nicht wirklich wütend auf ihn. Oder ihr Ärger ist in den letzten Jahren verraucht. Es gab eine Elvira, eine Manuela, eine Patricia, eine Sabine, eine Susanne, eine Sibille, eine Maria – ich fürcht’, das sind nur einige seiner Bekanntschafte’. Als Charakteristikum gilt wohl, dass die Beziehunge’ nicht von Dauer ware’.«
    »Hast du schon alle Adressen der Damen?«
    »Nein. Aber ich bin dran«, versicherte Wiener eifrig.
    »Dieser Zettel lässt mir keine Ruhe. Geht es hier um eine Mordserie, die vor 20 Jahren stattfinden sollte und nach dem ersten Opfer abgebrochen wurde? Oder ist der Zettel ab jetzt gültig – was bedeuten würde, dass die Serie mit dem Auffinden von Keiser erst beginnt.«
    »Gab es denn vor 20 Jahren eine Serie in Cottbus?«
    »Nein, das habe ich schon recherchiert. Aber das schließt nicht aus, dass es etwa DDR-weit eine gegeben haben könnte, die nicht als Serie erkannt wurde.«
    »Ach, das glaub’ ich nicht. Das wär’ doch aufg’falle’!«
    »Nicht, wenn man keine Verbindung zwischen den Opfern entdecken konnte. Vielleicht waren die Morde sich auch so unähnlich, dass kein Verdacht aufkam, sie könnten alle von einem Täter begangen worden sein. Du weißt ja, dass man das nicht unbedingt immer erkennen kann. Denk nur mal an unseren letzten Fall.«
    »Ja«, räumte Wiener ein. »Wenn wir davon ausgehen, dass die Serie erst jetzt beginnen soll, nehmen wir dann an, dass der Täter Roland Keisers damaliges Umfeld im Auge hat oder glaubst du, die Familie Keiser ist in Gefahr?«
    Nachtigall verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich weiß nicht. Aber so spontan würde ich denken, die größte Gefahr für Renate und Vincent Keiser sind sie selbst. Vielleicht hofft der Mörder, die beiden brächten sich jetzt gegenseitig um? Wir schicken aber besser eine Streife vorbei und lassen sie warnen. Noch wissen wir zu wenig, um das Risiko realistisch einschätzen zu können.«
    »Angenommen, der Täter plante ursprünglich wirklich eine Serie, zum Beispiel aus Neid. Warum führte er sie nicht aus? Wenn du bedenkst, wann dieser Mord geschehen ist, könnte dem Täter schlicht die Wende dazwischengekommen sein«, erklärte Wiener nachdenklich. »Natürlich kann er auch krank geworden oder gestorben sein, aber vielleicht änderten sich nur die Umstände.«
    »Du glaubst, er ist in ein neues Leben gestartet und hat deshalb auf weitere Morde verzichtet? Dann war das Motiv nicht sehr stark, seine Wut, sein Neid, was auch immer, schnell verflogen. Und warum sollte er in diesem Fall nach so vielen Jahren die Leiche auf ein Feld stellen? Nein, Michael. Das ist unwahrscheinlich. In deinem Szenario hätte er froh sein müssen, dass die Entdeckung der Leiche seine neue Existenz nicht empfindlich stört.«
    »Was, wenn gar nicht der Mörder die Leiche auf dem Feld platziert hat?«, fragte Wiener und Nachtigall unterdrückte ein tiefes Seufzen.
    »Jemand findet in einer fremden Kühltruhe einen kompletten menschlichen Leichnam. Statt die Polizei darüber zu informieren, bringt er ihn auf ein Feld und stellt ihn als Vogelscheuche auf?«
    »Angenommen, er wusste, wen er dort entdeckt hatte. Er wollte das Verbrechen publik machen, ohne selbst in die Ermittlungen zu geraten. Ein Mitwisser womöglich, der seit 20 Jahren unter seinem Schweigen leidet. Er will, dass endlich der Mörder gefunden und bestraft wird. Und er hat ja geschafft, was er wollte: Die Polizei ermittelt.«
    »Klingt nicht völlig abwegig, gebe ich zu. Motiv?«
    »Klassisch. Eine Frau, Eifersucht.«
    »Von einem eifersüchtigen Freund oder Ehemann hat uns noch niemand etwas erzählt. Aber das muss ja nichts bedeuten, wir haben auch nicht danach gefragt. Und so viele Namen stehen noch auf der Liste.« Er legte die Fotos auf Michaels Schreibtisch. Zögerte einen Atemzug lang und mischte auch den Schnappschuss mit Albrecht Skorubski darunter.
    Wiener schob die

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