Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall
ersticken, kaufte er sich noch ein Knoblauchbrot für unterwegs. Ankekatrin lehnte freundlich ab und entschied sich für ein belegtes Baguette mit Käse. Knoblauch würde sie nur dann freiwillig essen, wenn glaubhaft Vampire in der Nähe wären und das sei offensichtlich zumindest im Augenblick nicht der Fall, versicherte sie überzeugt.
Bei Bedarf würde er natürlich jederzeit wieder nach Cottbus kommen und auch Ankekatrin mitbringen, versprach er und zwinkerte Michael Wiener kumpelhaft zu.
Dass dieser Bedarf schon sehr bald akut sein würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
»So, nun sind die beiden weg. Lass uns mal in aller Ruhe zusammentragen, was wir bisher wissen, auch wenn die Abendrunde in der nächsten Zeit nur mit uns beiden besetzt sein wird. Albrecht bleibt länger im Krankenhaus.«
»Also doch was Ernstes! Wer unabsichtlich so viel Gewicht verliert, ist krank.« Wiener war betroffen.
»Es ist nicht so schlimm, wie er befürchtet hat. Sie haben einen Lymphknoten entfernt und untersucht. Man kann es therapieren, aber das dauert«, hörte Nachtigall sich antworten und fragte sich, wen er mit dieser halbwahren Aussage mehr trösten wollte: Michael Wiener oder sich selbst?
»Krebs? Also doch?«, fragte der junge Mann gepresst.
»Ja. Er muss eine Chemotherapie über sich ergehen lassen, das ist weder für ihn noch für seine Familie leicht zu ertragen. Ach, er möchte im Augenblick keinen Besuch, Michael. Ich glaube, das sollten wir akzeptieren.«
Der Kollege nickte.
»Zurück zum Fall«, floh Nachtigall hastig in die Arbeit. Michael Wiener ging seine private Sorge um den Freund nichts an. »Zwei Opfer, Taten, die offensichtlich zusammengehören. Ist wirklich davon auszugehen, dass der Täter aus Cottbus kommt? Die Delegation ist nach Berlin weitergereist – wenn Cottbus die Ausgangsbasis wäre, hätte er Schaber in Berlin doch besser auflauern können.«
»Warum? Dresden ist näher!«
»Mit dem Auto vielleicht. Aber mit dem Zug kommst du leichter nach Berlin«, beharrte Nachtigall und setzte dann hinzu: »Natürlich wissen wir nicht, mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs war.«
»Roland Keisers Körper wurde eindeutig mit einem Wagen zum Feld transportiert. Selbst wenn es nicht das eigene Fahrzeug des Täters gewesen sein sollte – es bedeutet, dass er fahren kann. Warum sollte er den Zug nehmen, um den Mord an Schaber zu begehen?«
Peter Nachtigall pinnte einen Pappstreifen an die Stellwand und schrieb Roland Keiser darauf, auf einen anderen Johannes Schaber .
»Also, waren sie Freunde? Oder nur Kollegen? Wissen wir schon von einer dritten Person, die beide kannten? Außer dem Täter muss es jemanden geben, der als zweites Opfer vorgesehen ist – oder schon ermordet wurde.«
»Ich glaube wirklich, die Sportschule ist der Schlüssel. Das bedeutet, es gibt eine Menge von möglichen dritten Personen«, stöhnte Wiener auf. »Einer der Schüler.«
»Könnte sein. Entweder, weil seine Karriere verhindert wurde, oder er im Gegenteil heute sehr berühmt ist und unter seiner exponierten Position leidet. Einer, der glaubt, die Leute, die ihm zum Ruhm verholfen haben, sind schuld an seinem Unglück. Vielleicht kann er den Leistungsdruck nicht mehr ertragen, oder er findet keine Frau.«
»So einer, der ständig neue Ehen eingeht und sich nach kurzer Zeit wieder scheiden lässt? Da fällt mir spontan einer ein!«
»Mir auch. Der war aber nicht an der Potsdamer Sportschule. Außerdem krankt diese Theorie an den 20 Jahren Pause zwischen den Taten!«
Nachdenken sorgte für eine Pause im Brainstorming. Beide schauten nachdenklich vor sich hin.
»Zwei Opfer – aufgefunden in einer Position, die an eine Kreuzigung erinnert. Das bedeutet erstens, dass es dem Mörder wichtig ist, uns die Person exakt so finden zu lassen. Allerdings musste er einen hohen Aufwand betreiben, um diese Wirkung zu erzielen. Es muss ein schreckliches Verbrechen sein, für das die beiden Männer bezahlt haben. Michael, finde doch bitte morgen mal heraus, wofür man früher ans Kreuz geschlagen wurde.«
Wiener griff nach seinem Notizbuch und legte sich eine Liste an.
»Und wir müssen tiefer graben. War diese Drogengeschichte für Schaber wirklich eine Bedrohung? Gab es nicht doch noch andere Gründe für ihn, nach Brasilien auszureisen?«
Wiener schrieb eifrig mit.
»Ich verstehe nicht, warum der Täter die Nachrichten an uns handschriftlich verfasst hat. Ich hätte auf jeden Fall einen Computer
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