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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Mordfall Roland Keiser. Und deshalb wäre es für uns besonders wichtig zu erfahren, mit wem er damals engen Kontakt hatte – befreundet war.«
    »Roland Keiser! Mordfall? Das verstehe ich nicht, da haut einer in den Westen ab und lässt sich dort umbringen? Und was soll das dann mit seinen damaligen Freunden zu tun haben?«
    »Nun, das ist so …«, begann Nachtigall zum wiederholten Mal, um diesen Irrtum aufzuklären. Der einstige Schulleiter hörte atemlos zu. Es war am anderen Ende der Leitung so still, dass der Hauptkommissar befürchtete, der Mann habe den Hörer einfach zur Seite gelegt. Deshalb zuckte er zusammen, als ein überraschendes »Sicher?« in sein Ohr gezischt wurde.
    »Ja. Unser Rechtsmediziner hat in dieser Frage keinen Zweifel.«
    »Mord! Unfassbar.« Helmut Hallow räusperte sich und fragte in sachlichem Ton: »Denken Sie an enge Freunde? Oder eher an die Menschen, mit denen er im selben Umfeld arbeitete?«
    »Wahrscheinlich an beides«, gab Nachtigall zu.
    »Freunde kann ich sofort beantworten: In Potsdam hatte er keine. Mir ist natürlich nicht bekannt, ob es in Cottbus anders war, vielleicht hatte er dort einen Freundeskreis – hier aber nicht. Mag daran gelegen haben, wie er mit seiner Krankheit umging. Sie wissen von seinem Rheuma?«
    »Ja. Wir wissen auch von der Knie-OP.«
    »Richtig. Sie erwähnten den Rechtsmediziner. Natürlich gab es eine Obduktion.«
    Der Dialog kam ins Stocken.
    »Viel wird das nicht mehr gebracht haben, nach 20 Jahren«, formulierte Hallow vorsichtig.
    »Wie ging er denn mit der Diagnose Rheuma um?«, klebte Nachtigall fest.
    »Ausgesprochen aggressiv. Nach den ersten heftigen Schüben beruhigte sich die Erkrankung. Roland nahm regelmäßig Medikamente, er glaubte, er habe alles im Griff. Nun setzte er seinen Ehrgeiz in den Versuch zu beweisen, wie fit er war. Immer noch. Fitter als die anderen. In jeder Beziehung. Das machte den Umgang mit ihm oft kolossal schwierig.«
    »Johannes Schaber war auch an der Sportschule.«
    »Oh ja. Das ist richtig. Ich habe es in den Nachrichten gehört – er wurde ermordet.« Hallow schluckte laut.
    Nachtigall drängte ihn nicht.
    »Er wurde auch ermordet. Deshalb rufen Sie mich an, nicht wahr? Sie vermuten einen Zusammenhang.«
    »Das stimmt. Wir halten eine Verbindung für denkbar.«
    »Johannes Schaber wollte zuerst selbst Fußball spielen. Sein Talent reichte nicht aus. Aus ihm wäre nie ein Profi geworden. Doch vom Sport lassen mochte er auch nicht. Wir schlugen ihm vor, als Torwarttrainer sein Glück zu versuchen. Ihnen ist natürlich bekannt, dass er in Brasilien lebte.«
    »Wir suchen vor allem nach Menschen, die mit beiden Opfern Kontakt hatten. Wir fürchten, dass noch mehr Bekannte der beiden in Lebensgefahr sind.«
    »Das kann ich so schnell nicht beantworten.« Die Stimme Hallows zitterte, klang auf einmal alt und mutlos. »Aber ich werde Folgendes tun: Sobald dieses Gespräch beendet ist, nehme ich Kontakt mit meinem Nachfolger auf, treffe ihn im Büro und erstelle eine Liste von Namen. Die wird aber möglicherweise nicht vollständig sein. Ein Schulleiter weiß nie alles über seine Angestellten und Schüler.« Er kaschierte sein Bedauern hinter einem rauen Lachen.
    »Ich melde mich morgen wieder bei Ihnen«, erklärte Nachtigall, doch Hallow hatte eine bessere Idee.
    »Ich maile Ihnen die Liste – und wo ich sie finden kann, schreibe ich die Heimatadresse dazu.«
     
    »Ich habe keine Ergebnisse zu Roland Keiser«, verkündete Wiener und erntete einen verständnislosen Blick.
    »Na, du wolltest doch wissen, ob er eventuell Sportler ausspioniert hat. Was ich bisher erfahren habe, ist, dass die Stasi in Cottbus ziemlich lang weitergearbeitet hat. Quasi bis zur letzten Sekunde wurde, wie damals überall, versucht, Akten zu vernichten. Es gibt jede Menge Säcke mit Aktenschnipseln aus Cottbus, die in der Birthler-Behörde darauf warten, zusammengepuzzelt zu werden. Da mag noch so einiges ans Licht kommen. Aber man hat mir erklärt, es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Eintrag zu Roland Keiser, was eine mögliche Tätigkeit als IM angeht – wie erwartet existiert eine Opferakte.«
    »Bernhard Schneider. Das wussten wir ja schon. Ich fürchte, diese Zwangswohngemeinschaft hat ihren Zweck nicht erfüllt. Keiser wird Schneider nur erzählt haben, was der Staat wissen durfte.«
     
    Unbefriedigt über die mageren Ergebnisse des Tages fuhr Mangold nach Dresden zurück.
    Um bei Irmchen jeden aufkeimenden Verdacht zu

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