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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Handgelenke wand sich ein orangefarbenes Kunststofftau. Peter Nachtigall wusste, dass es an je einem Baum endete und die Arme gestreckt hielt. Die Füße lagen ordentlich übereinander und waren über den Gelenken verschnürt.
    »Es kommt ihm darauf an, dass wir sie in der von ihm arrangierten Position finden«, meinte Nachtigall. »Gekreuzigt.«
    »Ich denke, sie liegt schon seit drei bis vier Tagen hier. Die grünliche Hautverfärbung entsteht bei Fäulnis und Verwesung. Diese Beulen und Aussackungen hier sind flüssigkeitsgefüllt – auch das eine Folge der Zersetzung. Es war hochsommerlich heiß in den letzten Tagen, da entstehen diese Veränderungen sehr schnell. Hier und da Spuren von Tierfraß – am ehesten von Füchsen und Schweinen. Vereinzelt haben auch Vögel in den Körper gehackt. Na ja – und die Fliegen hast du ja gesehen.« Dr. Pankratz arbeitete organisiert wie immer. Er sicherte Proben, sammelte Fliegen, Maden und Eier ein, versah die Probenbeutel und -röhrchen mit beschrifteten Aufklebern.
    Peter Nachtigall schauderte beim Gedanken an die schwarze Formation, die sich brummend in die Luft erhoben hatte, als er mit der Spurensicherung eintraf.
    »Weißt du, wie sie gestorben ist?«
    »Hier ist eine Verletzung, siehst du? Linker Brustkorb. Stich ins Herz, vermute ich. Fundort ist auch Tatort.«
    »Wir dachten, wir könnten sie retten«, murmelte Nachtigall deprimiert.
    »Also weißt du, wer sie ist?«
    »Nein, ihren Namen kenne ich nicht, so war das nicht gemeint. Auf diesem Zettel steht, du bist die Zweite – das erste und dritte Opfer haben wir schon gefunden.«
    Aus der Miene des Rechtsmediziners sprach Besorgnis. »Peter, geht es dir gut?«
    »Nein! Tut es nicht. Natürlich nicht. Wir hatten gehofft – doch dazu gab es keinen Anlass. Sie war schon tot.« Trostlosigkeit lag in seiner Stimme. »Was haben all diese Menschen getan, damit jemand sie so sehr hasst?«
    »Du hast gesagt, beim dritten Opfer hat er auf dem Zettel ebenfalls weitere angekündigt. Du musst Nummer vier verhindern.«
    »Wer sagt denn, dass ich nicht immer zu spät komme? Jedes Mal nur eine neue Leiche finde? Das ist vielleicht Teil eines perfiden Plans.«
    »Dieser Pessimismus ist nicht berechtigt. Du hast drei Opfer, zwei in Cottbus, eines in Dresden. Es ist kein Täter, der wahllos mordet, oder einer, der auf ein körperliches Signal hin zuschlägt. Nein, er hat seine Opfer festgelegt, ebenso wie die Reihenfolge, in der sie sterben sollen. Er braucht Zeit, um dem nächsten aufzulauern. Du hast eine realistische Chance«, erklärte Dr. Pankratz eindringlich.
    »Schau dir an, wie wenig Zeit zwischen den Aktionen des Täters liegt. Etwa alle 24 Stunden ein neues Opfer«, stöhnte Nachtigall. »Ich fürchte, er hat schon alle ausspioniert und schlägt jetzt nach Plan zu.«
    »Wenn der Mörder die junge Frau an so einen Ort locke’ konnt, muss er sich gut hier in dere Gegend heimisch fühle’. Und es spricht au dafür, dass er das Opfer gut g’kannt hat, sonst wär’ sie wohl kaum mit ihm in d’ Wald g’ange.« Michael Wiener hatte Marnie in der Obhut einer Beamtin abseits des Tatorts zurückgelassen. Zu seiner Überraschung war bei ihr der erste Schreck schnell überwunden und sie zeigte lebhaftes Interesse an dem Fall, was ihrem Freund nun gar nicht gefiel. Ihm schien, es sei ausreichend, wenn einer in der Familie sich mit Mord und Totschlag befasste.
    »Ein Liebhaber? Ein guter Freund?«
    »Eine Freundin?«, fragte Dr. Pankratz und zwinkerte Nachtigall zu. »Wäre ja nicht das erste Mal.«
    »Oder es ware’ zwei Täter. Des erscheint eh logisch. Johannes Schaber hing über der Elbmauer. Des is’ für einen allein eine gewaltige Kraftanstrengung.«
    »Schaber hing in der Elbe? Ich werde gleich morgen die Berichte aus Dresden anfordern – mal sehen, vielleicht gibt es noch unentdeckte Bezüge.«
    »Seine Beine baumelten unterhalb der Wasserkante. So bis zum halben Oberschenkel. Und er sah ebenfalls gekreuzigt aus.«
    »Auf jeden Fall wird es bei drei Opfern einfacher, eventuelle Gemeinsamkeiten zu ermitteln. Bei zweien ergeben sich zu viele Optionen«, meinte der Gerichtsmediziner aufmunternd.
     
    Unverhofft entstand Unruhe in Tatortnähe.
    Lautes Krachen von Zweigen und unterdrücktes Fluchen zeigten an, dass sich jemand näherte.
    Alle Augen richteten sich erwartungsvoll auf die Stelle, an der in wenigen Sekunden der Verursacher dieses Lärms in das Licht der Scheinwerfer treten würde.
    »Na, der Täter

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