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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Es konnte niemand ahnen, dass beide auf ihre Kosten kommen wollten – und das war nicht das einzige Pärchen, bei dem dieser Trick funktioniert hat. Mütter warnen ihre Töchter immer nur vor fremden Männern. Ein fataler Irrtum, nur in Männern die Monster zu vermuten!«, schimpfte Nachtigall.
    »Also ehrlich, ich glaub’ ja eher an die Verbindung nach Potsdam. Wenn wir die Liste habe’, könne’ wir vielleicht den Täter scho einkreise’. Am End hats doch no mit der WM zu tun!«
    Dr. Pankratz, der die Bergung der Leiche bis zum Schluss überwacht hatte, fuhr bei dieser Äußerung Wieners herum und sagte: »Nein! Das glaube ich nicht. Niemand kommt auf den Gedanken, wegen dieser Mordserie die WM abzusagen. Dann hätte die in Südafrika nie eröffnet werden dürfen.« Er hob kurz die Hand und war im Unterholz verschwunden.
     
    Die Rückfahrt nach Dresden würde länger dauern. Ein Unfall, beide Spuren blockiert, die Polizei versuche schon, eine zu räumen, damit der Verkehr vorbeitröpfeln konnte, meldete die weibliche Stimme vom Verkehrsfunk fröhlich.
    »So ein Mist!«, schimpfte Mangold.
    Er beobachtete, wie Ankekatrin gleichmütig einen iPod aus der Tasche zog, einen Menüpunkt aufrief und sich die winzigen In-Ear-Phones in die Ohren schob. Sie zuckte mit den Schultern, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Aha, registrierte Mangold, sie will sich jetzt nicht unterhalten. Vielleicht war das der richtige Weg: Entspannung herbeiführen, wann es möglich ist, und nicht versuchen, sich bei definierten Gelegenheiten zu entspannen. Nachdenklich wanderte sein Blick über das entstresste Gesicht seiner Partnerin. Seine Gedanken kehrten zu Johannes Schaber zurück. So logisch all die Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Tod Keisers waren – es konnte auch anders gewesen sein, ganz ohne Sport. Seine Überlegungen schweiften ab. Glücksspiel. Jemand beobachtet, wie Schaber nach einer Glückssträhne jede Menge Geld einsteckt.
    Er folgt ihm durch die Dunkelheit.
    Lauert ihm auf, tritt unerwartet hervor und streckt ihn nieder, trifft ihn tödlich.
    Nein! Schaber wurde erstochen!
    Außerdem machte dann der Zettel in seiner Tasche keinen Sinn. Die Verbindung nach Cottbus. Nein, der Überfall schied aus.
    Ein Besuch in einem Edelpuff? Schaber hat Sonderwünsche. Weigert sich, nach dem Service den entsprechenden Preis zu zahlen. Türmt aus dem Etablissement. Wird verfolgt, gestellt, zu Tode geprügelt, getreten.
    Erstochen!, erinnerte ihn seine innere Stimme. Von vorn. Keine Abwehrspuren.
    Nein, so richtig passte dieses Szenario auch nicht. Aber der Zettel konnte so durchaus zu erklären sein. Vielleicht auch die Connection nach Brandenburg. Beischlafdiebe trifft die volle Härte.
    Dieser Roland Keiser konnte doch vor 20 Jahren in eine ähnliche Situation geraten sein. Ob Peter auch schon daran gedacht hatte, dass es ein vollkommen anders gelagertes Motiv geben konnte?
    Gerade als er nach dem Mobiltelefon greifen wollte, brummte es und das Display verriet ihm den Namen des Anrufers: Nachtigall. Es gab eben doch unglaubliche Zufälle, so konnte er dem Freund gleich seine eigenen Überlegungen erklären.
     
    Hajo Mangold beendete das Telefonat und versetzte seinem Lenkrad einen zornigen Schlag. »Also doch drei Opfer!«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. »Dreimal getötet – und damit durchgekommen. Er fühlt sich wie der gesandte Rächer persönlich. Unangreifbar und im Recht – denn offensichtlich hält eine fremde Macht schützend ihren Arm über ihn und sein Tun.«
    »Das erhöht das Risiko für die weiteren potenziellen Opfer gewaltig«, bestätigte auch Kruse. »Er glaubt, wir können ihn nicht schnappen, egal wo er zuschlägt. Weder in Dresden noch in Cottbus hat die Polizei etwas in der Hand.«
    »Wir können nicht einmal ausschließen, dass das nächste Opfer in Berlin auftaucht. Das ist auch ein Austragungsort.«
    Mangold knurrte und zischte vor sich hin, während er in Gedanken kreativ ein Szenario nach dem anderen entwarf. Ankekatrin Kruse beobachtete besorgt, wie sich sein Gesicht verzerrte, wieder entspannte und sich erneut zu einer Grimasse verzog. Ein seltsamer Mann war der neue Kollege allemal – und wegen seines Alkoholproblems, von dem er sicher annahm, er verberge es ganz besonders geschickt, würde sie wohl mit ihm reden müssen. Vielleicht war das nur eine temporäre Erscheinung, eine Reaktion auf den beruflichen Wechsel, aber sie nahm sich vor, es im Auge zu behalten. Solange

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