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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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aufgebrochenem Brustkorb und dem typischen Y-Schnitt wie misshandelt schien. »Aber ich weiß schon jetzt, dass es so ist.«
     
    Als sie sich voneinander verabschiedeten, hoffte Nachtigall inständig, der Rechtsmediziner möge dieses eine Mal mit seiner Prognose nicht recht behalten.
    »Was glaubst du, warum hat er sie vollständig entkleidet?«, fragte er doch noch, obwohl er sicher war, die Antwort bereits zu kennen.
    »Aus sexuellen Motiven. Erniedrigung. ›Seht euch das Flittchen an‹, soll das wohl heißen, würde ich meinen!«
    Nachtigall atmete tief durch. »Dachte ich auch«, antwortete er resigniert und machte sich auf den Weg zu seinem Auto.
    »So ein Mist!«, fluchte er und ärgerte sich beim nächsten Atemzug schon wieder darüber, solch einen Gedanken zu haben, »dass Emile zurzeit nicht abkömmlich ist. Ich fürchte, ohne seine Hilfe wird es schwierig werden.«
     
    Albrecht Skorubski saß bleich und übernächtigt am Tisch und schrieb.
    »Na, deine Memoiren? Alle dramatischen Fakten aus dem Leben eines Cottbuser Hauptkommissars?«, begrüßte Nachtigall den verblüfften Freund.
    »Nicht direkt. Aber wäre eine Idee. Jetzt, wo ich so viel Zeit habe.« Skorubski schob das Blatt rasch unter die aktuelle Ausgabe der Lausitzer Rundschau. Aber nicht schnell genug. Testament hatte da als Überschrift gestanden und Nachtigall fühlte sich plötzlich flau.
    »Wenn du um die Zeit hier auftauchst, hast du eine neue Leiche!«
    »Dir kann man eben nichts vormachen!«, gab der Kollege gutmütig zurück.
    »Gelernt ist halt gelernt«, grinste Skorubski schief.
    »Bei Michael klingt das aber anders: G’lernt isch halt g’lernt.«
    Angst füllte den Raum, drang in jeden Winkel.
    »Ich darf für ein paar Tage nach Hause. Zum nächsten Chemoblock muss ich wieder herkommen. Sieht so aus, als wäre man bei dieser Erkrankung mehr im eigenen als im Klinikbett.«
    Nachtigall nickte bedächtig. Das hatte Conny ihm schon erklärt. »Für deine Frau ist es sicher schöner, dich zu Hause zu haben.«
    »Ach – ich weiß nicht. Ich bin ein ziemlicher Nörgler, gerade dann, wenn es mir schlecht geht. Hier im Krankenhaus nimmt man sich vielleicht mehr zusammen. Außerdem hat sie weniger Arbeit mit mir, wenn ich hier liege.« Skorubski drückte tröstend Nachtigalls Unterarm. Verkehrte Welt, dachte der, eigentlich sollte ich ihm Halt geben!
    »Lass uns von was anderem reden: Wie kommt ihr denn in dem neuen Fall voran?«
    Dankbar wechselte Nachtigall das Thema.
    Ein unbehagliches Gefühl blieb.
    Er musste Albrecht unbedingt nach dem Foto fragen! Wenn nicht jetzt, wann dann?

23
    »Hat die Nachfrage bei den Taxiunternehmen irgendetwas erbracht?«, fragte Hajo Mangold grantig und Ankekatrin schüttelte mürrisch den Kopf. Schlechte Laune konnte unglaublich ansteckend sein.
    »Nein. Sieht so aus, als wäre er entweder abgeholt worden oder einfach zu Fuß gegangen. Wir wissen ja nicht einmal, ob er nicht nach wenigen Sekunden wieder aus der Gasse herausgekommen ist und einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat. Das Personal hat gearbeitet, nicht aus dem Fenster gestarrt.«
    »Eine so prominente Persönlichkeit verschwindet doch nicht einfach zwischen A und B.«
    »Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass er in die Gasse eingebogen ist. Danach muss er wohl eine Tarnkappe aufgesetzt haben oder etwas in der Art jedenfalls.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, antwortete Mangold und Ankekatrin sah ihn konsterniert an. »Ich habe sogar Dr. Teufel extra deswegen angerufen und er war wie erwartet wenig begeistert. Er hat mir erklärt, hätten sich Spuren von Theaterkleber an Schabers Oberlippe und seinen Wangen befunden, wäre ihm das a) nicht entgangen und b) stünde es im Obduktionsbericht. Das war auch seine Antwort auf meine Frage nach etwaigen Hinweisen auf eine Perücke«, seufzte Mangold und seine junge Kollegin atmete erleichtert auf. So hatte er das gemeint.
    Irgendwo musste sich Schaber mit seinem Mörder getroffen haben. Wenn sie erst rauskriegen würden, wohin er nach dem Essen gegangen war, würde sich der Rest wie von selbst lösen, war Mangold sich sicher. Bei seiner Mutter war er jedenfalls nicht. »Wir haben auch niemanden, der verdächtige Beobachtungen am Elbufer gemacht hat?«
    »Nein. Das war vielleicht so eine Aktion wie bei
Kishon. Blaumilch.« Sie sah ihm an, dass er die Geschichte nicht kannte. »Ein Mann stemmt die ganze Straße auf, an einem Knotenpunkt. Er trägt einen Arbeitsanzug und hat

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