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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Falten.
    »Ja. Laut erster Analyse: Gartenerde.«
    »Das Messer hat also irgendwo in der Erde gelegen!«, schrie der zweite Obduzent auf. »Das ist tödlich für jede Klinge!«
     
    Nachtigall beobachtete belustigt, wie Dr. Pankratz die Augen verdrehte.
    »Na, dann wollen wir mal. Das Opfer ist etwa Mitte bis Ende 30. Diese kleine Verletzung hier – das ist die Einstichstelle. Von hier aus traf die Klinge höchstwahrscheinlich direkt ins Herz. Der Tod tritt nach einer solchen Begegnung ziemlich schnell ein.«
    »Sie war nicht sofort tot?«
    »Erinnerst du dich an den Toten im ›Energie‹-Stadion? Er wurde von hinten erstochen – aber die Wirkung ist die gleiche. Eine Herzbeuteltamponade. Ein paar Sekunden hat sie vielleicht noch gelebt. Sie stürzte zu Boden und hatte wahrscheinlich nicht einmal genug Zeit, um zu begreifen, dass sie nun sterben würde.«
    Dr. Pankratz ließ Fotografien aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln von den Knoten anfertigen. Im Anschluss schnitt er sie mit einem Skalpell so auf, dass die Verbindung der Tauenden vollständig erhalten blieb. Sollte sich bei der genaueren Untersuchung herausstellen, dass es sich dabei um eine besondere Knotentechnik handelte, läge ausreichend Vergleichsmaterial vor.
    Nachtigalls Augen tasteten bedauernd über den Körper der Ermordeten.
    Niemand sollte als Patient von Dr. Pankratz enden müssen, dachte er wehmütig.
    »Siehst du, keine Abschürfungen, keine Male, keine Unterblutungen. Das bestätigt unsere These: Die Taue wurden erst nach Eintritt des Todes um die Gelenke geschlungen. Ich präpariere jetzt erst den Stichkanal. Die Kollegen in Dresden haben also Gartenerde darin gefunden, hm, lauter Überraschungen. Die Sache mit der Erde wirft ein neues Licht auf die Morde, nicht wahr?«, fragte Dr. Pankratz und arbeitete konzentriert weiter. Offensichtlich erwartete er keine Antwort.
    »Kennst du zufällig die Blutgruppe von Johannes Schaber?«, fragte er beiläufig weiter.
    Nachtigall schüttelte den Kopf.
    Erst mehrere Atemzüge später realisierte er, was Dr. Pankratz damit andeuten wollte. »Das ist nicht dein Ernst!«, keuchte er dann.
    »Warum nicht?« Der Rechtsmediziner warf dem Ermittler einen unschuldigen Blick zu.
    »Das kann nicht sein! Das ist …« Nachtigall sucht nach der passenden Formulierung. »Ekel erregend!«
    Dr. Pankratz tat erstaunt. »Findest du?«
    Die Augen des zweiten Obduzenten zuckten zwischen den beiden Männern hin und her.
    »Aber ja! Die Vorstellung, der Täter benutze immer dieselbe Klinge, ist schon unangenehm genug. Aber sich vorzustellen, das Blut des letzten Opfers klebte noch daran, als er erneut jemandem das Messer ins Herz … Nein! Das ist noch viel schlimmer«, erklärte er mit bebender Stimme.
    Diesmal verzichtete Dr. Pankratz auf einen Kommentar.
     
    Zwei Stunden später wusste ein inzwischen sehr bleicher Hauptkommissar, dass das Opfer etwa 35 Jahre alt war, keine Kinder geboren, sich vor vielen Jahren eine Fraktur am linken Unterschenkel zugezogen und seinen Blinddarm verloren hatte.
    »Eine gesunde Frau, trainiert, sie hätte gute Chancen gehabt ziemlich alt zu werden. Keine Abwehrspuren. Sie kam wohl nicht mehr dazu, Widerstand zu leisten. Der Eintrittswinkel, schräg von unten nach oben, könnte bedeuten, dass der Täter kleiner als sein Opfer ist. Da war es vielleicht wichtig, das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben – es wäre ein Problem geworden, hätte das Opfer ernsthaft Widerstand geleistet. Todeszeitpunkt liegt mehrere Tage zurück. Mindestens drei, höchstens fünf. Es war sehr schwül und heiß – das erschwert die Beurteilung, aber wir werden die Tatzeit noch genauer festlegen können, durch die Beurteilung des Entwicklungsstandes der Maden und Käferlarven zum Beispiel, aber das weißt du ja.«
    Nachtigall zog unglücklich die Schultern hoch.
    Er konnte sich besser erinnern, als ihm lieb war.
    Unterdessen fuhr Dr. Pankratz unbeirrt mit seiner Zusammenfassung fort: »Die Analyse des Mageninhalts und des Blutes reichen wir nach. Tatwaffe war ein Messer mit doppeltem Wellenschliff, etwa 25 Zentimeter lang. So etwas findest du in jedem normalen Haushalt.«
    »In Dresden sind sie zum gleichen Ergebnis gekommen.«
    »Na bitte. Und wir finden heraus, ob nicht nur Erde an diesem Messer klebt. Wenn er es nicht reinigt, sondern so, wie es ist, weiterverwendet, blutverschmiert und verkrustet, können wir das feststellen.« Er warf einen nachdenklichen Blick auf den Körper, der mit

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