Spielzeugsoldaten
Stadtmauern erreichten.
Bereits vor ein paar Stunden waren sie in unwegsamem Gelände auf den ersten Vorposten der Stadt getroffen. Die Soldaten dort kannten Raku und waren wenig begeistert, als sie hörten, dass sie von nun an in Lyddit stationiert war. Es änderte nichts an der Rangfolge innerhalb ihrer Befehlskette, jedoch wussten einige von ihnen aus Erfahrung, dass der Ton in den Truppen von Lyddit bald rauer werden würde, sobald sich he rum gesprochen hatte, dass Major Avis da war. Weder wollten die Soldaten den Ärger von Raku auf sich ziehen, noch wollten sie vor einer Frau Schwäche zeigen. So war es bisher immer gewesen und so würde es sicher auch in Lyddit sein. Auf g rund der schlechten Lage in und um Lyddit herum war en die Stimmung und die Moral der Truppen sehr schlecht. Die Befehle wurden ausgeführt, aber niemand legte großen Ehrgeiz an den Tag sich für eine fast verlorene Sache in Gefahr zu bringen.
An den Stadtmauern wurden sie überprüft. Waffen und Passierscheine. Raku ließ die Prozedur wortlos über sich ergehen, bat nur einen der Soldaten nachdrücklich , sie und ihre Einheit sofort zum diensthabenden Offizier zu bringen. Einen anderen wies sie an sich , um Juli zu kümmern und ihr Bericht zu erstatten, sobald sie zurück war.
Oberst Seter war ein älterer Mann, dem man auf den ersten Blick ansah, dass es ihm an Durchsetzungskraft mangelte. Man gehorchte ihm nur, weil sein Rang es gebot. Seine Augen waren müde und starr. Sein Gang gebückt, beinahe gebrochen. Sein Anblick ekelte Raku an. Er saß hinter seinem Schreibtisch in einer frisch gewaschenen und gepflegten Uniform mit gestärktem Kragen. Raku bezweifelte, dass er oft nahe der Front war, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Er war ein Schreibtischtäter und wahrscheinlich ein Grund dafür, dass die Lage so schlecht war.
Er lächelte höflich, als Raku sein Büro betrat. Raku salutierte pflichtgemäß. Sie war sich sicher, dass ihre Abneigung nicht auffallen würde, ihr Verhalten gegenüber anderen Offizieren war immer angemessen, aber unterkühlt, weil sie bisher nur in wenigen etwas gesehen hatte , das Respekt verdient hätte.
„Major Avis! Willkommen . Wir sind nun doch sehr froh, dass man S ie zu uns geschickt hat.“
„Das klang in unserem Gespräch gestern anders, Oberst.“
„Aber Major... wir hatten hier... einen... ähm“ , er räusperte sich, „Notfall, sozusagen. Eine angespannte Situation...“
Er starrte sie an und Raku begann sich unwohl zu fühlen. Noch war ihr nicht klar, wie viel Einfluss sie hier hatte. Es waren nicht die Schwierigkeiten sich unterzuordnen, die sie irritierten, sondern der Verdacht, dass sie dem Kommando eines Mannes unterstand, der weites t gehend unfähig war seine Arbeit zu tun. Unfähiger als mancher unter dem sie zuvor gedient hatte.
„Sie sind legendär, Major“ , sagte er schließlich, seine Stimme voller Bewunderung, „es ist mir eine Ehre mit I hnen zusammenarbeiten zu können.“
Offensichtlich hatte er nach ihrem Gespräch vom Vortag Erkundigungen über sie eingeho lt. Gut für ihn, dachte Raku sich, er sollte ruhig wissen mit wem er sich hier anlegt, wenn er ihre Ratschläge abwies. Nun war sie sich sicher, dass man ihr den nötigen Respekt zollen würde. Das hatte am Ende noch jeder getan.
„Nun, wenn S ie meinen. Möchten S ie sofort einen Bericht über den Vorfall der letzten Nacht?“
Raku versuchte den offiziellen Teil dieser Begegnung schnellstmöglich hinter sich zu bringen.
Oberst Seter rieb sich die Stirn. Es schien ihm nicht zu passen, dass Raku so begierig war mit ihrer Arbeit zu beginnen.
„Ja... ähm... nein, bitte. Ich habe für den Nachmittag eine Besprechung mit allen Offizieren anberaumt, um das W eitere zu erörtern. Es wäre mir sehr recht, wenn S ie sich mit Major Furca absprechen und ihren Bericht in seinen Lagebericht zur Situation im Süden der Stadt mit einbinden.“
Raku nickte. „Jawohl. Wenn möglich hätte ich gerne schon jetzt eine Auskunft zu den weiteren Einsätzen meiner Einheit.“
Auch das war ganz offensichtlich nicht im Interesse des Oberst, doch Raku hatte auch nicht erwartet, dass ein Mann wie er viele Pläne hatte. Das wenige, was sie mittlerweile im Vorbeigehen von den Soldaten in der Stadt erfahren hatte, hatte ihr gezeigt, dass sie fast nur noch versuchten ihre Stellungen zu halten und die Lücken in der Frontlinie nicht zu groß werden zu lassen. In einigen Abschnitten der Frontlinie hatten sie einfach
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