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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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die meisten Zivilisten schon in den Süden geflohen waren, bevor der Krieg sie erreicht hatte und das war lang her . Die wenigen, die noch ausharrten, waren Händler und einige Handwerker, die am Krieg verdienten. Alle anderen hatten die Stadt in eine sichere Richtung verlassen. Die Straßen waren fast alle schwer beschädigt, sowohl vom Regen als auch vom Krieg. Viele Hauswände waren beschmiert mit Parolen in der Sprache der Omina, da es zu teuer war und ohnehin nur die ausgebildeten Spezialisten unter den Funkern die Sprache verstanden, hatte man davon abgesehen die Hauswände neu zu streichen. Es war unwahrscheinlich, dass diese Stadt je wieder von Zivilisten bewohnt werden würde. Sie war zu zerstört, zu sehr vom Krieg zerfressen.
    Nach langem H in und H er per Funk hatte man sich entschlossen Juli in einem alten Hotel unterzubringen, wo auch einige andere Einheiten, die nur über Nacht in Lyddit blieben, einquartiert waren. Juli war erstaunt wie gut erhalten die Innenräume noch waren, nachdem sie gesehen hatte, wie der Krieg die Stadt zugerichtet hatte. Die Möbel waren zerschlissen, die Wände waren grau, nur teilweise war noch die weinrote Tapete zu erkennen, und der Boden durch das schlechte Wetter draußen voll von Schlamm, aber insgesamt machte es einen besseren Eindruck als sie erwartet hatte.
    Ihr Zimmer war ein kleiner Raum im Erdgeschoss mit einem Bett, einem Schreibtisch und einem Stuhl. In einer hinteren Ecke stand ein alter Sessel, über den man ein schmutziges Laken geworfen hatte. Der alte Teppich war staubig und stand wie der Rest des Hotelbodens vor Dreck. Man konnte den fauligen Gestank des Regens riechen. Das einzige Fenster des Raums war mit Holzbretter n zugenagelt.
    Wie konnte die Welt dies alles nur einfach so übersehen? Wollten sie das nicht sehen? Oder wollte es niemand zeigen? Es war Juli unbegreiflich wie das, was hier geschah, nur in Vergessenheit geraten konnte. Der Marsch nach Lyddit hatte ihr wenig geholfen. Noch immer hatte ihr Kopf arge Mühe zu verarbeiten, was in den letzten Stunden geschehen war. Ein Mensch war gestorben, man hatte auf sie geschossen , sie hatten flüchten müssen. I m Regen, quer durch ein unpassierbares Gebiet, im Dunkeln, angewiesen auf die Führung derer, die mit Nachtsichtgeräten einen Weg durch das Labyri nth von Bäumen bahnen konnten und Raku immer an ihrer Seite. So sehr sie alles auch schockierte, so wenig sie ihr Entsetzen in Worte fassen konnte, beinahe noch weniger verstand sie die Veränderung in Major Avis. Raku hatte sich auf dem ganzen Weg nicht weiter als einen Schritt von ihr entfernt, auch wenn sie zurückfielen, eher noch rief sie ihre Männer zurück. Sie war froh darüber, aber sie war intelligent genug, um zu wissen, dass daraus auch Gefahren entstehen konnten und sie konnte sich einfach nicht erklären, warum Raku ihre Pflichten nicht mehr so genau nahm. Juli wusste es würde schwer werden, aber wenn sie nur genug wollte, dann würd e sie auch allein klar kommen. E s würde reichen, wenn sie wusste, dass Raku da war und ab und zu ein Auge au f sie hatte. Mehr nicht. S ie blickte auf die Waffe, die an ihrer Hüfte baumelte.
    ‚Ich werde sicher auch dieses Ding benutzen können, wenn ich muss’ , dachte sie.
    Gerade als sie ihre Sachen ablegen wollte, klopfte es. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, trat ein Soldat ein. Er salutiert e und nickte zur Begrüßung höflich.
    „Juli Quivive“ , Juli nickte zustimmend, „mein Name ist Iko Paso. Ich bin I hnen für die Zeit ihres Aufenthaltes in Lyddit als I hre Leibgarde zugeteilt worden. Auf Anweisung von Major Avis dürfen S ie ohne Begleitung das Hotel nicht verlassen.“
    Er räusperte sich. Es klang als hätte er es auswendig gelernt. Er schien sich sichtlich unwohl zu fühlen und Juli konnte nur vermuten, dass es daran lag, dass er einen Befehl von Raku ausführte und wahrscheinlich daran zweifelte diesen zu Rakus Zufriedenheit erfüllen zu können.
    „Ich... ähm... bin dann... ähm... draußen. Bitte sagen S ie mi r Bescheid, wenn irgendetwas sein sollte.“
    „Danke.“ Juli lächelte.
    Noch vor einem Tag hätte Juli das missfallen, aber nach der letzten Nacht wusste sie, dass der Schutz notwendig war und sie nahm es ohne zu murren hin. Etwas beruhigter, auch ohne Raku in der Nähe, machte sie sich daran , das N ötigste ihrer Ausrüstung auszupacken, um einen ersten Bericht an die Redaktion zu senden. Was auch immer i n diesem Bericht stehen würde.
    ~*~

Es war später

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