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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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ist zu unsicher. Ich habe die Verantwortung für dich übernommen und ich werde sie weiter tragen.“
    „Die Armee hat die Verantwortung für mich, nicht du. Du bist hier, um Ordnung ins Chaos zu bringen und nicht um einer zivilen Journalisten den Touristenführer zu spielen.“
    Juli glaubte, dass das saß. Sie konnte das nicht zulassen. M al ganz abgesehen davon, dass sie nach letzter Nacht keinerlei Interesse mehr daran hatte , näher an die Front zu kommen, als sie es ohnehin schon war. Raku setzte das Gelingen ihres Einsatzes aufs Spiel. Juli ahnte durchaus, dass es sinnlos war, aber wenigstens für ihr Gewissen musste sie eine Diskussion angefangen haben. Sie wollte sich nicht kampflos ergeben.
    „Nein, ganz einfach nein. Ich habe gesagt, wenn ich dich mitnehme, tust du was ich sage und ich sage: Du wirst nicht zurückgelassen!“
    Raku bekam das Gefühl, dass weder ihre Worte noch ihre Lautstärke einen großen Einfluss auf Julis Verhalten hatten. War sie nach so vielen Jahren auf jemanden getroffen , der den Mut hatte ihr Paroli zu bieten?
    „Mit anderen Worten: Du wirst mich in noch größere Gefahr mitschleppen.“
    „Es war , was du wolltest“ , e rwiderte Raku trotzig, sie war keinen Widerspruch gewohnt. Es war doch nur zu ihrem B esten.
    „Nein... ja... ich weiß nicht. Aber ich bin eine Belastung für dich und deine Männer, das will ich nicht.“
    „Ich h abe gesagt, ich nehme dich mit. I ch war einverstanden. Ich wusst e, dass es nicht einfach wird. “  Ich wusste vor allem nicht, dass ich es mir selbst noch schwerer machen würde, fügte sie für sich selbst hinzu.
    „Und?“
    „Ich kann dich nicht schützen, wenn du hier bleibst. Ich kann mich auf die Männer hier nicht verlassen. Dort draußen“ , sie deutete in Richtung des Fensters, „weiß ich, was ich tun kann. Ich weiß, bei mir wird dir nichts passieren. Ich werde nicht zu lassen, dass dir etwas pa ssiert. Wenn du hier bleibst, weiß ich nicht, ob du lebend nach Hause kommst.“
    Die Worte hallten in Juli wieder und wieder. Plötzlich wurde ihr klar, dass hier etwas falsch lief, dass sich in den letzten Stunden etwas verändert hatte. Sie beobachtete Raku, wie sie dastand und sie regungslos ansah. Es war totenstill, der Regen, der draußen wieder angefangen hatte die Straßen zu überfluten und unaufhörlich gegen die Holzbretter des Fensters schlug, war das einzige Geräusch. Das Abendlicht fiel blass auf Rakus Gesicht, ließ sie matt und niedergeschlagen wirken. Sie konnte ihre Sorge nicht verber gen. Und Juli bemerkte etwas. Juli erinner te sich. S ie erinnerte sich daran, was sie den ganzen Tag gefühlt hatte. Sie h atte dagesessen und gewartet. A uf Raku, nur auf Raku. S ie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht dazusitzen und an sie zu denken. Sie hatte sich nicht nur schutzlos gefühlt, auch wenn sie wusste ein Soldat wachte vor ihrer Tür, sie hat te sich ebenso allein gefühlt, allein wie nie zuv or und jetzt, wo Raku d a war , in ihrem Zim mer stand, und sie anblickte, war die Angst verschwunden.
    Raku wusste nicht ganz wie ihr geschah. Von diesem Moment an, da Juli vor ihr saß und sie musterte, war ihr bewusst, dass ihre Besorgnis nicht von ungefähr kam. Schon als sie am vorigen Tag im Lastwagen auf einen ihrer Männer losgegangen war nur weil sie das Gefühl hatte, er würde Juli beunruhigen, hätte sie es wissen müssen. Diese Frau hatte nicht nur i hren Beschützerinstinkt geweckt. S ie hatte sie geweckt. Sie hatte Raku geweckt. All diese Gefühle, die Angst, die Fassungslosigkeit und dieses fast w iderwärtig hartnäckige Gefühl , Juli festhalten zu müssen. Oh, nein! Bitte nicht! Sie senkte ihren Blick erneut.
    Raku wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als sie endlich wieder etwas sagen konnte.
    „Der Krieg verändert vieles. M anches ist nur halb so echt, wie es aussieht.“
    Sie sagte es wie eine Entschuldigung, als würde es irgendetwas erklären oder rechtfertigen. Es stand in keinerlei Zusammenhang mit ihrem Gespräch. Und dennoch wusste Juli was Raku meinte, denn sie hatte nur das Unausgesprochene ausgesprochen. Spürte sie es etwa auch? Das da irgendetwas war? Was war nur passiert? Und warum fühlte es sich so an, als müsse es so sein.
    „Vielleicht bringt er aber auch nur verborgene Wahrheiten zu Tage.“
    „Ich traue dem Krieg nicht, Juli. Wenn man es genau betrachtet, dann hat er mich um mein Leben beraubt.“ Es tat weh diesen Gedanken laut gesprochen zu hören.
    „Dann wäre es nur

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