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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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und ihrem verletzten Stolz, vor einer Bedrohung von innen.
    „Wir hätten mit ihnen sowieso nicht ins Gebirge gekonnt“ ,   antwortete sie knapp.
    Beinahe tat es ihr Leid nicht mehr tun zu können und n och mehr bereute sie es , Juli angeblafft zu haben . Aber es erschien ihr unbegreiflich, wie gerade Juli, die bisher so sensibel auf alles reagiert hatte, dass Raku zeitweise fürchtete sie würde irgendwann beim kleinsten Schusswechsel ohnmächtig werden, jetzt plötzlich so schnell zu vergessen schien was ihr widerfahren war.
    Juli erkannte, dass die Diskussion damit beendet war. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Raku diese Sache so lang beschäftigen würde. Sie waren bereits seit mehreren Stunden schweigsam nebeneinander hergelaufen. Sie waren allein und für ihre Verhältnisse in Sicherheit. Die schneebedeckten Gipfel der Berge kamen stetig näher. Es war eigentlich doch das, was Raku sich gewünscht hatte, oder? Letztendlich war doch nichts passiert. Die Nomaden hatten helfen wollen. Juli hatte vor lauter Stress Alpträume gehabt, Raku hatte sie gefun den. Den Nomaden tat es Leid. E s war doch alles in Ordnung! Warum schien es Raku dann so zu belasten?
    „Und ich kann nicht glauben, dass du das alles schon vergessen hast“ ,   brach es aus Raku plötzlich heraus.
    Aus dem nichts war plötzlich das Gefühl gekommen, reden zu müssen. Sie würde sonst platzen! Früher oder später würde sie platzen. Sie wollte ja gar nicht wissen, was Juli hatte sehen müssen und ob es das war, was sie Nacht für Nacht sah. Sie wollte nur wissen, ob Juli noch wusste, dass sie etwas gesehen hatte und Raku war überzeugt, dass es so war. Das waren keine einfachen Alpträume gewesen. Sie konnte das einfach nicht mehr glauben. Seit sie angefangen hatte darüber nachzudenken , was man ihr damals im Kloster alles erzählt hatte u nd sie konnt e nicht umhin eine Verbindung her zustellen. Da war mehr. Juli blieb abrupt stehen. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie wollte das nicht hören und vor allem es nicht diskutieren. Denn sie war sich nicht ganz sicher, ob Raku nur die Entführung durch die Nomaden meinte oder den Zustand in dem sie Juli gefunden hatte. Den Zustand , an den Juli sich nur noch sehr dunkel erinnerte. Nur einen Schritt später spürte Raku, dass Juli nicht mehr an ihrer Seite war und blieb ebenfalls stehen. Ihre Blicke trafen sich, sie hielten inne und Raku bereute es augenblicklich die Sache überhaupt erwähnt zu haben. Juli sah sie an, als sei Raku plötzlich verrückt geworden und das war ein Blick, den Raku definitiv nicht in Julis Augen sehen wollte. Rakus Atem stockte. Verdammt! Ich brauche sie nur anzusehen und ich würde am liebsten niederknien und sie bitten mich nie wieder zu verlassen.
    „Es tut mir Leid “, flüsterte sie kleinlaut, „ich kann nur nicht verstehen, warum mich das so belastet und dich nicht. Vielleicht weil ich mein Versprechen gebroc hen habe dich zu beschützen. Ich weiß nicht, vielleicht auch, weil du dich selbst nicht hast sehen können “, sie zögerte, „ ich hab gedacht, sie hätten dir Gott weiß was angetan.“
    Juli blickte betreten zu Boden. Irgendwie ließ sie das Gefühl nicht los, dass Raku ihr nur die halbe Wahrheit erzählte. Sie wollte einfach nicht mehr wissen, wie sie sich gefühlt hatte. I hre Augen brannten noch jetzt von all den Tränen, die sie vergossen hatte und ihr Herz drohte noch immer seinen Dienst zu versagen, wenn sie sich auch nur für einen Augenblick daran erinnerte, was sie so schockiert hatte. Es war das Gefühl des Regens auf ihrer Haut, der Geruch von Verwesung und Tod. D ieser unendliche Schmerz, der sie nicht losgelassen hatte und von dem sie nicht wusste, woher er kam. Auch wenn sie manchmal den Eindruck hatte, all dies sei verbunden gewesen mit Raku, denn es hatte begonnen, kaum hatte man sie getrennt und es war vorbei gewesen kaum hatte sie Raku gesehen.
    „Ich möchte einfach nicht weiter drüber nachdenken, ok? Die Nomaden haben mir nichts getan, sie wollten mir helfen. Sie haben einen Fehler gemacht und sich entschuldigt. Es ist nichts passiert. Es war einfach zu viel für mich. I ch war völlig geschafft, als du mich gefunden hast . Du hast dein Versprechen nicht gebr ochen. Du hast mich gerettet, wenn du so willst.“
    Juli lächelte plötzlich. Sie hatte Raku nicht kommen sehen, aber die Vorstellung wie Raku wild vor Zorn im Galopp auf die Zelte zugerast , n och im Lauf abgesprungen war und all die erwachsenen Männer vom Sers

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