Spielzeugsoldaten
hatte sie das gesagt, fürchtete sie, es würde Raku wieder von ihr wegtreiben.
„Ich meine in Geison natürlich“ , korrigierte sie sich schnell.
Raku wandte ihren Blick von den Flam m en und sah Juli an. Ihre blauen Augen klar und beinahe lächelnd vor Glück. Bei mir? Sie will bei mir bleiben.
„Nein, natürlich nicht. Bleib, wenn du möchtest! Aber willst du nicht nach Hause?“
Juli zuckte mit den Schultern. Ihre Blickte trafen sich und Juli hielt sich nur aus Selbstzweifeln zurück, was ihr augenblicklich durch den Kopf schoss: Ich bin zu Hause.
„Doch. Aber in erster Linie möchte ich sicher sein. Ich wil l keinen Krieg, keine Flucht und keinen Hunger. Ich will Ruhe.“
„Und deine Familie?“
Juli lächelte. Die Frage klang aus Rakus Mund etwas unpassend.
„Raku, ich habe meine Familie in den vergangenen zwei Jahren genau drei Mal gesehen, zweimal zu Feiertagen und einmal, um ihnen zu sagen, dass ich... na ja, bevor ich deiner Einheit zugeteilt wurde, bin ich auch noch mal da gewesen. Ich liebe sie, aber ich denke, es genügt, wenn ich ihnen sage, das s es mir gut geht, wo ich bin, wenn ich mit ihnen spreche eben.“ Das hat immer genügt.
„Und deine Arbeit?“
„Meine Arbeit?“ Juli richtete sich auf und warf Raku einen herausfordernden Blick zu. „Sag mal willst du nicht, dass ich bleibe?“
Raku erschrak. Hatte das etwa so geklungen? Sie wollte nichts lieber, als das s Juli blieb. Das würde sie ihr zwar jetzt sicher nicht s agen, aber das war kein Grund.
„Doch. I ch meine... ja, natürl ich, will ich , das s du bleibst, we nn du das willst .“
Kann das nicht aufhören? Sie versuchte sich zu fassen. Ihre Gefühle zeigten sich zum ersten Mal wieder in Dimensionen, die Raku völlig ohne Vorwarnung übermannten.
„Ich wollte sagen, ich würde mich freuen, wenn du bleibst. Ich möchte nur nicht, dass du es bereust.“
„Warum sollte ic h es bereuen? Es ist seltsam. E s sind so viele Dinge passiert, schr eckliche Dinge, schöne Dinge, aber ich bereue meine Entscheidung nicht meh r. Ich wäre sonst nicht hier und ich hätte dich nie kennen gelernt.“
Juli empfand es im ersten Moment nicht so, aber je länger sie Raku betrachtete, desto klarer wurde ihr, dass sie sehr provozierend geklungen haben musste. Sie wollte Ra ku zu keiner Aussage zwingen, aber sie wollte etwas , irgendetwas, d a s diese Bestie, die immerzu nach mehr Nähe, mehr Raku , verlangte, in ihr zur Ruhe brachte. Raku wusste nicht , was sie antworten sollte. War es das , was sie hören wollte? Sollte sie es einfach zulassen? Aber sie hatte noch immer Zweifel wohin es sie führen würde und vor allem woher diese Int ensität kam. Ihre Stimme gehorchte ihr nicht.
„Ich werde dich vermissen, wenn du gehst.“
Raku sah weg, wandte ihren Blick zurück zu den Flammen.
Juli schloss die Augen und fragte sich , wie lang Raku es noch schaffen würde , ihre Fassade aufrecht zu erhalten oder wann sie es schaffen würde, diese Mauern einzureißen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog sie ihre Felle weiter ein Stück näher an Raku heran und drückte sich an sie, so gut es eben möglich war.
~*~
Sie waren geblieben bis sie sich erholt hatten und ihnen das Feuerholz ausgegangen war. Juli hatte hin und wieder für ein paar Minuten die Augen geschlossen, aber nie besonders fest geschlafen. Ihre Glieder waren k alt und steif, als sie aufbrach en. Die Felle und das Feuer hatten zwar einiges an Wärme gespendet, aber nicht genug, um gegen den eisigen Wind anzukommen.
„Ich glaube , es gibt in Patrona keinen Ort, der so kalt ist.“
Juli nickte und ging einen Schritt schneller, um mit Raku mitzuhalten. Es war fast Mittag, als sie das Tal durchquert hatten und sich an den ersten Anstieg machten.
„Das glaube ich auch. In Rambur ist es nie so kalt, dass man mal eine Jacke brauchen könnte.“
Juli war bereits am Morgen aufgefallen, dass Raku ungewöhnlich gesprächig war. Vielleicht musste sie sic h ablenken, weil sie müde war oder vielleicht hatte ihr Gespräch von letzter Nacht doch Spuren hinterlassen.
„Man sieht dir das an.“ Raku lächelte und widerstand dem Drang Juli durch die blonden Haare zu wuscheln.
„Was?“
„Das du aus dem Süden kommst. Die blond en Haare, dunkle Haut, die Sommersprossen.“ ... und seltsamerweise gefällt mir das. Rakus Lächeln verschwand, als Juli ihr einen wissenden Blick zu warf, beinahe, als könne sie Gedanken lesen.
Ju li grinste, als sie Rakus versonnenen
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