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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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machte sie zu nehmend nervös, unruhig und irgendwie kopflos. Mit jeder weiteren Stunde, die sie miteinander verbrachten, rückte n sie näher aneinander heran. V ielleicht nicht immer im tatsächlich körperlichen Sinne, aber doch auf eine Art und Weise, die Raku in ihrer Intensität Kopfzerbrechen bereitete. Juli schien da definitiv sehr, sehr unbefangen zu sein. Raku war aufgefallen, dass Juli diese Nähe durchaus genoss . E s war ja nicht so, dass sie das nicht auch tat. Es war geradezu erholsam nach jahrelanger E insamkeit durch Ar mee und Krieg mal wieder etwas Echtes zu spüren. Etwas, das nicht ihrer Eroberungslust, ihren primitiven Instinkten oder ihrer Langeweile entsprungen war. S ie war sich sicher, dass Julis Zuneigung, egal wie weit sie nun ging, echt war. Nicht diese kindliche, einfältige Bewunderung ihrer Soldaten und mit Sicherheit nicht diese hirnlose Lustbefriedigung, die ihr hin und wieder über ihre Einsamkeit hinweg geholfen hatte. Es war echt u nd es fühlte sich wunderbar an. Dann aber, irgendwann, konnte sie es nicht mehr unterdrücken und die Schatten der Träume, die sie verfolgten, klammerten sich an all diese G efühle und Raku empfand Reue, unglaubliche Schuld und konnte mit all diesen Gefühlen plötzlich nichts mehr anfangen. Ihr mangelte es so sehr an Klarheit, dass sie am liebs ten gar nichts gefühlt hätte und zog sich zurück. Sie sparte sich eine Antwort und nahm stattdessen ihre Felle und Decken und ging zu Juli. Für einen Augenblick wog sie ab was ihr lieber war, frieren oder Julis Nähe. Sie entschied sich für einen Kompromiss. Nicht zu nah und nicht zu fern, gerade der richtige Abstand.
    „Schlaf du zuerst “, Juli versuchte einen Blick auf Rakus Augen zu erhaschen, „ich hab gesehen, dass du letzte Nacht wieder nicht geschlafen hast. Ich kann noch ein paar Stunden wach bleiben.“
    Raku schüttelte den Kopf. „Sicher nicht. Du bist müde, ich habe mehr Kondition als du und mal abgesehen davon kann ich sowieso nicht schlafen.“
    „Du hast seit Ta gen nicht richtig geschlafen. Komm schon, irgendwann schläfst du auch ein. “
    „Nein, ich kann nicht. “  … und ich will nicht.
    Erst jetzt drehte sich Raku zu ihr, wandte ihren Blick vom Feuer weg, und sah Juli auf eine Art an, die jeglichen Protest so fort unterband. Juli gab auf. Raku war stur, da war nichts dran zu ändern und sie hatte am heutigen Abend keine Motivation mehr , sich damit auseinander zu setzen. Ihr blieb nur das Vertrauen darin, dass Raku ihre Kräfte gut genug einschätzen konnte, damit sie am morgigen Tag nicht diejenige sein würde, die den Anstieg nicht schafft. Dieses Szenario war nach allem , was Juli bisher gesehen hatte kaum vorstellbar. Es wurde still, nur das K ni stern des Feuers war zu hören und Julis Magenknurren. Sie bemühte sich es zu ignorieren, aber so wie jetzt würde es ihr nicht gelingen, soviel stand fest. Der Blick ins Feuer lenkte nicht genug ab und Rakus ablehnende Haltung machte alles nur noch schlimmer. Bis zu dem Vorfall bei den Nomaden hatte Juli geglaubt , Raku würde endlich auftauen und es w ürde endlich etwas passieren, aber nichts dergleichen . Manchmal überkam sie der Gedanke, was wohl passiert wäre, wenn sie sich unter anderen Umständen getroffen hätten und beinahe im gleichen Moment war sie sich sicher, dass es so hatte kommen müssen. Es fühlte sich zu richtig an. Es fühlte sich an, als sei es immer so gewesen und das machte es nur noch schwieriger die Sehnsucht zu ertragen.
    „Du wirst in Geison bleiben, oder?“
    Vielleicht würde Raku sich wenigstens auf ein Gespräch einlassen.
    Raku nickte matt.
    „Ja, wenn sie mich lassen. Ich glaube nicht, dass ich nach Patrona zurück kann, aber das habe ich dir ja schon erklärt. “
    Nur der Verdacht Raku verlassen zu müssen, um ihre Familie wieder sehen zu können, verursachte einen Tumult in Julis Gedanken. Sie konnte nicht wieder ohne Raku sein. Warum auch immer. Vielleicht hatte sie sich nur an sie gewöhnt. Was auch immer es war, sie konnte sie nicht wieder gehen lassen.
    Es widerstrebte Raku daran zu denken, dass sie bald ohne Juli auskommen mus ste. Sie würde sie nicht zurück halten und sie würde alle Hebel in Bewegung setzen, damit Juli zurück nach Patrona kam, doch gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sie wieder allein ließ. Wieder?
    Die Idee kam plötzlich, aber erstaunt war Juli nicht.
    „Raku hättest du etwas dagegen, wenn ich eine Weile bleibe? Bei dir.“
    Kaum

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