Spielzeugsoldaten
. Sie blickte auf u nd sah eine Gruppe junger Mönche, die ihnen entgegen kam. Sie waren eingehüllt in dicke, braune Gewänder und ihre K öpfe waren versteckt in woll e nen Mützen. Raku wusste nicht was sie sagen sollte. Träumte sie? Hatten sie es geschafft? Die Mönche waren stehen beblieben und musterten die beiden Frauen mit weit aufgerissenen Augen. Keiner von ihnen hatte je einen fremden Menschen gesehen. Aber vor allem hatte keiner von ihnen je jemanden gesehen, der so unvorbereitet zu Fuß die Berge überquert h a tte. Einer der Jungen trat hervor und ging näher an Raku heran. E r suchte ihren Blick und beobachtete sie aufmerksam. Dann verbeugte er sich plötzlich, die Hände vor der Stirn gefaltet.
„Raku. Set Raku. Raku em Patrona.”
Weder Raku noch Juli nahmen wahr, dass der kleine Mönch Rakus Namen kannte. Sie waren nur froh, als sie endlich begriffen, dass sie es geschafft hatten.
Sie waren gerettet.
~*~
Das Kloster tauchte plötzlich, wie aus dem N ichts zwischen den Bergen auf. Ein schmaler, verschneiter Pfad führte zu einem Nebeneingang, durch den die kleine Gruppe den Innenhof betrat. Die dicken, hohen Mauern waren mit Schnee bedeckt und die Gebäude am Hang ragten hoch über ihren Köpfen in den blauen Himmel. Überall eilten Mönche über ausgetretene Weg e durch den Hof, wieder andere standen zusammen in der Kälte und unterhielten sich. Es war ein geschäftiges Treiben und zuerst schien niemand die Neuankömmlinge zu bemerken.
„Ii! Ii! In was!“
Einige Mönche versammelten sich um sie und redeten wild durcheinander. Juli wusste gar nicht wohin sie zuerst sehen oder hören sollte. So viele Eindrücke strömten auf sie ein, die sie in ihrer Erschöpfung gar nicht richtig verarbeiten konnte. Doch plötzlich näherte sich ihr ein älterer Mönch, verbeugte sich und nahm sie bei der Hand, zog sie von Raku weg ohne ein Wort der Erklärung zu verlieren. Juli wehrte sich vorsichtig, blickte zurück zu Raku, die ihr zu nickte.
„Geh! Es ist in Ordnung! Sie bringen dich zu einem Arzt. M ach dir keine Sorgen! Ich komme nachher.“
Rakus Stimme war ruhig und so voller Vertrauen, dass Juli dem M ann nun ohne zu zögern folgte. Ein letzter Blick zurück, um sich zu versichern, dass Raku noch da war, zwischen all den Mönchen in ihren rotbraunen Kutten, die sie fast alle um einen Kopf überragte, dann betrat sie mit dem älteren Mönch das Kloster.
„Ii! Ii!“
Der Mönch zog sie immer weiter, jede Bitte begleitet von einer Verbeugung. Er war nachdrücklich aber höflich. D ie Hallen und Flure waren karg, unter ihren Füßen der blanke Stein, nur hin und wieder lang ein breiter, brauner Teppich, um die Kälte fern zu halten. Sie gingen an kleinen Kammern vorbei, dann an Schreinen, durch eine große Halle und wieder ein Schrein. Immer wieder neue Flure und Gänge, niedrig und mit schmalen, langen Fenstern, die dem kalten Wind Einlass gewährten, in vereinzelter Reg elmäßigkeit versperrten milchig weiße Vorhänge den Blick nach d raußen. Es war ein Labyrinth, voll von einer ganz eigenwillig magischen Atmosphäre. Während sie weiter hasteten, versuchte Juli immer wieder in die kleinen Schreine und Gebetsräume zu spähen und wenn sie dann einen Blic k erhaschte war sie erstaunt . M al sah sie kleine Altäre mit brennenden Öllampen, dann wieder große Wand malerei bunt und detailreich, doch immer wieder bat sie der Mönch weiterzugehen.
„Ii! Ii!“
Wieder zog er sie weiter. Tiefe, dumpfe Gesänge erfüllten plötzlich die Hallen, wie ein Raunen verbreiteten sich die Klänge in den Gäng en. Trommelschläge, Schellen und die Gesänge schwollen immer wieder von neuem an.
Dann führte sie der alte Mönch in einen kleinen Raum.
~*~
Raku konnte sich an den jungen Mönch , der sie auf dem Pass erkannt hatte, nicht erinnern. Auf ihrem Weg zum Abt versuchte er ihr zu erklären, das s er gerade die ersten Tage an der Klosterschule verbracht hatte, als die Nomaden Raku brachten. Er erzählte ihr, dass er derjenige gewesen war, der ihr in den ersten Tagen Essen und Wasser in ihre Kammer gebracht hatte, bis sie sich erholt hatte. Erst zehn Jahre alt sei er damals gewesen, lächelte er schüchtern. Und Raku erwiderte sein Lächeln, obwohl sie den Jungen von damals in dem Novizen von heute nicht wieder erkannte. Sie dankte ihm noch einmal für seine Dienste, an die sie sich kaum erinnerte. Doch er schüttelte nur den Kopf und sagte:
„Raku men imi schen, es war mir eine
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