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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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Gesichtsausdruck bemerkte.
    „Du hast mir nie gesagt, woher du kommst. Leider k ann man dir das nicht ansehen. “
    „Aus Melos.“
    „Melos. Die Stahl-Stadt“ , stellte Juli knapp fest.
    Raku nickte.  „Genau. Ich bin im Zentrum der Stadt auf gewachsen, in einem Hochhaus, nahe dem Güterbahnhof.“
    „Klingt nicht sehr idyllisch.“ 
    Im Stillen beschloss Juli Raku, sobald es möglich war, nach Rambur zu bringen. Sie stellte sich für einen Augenblick vor wie es sein könnte. Mit ihr am Strand liegen, in der Sonne braten, schwimmen gehen, gut essen, an der Promenade ein wenig flanieren, die klare Luft und das Glitzern des Meeres genießen.
    „Doch, manchmal war es ein bisschen idyllisch. Morgens, wenn die Sonne hinter den Hochöfen aufgeht und die Gleise in ein rostiges, warmes Rot taucht. D ie Stadt, die langsam erwacht. “  Raku blickte neben sich und musterte Juli von der Seite, die ihr gar nicht zugehört zu haben schien. Sie stieß sie vorsichtig an.
    „Hast du mir überhaupt zugehört?“
    Juli schreckte auf und lachte.  „Oh, entschuldige. Ich habe an Rambur gedacht.“
    „Danke! Da rede ich und rede und du- “
    „Es tut mir Leid, wiederholst du es?“
    „Nein.“  Raku lächelte.  „Natürlich nicht. Jetzt hast du’s verpasst. Selbst schuld.“ 
    Da ist sie. Da ist sie! Das ist Raku . Der Schalk in ihrem kalten Herz lugte mutig hervor und grinste Juli listig an. Raku wusste nicht woher ihre gute Laune plötzlich kam. Sie hatten noch einen harten Tag vor sich und es gab eigentlich nichts worauf sie sich hätten freuen können, solange sie nicht sicher wussten, dass sie das Kloster erreichen würden. Vielleicht lag es daran, dass sie es für den Moment erfolgreich geschafft hatte, ihre Zweifel zu verdrängen und ihre Angst. D a sie in der Nacht nicht geschlafen und Juli sie für einige Stunden abgelenkt hatt e , waren die Träume ausgeblieben. Der bittere Nachgeschmack war noch da, dieses dumpfe Gefühl von Sch uld war geblieben u nd vor allem die Sehnsucht war größer als je zuvor. Do ch Julis Nähe, Julis Lächeln. E s entschädigte für alles und mittlerweile war es mächtig genug, um Raku abzulenken. Sie würde bald Gelegenh eit genug haben, sich mit diesen Gedanken zu beschäftigen und wer weiß, vielleicht würden sie sich auch ganz von selbst auflösen. Vielleicht war es doch nur der mangelnde Schlaf, die Angst und der Stress.
     

- Kapitel 11 -
     
    Der Pass war schmaler geworden. Es hatte vor ein paar Stunden aufgehört zu schneien und die Luft war in dieser Höhe klar, aber eisig. Unter ihnen breiteten sich das Tal, die Hügel an der Grenze und dahinter das Grasland aus. Juli war erschöpft, nicht nur weil Raku ihr wenige Pausen gegönnt hatte, sonde rn auch weil die Luft dünn geworden war . Sie hatte Kopfschmerzen und setzte nur noch einen Fuß vor den anderen, immer Raku hinterher. Ihre Gespräche waren schon vor einiger Zeit verstummt. Raku hatte längst bemerkt, dass Juli zunehmend schwächer wurde und sie hätte sie gern e aufgemuntert, ihr geholfen oder irgendetwas gesagt, doch auch sie war müde und der Sauerstoff war wertvoll. Eine weitere Rast konnt en sie sich nicht mehr leisten. D ie Sonne würde bald anfangen unterzugehen und sie konnten die Nacht unmöglich im Gebirge verbringen. Raku wusste , es konnte nicht mehr weit sein, a ber ganz sicher war sie nicht, denn als sie das letzte Mal über diesen Pass gegangen war, war sie selbst fast bewusstlos. Sie konnte sich nur noch sehr dunkel daran erinnern, wie die Nomaden sie hier hoch geschleppt hatten. Nach einigen weiteren Metern blieb Raku plötzlich stehen. Der Pass hatte ein flacheres Stück erreicht. Sie manövrierte ihre Hand unter dem Fell hervor und griff nach Julis Arm. Vorsichtig gab sie ihr Halt und zog sie weiter. E s kann nicht mehr weit sein. Es kann nicht mehr weit sein. Der Gedanke hatte sich selbstständig gemacht, doch Raku konnte nicht sicher sein, wie viel Wahrheit in ihm steckte.
    „Raku, wie lange müssen wir noch gehen?“  flüsterte Juli plötzlich in die Stille .
    „Eine Stunde, vielleicht zwei. Nicht mehr lange“ , antwortete Raku, nur um irgendetwas zu sagen. Wahrscheinlich war es länger als das. Sie wusste es nicht. Aber sie hatte ohnehin kein Zeitgefühl mehr und Juli ging es sicherlich ähnlich.
    Die Müdigkeit hat te Rakus Instinkte geschwächt. D er tagelange Schlafentzug und die Höhenluft taten ihr übriges. Erst als die Jungen bereits vor ihr standen, hörte sie ihre Stimmen

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