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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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mühsam Rakus Lächeln.
    Mein Gott, mir ist gerade nach allem, aber nicht nach Lachen zumute , dachte sie, und wagte es kaum sich in Rakus Armen zu bewegen. Diese Anspannung, diese Sehnsucht. Das musste doch auch Raku merken . So blind konnte sie gar nicht sein.
    „Das war ich auch, als ich es zum ersten Mal gehört habe. Aber so ist es nun mal. Geison ist ein faszinierendes Land. Sie sind sich ihrer Traditionen treu geblieben, wie die Nomaden zum Beispiel, aber sie haben trotzdem keine Scheu zu forschen und ihre Kul tur weiter zu entwickeln. “
    Raku stockte. Sie hatte Juli noch immer im Arm, sie blickten gemeinsam dem Jet nach, der in der Ferne als kleiner schwarzer Punkt hinter dem Gebirge verschwand. Plötzlich hatte sie bemerkt, wie angespannt Julis Körper war und dass sie schwerer atmete. Dann fiel ihr auf, dass das ein bisschen zu viel Nähe auf einmal war. N icht jetzt, dachte sie, es geht jetzt nicht! Sie trat einen Schritt zurück.
    Juli war enttäuscht, aber nicht verwundert. Raku hatte sich in den letzten Tagen oft auf dieselbe Weise zurückgezogen. Juli war sich nicht sicher, woran es lag. S ie fühlte, dass da etwas zwischen ihnen war . Es war schwerlich zu leugnen, aber offensichtlich spürte Raku es entweder nicht oder sie hielt es nicht für richtig, dem nachzugehen.
    „Wie weit ist es noch bis zu diesem Kloster?“
    Raku überlegte, den Blick zu Boden gesenkt.
    „Eigentlich könnten wir es morgen Abend erreicht haben “, sie deutete wieder auf den Horizont, „es liegt hinter diesem Tal, dort zwischen den beiden Gipfeln. Wir müssen es heute noch bis in den Wald dort unten schaffen, dann können wi r rasten. M orgen werden wir uns den Anstieg vornehmen. Wir müssen es in einem Tag dort hoch schaffen. Wir k önnen dort nicht rasten, weil- “
    „W eil wir erfrieren würden“ ,   ergänzte Juli und seufzte.
    Der Anblick der Berge auf der anderen Seite des Tal s beruhigte sie keineswegs. Sie vertraute Rakus Urteil, abe r sie war dennoch unsicher, ob sie eine solche Strecke, mit einer solchen Steigung in einem Tag bewältigen konnte. Vor allem bei wenig Rast und nur noch sehr dürftigen Mahlzeiten.
     
    ~*~
     
    Die Dämmerung brach schnell herein. Die Sonne, die beinahe den ganzen Tag hoch und hell am Himmel gestanden hatte, verschwand nun eilig hinter den riesigen Gebirgszüge n . Als sie den Waldrand im Tal erreicht hatten , war es bereits dunkel. Feuerholz zu finden, in kurzer Zeit und ohne Juli lang aus den Augen zu lassen, war nicht unbedingt leicht. Raku entfernte sich einige Schritte, drehte sich um, ging wieder einige Schritte, sammelte ein paar Äste zusammen, und warf wieder einen Blick über ihre Sc hulter. Immer und immer wieder b is sie genug Holz zusammen hatte. Es war Unsinn. Was hätte Juli passieren sollen? Sie waren in Geison. Hier waren keine Soldaten der Omina , keine Suchtrupps aus Patrona. Sie war en inmitten eines wild zerklüfteten Tals in den Bergen. Hier war niemand, abgesehen von ein paar wilden Tieren, die Menschen nicht kannten und sich vor Angst nicht heraustrauen würden. Warum nur konnte sie dann Juli nicht einen Augenblick aus den Augen lassen? Das Feuer wärmte und trocknete die Felle. Der Wind war noch immer eisig, so geschützt ihr Lagerplatz auch war, dennoch begann Juli sich zu entspannen. Die Erholung würde ihr gut tun und vielleicht war es doch möglich, dass sie das Kloster am nächsten Abend erreichen würden. Im Grunde wusste sie ja nicht, was sie erwartete, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass man ihnen feindselig begegnen würde und daher war ihr jede Ar t von Gastfreundschaft recht: Essen, ein warmes Bett, sich waschen . Beim Gedanken daran wurde ihr zwar nicht wärmer, aber sie fühlte sich wohler.
    „Es wäre wärmer, wenn wir nebeneinander sitzen würden“ ,   sagte Raku plötzlich, die abwesend im Feuer herumstocherte.
    Juli blickte sie an und lächelte. Sie wusste , es war nur einer von Rakus praktischen Gedanken, aber sie konnte dennoch nicht umhin zu glauben, dass es durchaus auch ein unauffälliger Annäherungsversuch hätte sein können. Seit der Begebenheit vom Mittag, als sie die Grenze nach Geison überschritten hatten, war besonders Raku jedem Körperkontakt geradezu panisch aus dem Weg gegangen, wenn er nicht unausweichlich gewesen war.
    „Du bist diejenige, die sich auf die andere Seite des Feuers gesetzt hat.“
    Raku nickte. Und nach einer Weile lächelt e sie vorsichtig. In der Tat, es war ihr Fehler. Julis Gegenwart

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