Spielzeugsoldaten
sind.“
Er trat an sie heran und hob die Augenbrauen: „Darf ich?“
Juli nickte, war sich aber noch immer nicht ganz sicher, ob sie den Künsten dieses Arztes vertrauen konnte. Er machte einen etwas unerfahrenen Eindruck, aber er wirkte nicht wie der Geist- und Kräuterheiler, den Juli eigentlich erwartet hatte. Allein schon die Tatsache, dass er ihre Sprache beinahe fließend sprach, sprach dagegen.
Er schob den Ärmel der Uniform hoch und entfernte den Verband.
„Oh, ähm, Schussverletzungen haben wir hier nicht oft.“ sagte er leise und betrachtete interessiert die geklammerte Wunde, was Juli erneut verunsicherte.
„Aber, hmm, das sieht sehr gut aus. Notdürftig, aber sorgfältig geklammert. Haben sie Schmerzen?“
Juli schüttelte den Kopf.
„Gut , warten sie einen Augenblick.“
Er drehte sich um und ging zu einem Vorhang auf der anderen Seite des Zimmers. Er schob ihn beiseite und dahinter kam ein Schrank aus Metall mit einer Glasfront zum Vorschein. Drinnen waren Medikamente gestapelt.
„Ich finde der Schrank passt nicht so recht in das Zimmer, daher der Vorhang.“ versuchte er zu erklären, während er de n Schrank aufschloss und ein kleines Päck ch en herausholte.
Er gab es ihr. Die Schrift darauf konnte sie nicht entziffern. Es war auch weniger eine Schrift als mehr ein Kunstwerk. Verschnörkelte Linien und Schwünge, alle in verschiedenen Größen.
„Cremen sie die Wunde damit zweimal am Tag ein, das ist gegen die starke Vernarbung. Das Klammern ist zwar eine wirksame, aber auch eine sehr primitive Methode, die ihre Spuren hinterlässt “, er zwinkerte ihr zu, „sie sind eine schöne Frau, da macht sich eine hässliche Na rbe auf dem Arm nicht gut.“
Sie lächelte. Sutech war im ersten Eindruck ein sympathischer Mann und etwas sagte ihr, dass er ein besserer und gebildeterer Arzt war, als sie vermutete.
„Danke.“
Er nickte und rückte seine Brille zurecht.
„Kein Problem. Dafür bin ich ja hier . Ich habe Chenu, de n Mönch, der sie h ergebracht hat, gesagt, er soll ihnen die Kammer und ein Bad vorbereiten lassen. E r müsste “, die Tür sprang auf un d der Mönch trat herein, „ah, da ist er ja wieder. Gehen S ie mit ihm!“
~*~
Der Mönch, der Raku in den Speisesaal begleitete, bemerkte, dass Raku es eilig hatte. Auch der Hunger war ihr anzusehen, do ch sie genoss das Essen nicht. S ie aß einfach nur, um den Hunger zu stillen, eilig und hastig. Sie hatte ihn gefragt, wo Juli war, doch er hatte nur geantwortet, dass er sie zu ihr bringen würde, wenn sie gegessen habe und wieder beim Abt gewesen war. Daraufhin hatte sie verlangt, dass man Juli essen brachte und der Mönch hatte nur gelächelt und erwidert, dass dies schon längst geschehen sei und sie sich keine Sorgen machen solle. Rakus Vertrauen in die Mönche war nicht zu erschüttern, doch sie war seit Tagen nicht so lang von Juli getrennt gewesen. Auch wenn es albern klang, es beunruhigte sie. Sie wusste , das zu denken, war lächerlich. Juli war nur in einem anderen Trakt des Klosters, keine hundert Meter von ihr entfernt, aber es war wie ein Vorgeschmack auf das , was unausweichlich war: Die Tatsache, dass sie bald ohne Juli sein musste. Sie aß schneller, schlang das Essen hinunter, nur um bald wie der bei Juli sein zu können. D en Abt konnte sie schlecht warten lassen, aber Juli wollte sie noch weniger warten lassen.
~*~
Chenu sprach ihre Sprache nicht und so konnte sie ihm nicht sagen, dass sie glaubte, man würde sie verwechseln. Sie imitierte nur seine Verbeugung, um ihm zu danken, bevor er sie mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen verließ. Das Zimmer, das man ihnen offensichtlich zugedacht hatte, war nicht irg endein Zimmer. Es war riesig. D ie hohen Fenster verglast und mit wollweißen Vorhängen bestückt. Der Boden war mit vielen bunten Webteppichen ausgelegt und neben dem Bett lag ein Fell, so eines wie das, was sie seit Tagen auf ihrer Reise gewärmt hatte. Und das Bett , ein echtes Bett, weiß bezogen und groß, viel zu groß. Es war aus schwerem, massivem Holz und mit fein gearbeiteten Bettpfosten. Juli kam aus dem Staunen nicht heraus. Behandelten die Mönche alle ihre Gäste so? Nach allem was sie bis jetzt erlebt hatte, hätte ihre eine einfache Matratze in einem kleinen , warmen Zimmer schon gereicht, aber das hier war einfach zu viel. Auf der anderen Seite des Raumes war ein kleiner Bereich ab getrennt. H inter einem seidenen Vorhang versteckte sich ein
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