Spielzeugsoldaten
Klima der Berge gegerbt und dunkel von der Nähe der Sonne, die ihn seit seiner Geburt als Nomadenkind begleitet hatte. Er war alt und sein Körper wirkte zierlich in den wallenden Mönchsgewändern, doch seine Schritte auf Raku zu waren fest und kräftig.
„Raku, mer em schen.“
Als Raku ihn sah, strahlte ihr Gesicht. Sie stand auf und ging ihm entgegen. Sie blickten sich fest in die Augen ohne W eiteres zu sagen, dann nahm er ihren Kopf in beide Hände und zog ihre Stirn an seine. Sekundenlang berührten sich ihre Köpfe, dann legte auch Raku ihre Hände an seinen Kopf und sie trennten sich lächelnd. Raku verbeugte sich.
„Chenti, es ist mir eine Freude dich wieder zu sehen.“
„Auch mir Raku. Ich freue mich, dich gesund zu sehen.“
Er schien ihre Sprache gut zu verstehen, aber seine Worte kamen zögerlich, so dass Juli vermutete, dass es ihm schwer fiel seine Gedanken zu übersetzen. Chenti entdeckte Juli, die noch immer ausgestreckt auf dem riesigen Bett lag und sie beobachtete.
„Ich sehe, ihr seid noch nicht richtig angekommen. Entschuldige “, er verbeugte sich, „ich werde später zurückkommen, dann können wir sprechen.“
Er wollte sich umdrehen und gehen, doch Raku griff nach seiner Hand.
„Nein, es ist in Ordnung, Chenti.“
Der alte Mann richtete sich auf und musterte Raku, dann lächelte er breit und fröhlich, um Rakus Bitte mit einem energischen Kopfschütteln zu entgegen. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, warf Juli Raku, die dabei war sich zu Juli aufs Bett zu setzen, einen interessierten Blick zu.
„ Wer war das?“
„Chenti, ein alter Freund.“
„Und?“
„Er hat mir sehr geholfen, als ich zum ersten Mal hier war. Er hat mir ein paar W orte ihrer Sprache beigebracht und noch so einige andere Dinge.“
„Was hat er gesagt?“
„Hm?“
„Na, als er dich begrüßt hat. Raku im em, irgendwas. “
„Er sagte: Raku geliebt v on der Unendlichkeit. Das ist nur ein Titel. Mehr nicht.“
„Geliebt von der Unendlichkeit? Das klingt nach einem wichtigen Titel.“
„Nein, nicht wirklich. Es hat etwas mit ihrem Glauben zu tun.“
„Und warum habt ihr eure Köpfe aneinander gelegt?“
Juli setzte sich auf, um auf einer Höhe mit Rakus Augen zu sein.
„Das ist auch so eine Glaubenssache.“
Raku ermüdete die Diskussion. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass Juli viele Frage stellte und auch jede ihrer Fragen beantwortet haben wollte. Sicherlich war das eines ihrer großen Talente als Journalistin, aber für Raku war es einfach nur anstrengend. Sie wusste selbst, dass es viel zu erklären gab, jedoch war jetzt nicht ganz der richtig e Zeitpunkt dafür. Es gab vieles , das sie selbst nicht begriff, vieles über das sie erst noch im Chenti sprechen wollte. Juli brauchte Schlaf und Ruhe und auch sie selbst würde sich eigentlich kaum noch auf den Beinen halten können, wenn sie ihre Müdigkeit endlich zulassen würde. Es war ihr aufgefallen, dass sie in Julis Gegenwart oft das Denken vernachlä ssigte. Sie handelte impulsiv, einfach so, weil ihr gerade nach etwas war. Genau wie in diesem Moment. Sie sah den bittenden Blick in Julis Augen, das sanfte, grüne Glitzern und konnte nicht widerstehen . Sie nahm Julis Kopf in beide Hände und zog sie an sich heran, bis ihre Stirn en sich berührten. Sekundenlang hielten sie inne. Juli atmete schwerer, je länger sie Rakus Stirn an ihrer spürte, je länger sie ihre Wärme fühlte und ihre weiche Haut. Sie wollte Raku an sich reißen und festhalten. Doch stattdessen machte sie es Raku gleich und legte ihre Hände an Rakus Kopf. Es wurde still um sie herum, als würde die Zeit nun langsamer laufen. Raku unterdrückte das Zittern in ihren Händen, als sie bemerkte, dass sie sich wieder in Julis Berührung verlor. Diese Frau raubte ihr den Verstand, mit einer Geste. Ihr Herz schlug bis zum Hals, die Sehnsucht schnürte ihr die Kehle zu, doch der Schmerz war nicht groß genug , um sie dazu zu bewegen loszulassen. Wenn es möglich wäre, so würde sie die Ewigkeit so verbringen wollen. Es berühren sich doch nur unsere Köpfe, dachte Raku und fragte sich, ob sie jemals mehr als eine solche unschuldige Berührung überleben würde. L angsam ließen sie los und sahen sich fassungslos an, bein ahe so als hätten sie beide den selben Gedanken gehabt. Plötzlich war alles wieder da, alles war klar und logisch. Raku hätte nur zugreifen müssen, sie spürte es. Es war nur diese eine winzige, kurze
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