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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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Er förderte das Vertrauen zwischen Soldaten und Vorgesetzen und die Kommunikation war schneller, was besonders im Einsatz von Vorteil war. Sie hatte keinen Zweifel an der Untergebenheit ihrer Männer. S ie wusste, dass alle begriffen, dass genau das ihre Lebensversicherung war. Raku machte nur in Ausnahmen lautstark und konsequent Gebrauch von ihrer Befehlsgewalt, den Rest der Zeit war ihre Autorität selbstverständlich und unantastbar.
    Sie stand auf.
    „Ruhe!“  Ihre Stimme hallte im kleinen Raum wieder und es war schlagartig still.
    „Dieser Befehl ist nicht mehr zu ändern. Sie werden ihn befolgen, genau wie ich es tun werde.“
    „Aber... Major...“  Ein junger Mann in der hintersten Reihe stotterte und suchte nach einem schnellen Argument.
    „Nichts ‚aber’, Soldat!“
    Sie musterte noch einmal aufmerksam ihre Einheit. Si e wusste genau was sie dachten. E s waren dieselben Zweifel, die sie hatte: Diese Frau war mehr oder weniger zum Tode verurteilt und sie und auch ihre Männer würden ihre Arbeit nur schwer mit derselben Perfektion machen können, wie sie es bisher getan hatten. Dieser Auftrag würde alles sein, nur keine Routine.
    „Sie können gehen! Ich werde unseren Gast in Empfang nehmen. Bereiten sie sich auf unsere Abreise vor “, Raku warf einen Blick auf ihre Uhr, „sie haben noch drei Stunden Zeit.“
    ~*~

Juli trat von einem Fuß auf den anderen. Es war lang her, dass sie so nervös gewesen war. Das Sicherheitstraining hatte sie nicht weiter belastet, zumindest körperlich nicht, aber es war wenig V ertrauens erweckend gewesen und sie fühlte sich auch sicher nicht besser vorbereitet als vorher. Alle Journalisten waren mit Uniform, einer Waffe eines kleinen Kalibers und einer schusssicheren Weste ausgerüstet worden. Man hatte sie mit dem Umgang mit der Waffe vertraut gemacht, grundlegende Übungen zur Selbstverteidigung vermittelt und allen ein Konditionsprogramm ans Herz gelegt. Zum Abschluss des Trainings hatten sie eine Simulation mitmachen müssen, inklusive Geiselnahme und Gefecht.
    Es war ein schlechtes Training. Es wirkte hilflos . Juli konnte sich selbst nicht glauben machen, dass dieses halbherzige Training etwas zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen würde oder, dass das, was sie dort gelernt und gesehen hatte , an die wirklichen Kriegsgeschehnisse heran reichte.
    In wenigen Stunden würden sie abreisen und jetzt würde sie zum ersten Mal Major Avis treffen.
    Sie stand in einem kleinen Büro, nur ein Tisch, ein Stuhl und eine kleine Lampe, die fahles Licht in den fensterlosen Raum warf. Es kostete viel Selbstbeherrschung nicht in Panik auszubrechen. Dieser Raum war wie ein Gefängnis. Es war eng, düster und beklemmend. Sie war in einer heilen Welt aufgewachsen, ihr Leben war gut gewesen, fast ein wenig spielerisch. Sie hatte Menschen, die sie liebten, Freunde und einen guten Job. Sobald der Major durch diese Tür getreten war, würde ein Stück dieser unschuldigen Welt verloren gehen, das wusste sie. Es war ihre Entscheidung gewesen und sie war sich sicher gewesen, dass es so richtig ist, aber mit jeder Minute länger in diesem Raum, zweifelte sie in an ihrem eigenen Verstand. Würde sie das Schicksal zum ersten Mal betrügen? Schon die letzten Tage im Sicherheitstraining hatten sie an ihre psychischen Grenzen getrieben, auch wenn sie das ungern zugab. Es fiel ihr schwer , sich an die Situation zu gewöhnen. Sie kannte so viel grau in ihrer Welt einfach nicht.
    Plötzlich öffnete sich die Tür und wurde sofort wieder geschlossen. Juli war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie den Major kaum bemerkt hatte.
    Sie blickte auf und beobachtete eine uniformierte Frau, die durch den Raum ging und offensichtlich die Wände, Möbel und Ecken kontrollierte, indem sie diese abtastete. War s ie Major Avis? Wohl kaum. Dies war sicher eine Angestellte der Kaserne, welche die Sicherheit des Raumes überprüfte, bevor eine so wichtige Persönlichkeit wie Major Avis ihn betrat. Sie hatte sich einen bulligen Mann mittleren Alters vorgestellt, ab er keine Frau in ihrem Alter. G roß , schlank u nd mit langen dunklen Haaren, etwas exotisch, zumindest für Julis Geschmack. Bei all den Wirren und Veränderungen, die das Leben im Moment für sie bereithielt , konnte sie noch immer matt lächeln beim Anblick einer schönen Frau, völlig unabhängig von der Situation . Juli versuchte einen Blick auf die Rangabzeichen auf der Uniform zu werfen, aber es gelang ihr nicht. War das etwa

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