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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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das trotzig seinen Willen einfordert, so hatte sie doch das Gefühl, dass hinter dieser Willensstärke auch etwas sehr E rwachsenes stand. Nicht jeder war mit der Fähigkeit zu glauben und sich durchzusetzen gesegnet. Juli schien es zu sein.
    ‚Ich kann sie nicht einfach aus dem Lastwagen werfen’ ,   überlegte sie.
    Und sie hatte das tatsächlich in Betracht gezogen, denn sie wollte sie nicht sterben sehen. Nicht so unschuldig, nicht durch den dummen Fehler eines Beamten. Die Angst wurde erdrückend. Raku hatte lang keine Angst mehr gehabt und es beunruhigte sie, dass jemand nach nur einer Begegnung so viel Einfluss auf sie zu haben schien. Es durfte sie nicht so aus dem Konzept bringen, das konnte tödlich enden. Also gab es nur einen Ausweg .
    Es klopfte und die Tür ging ohne Aufforderung auf.
    Juli trat herein und war erstaunt, als sie Major Avis in sich versunken auf dem Bett sitzend fand. Vielleicht war es eine besonde re Meditationstechnik, mutmaßte sie.
    „Sie haben mich rufen lassen?“
    „Ja, ich möchte mit I hnen sprechen.“ 
    Raku richtete sich auf. Ihre Gestalt war sogar im fahlen Licht imponierend. Juli atmete tief ein. Noch nie hatte sie jemand so beeindruckt. Major Avis’ Augen waren auß ergewöhnlich, tiefblau von blendender Intensität. Ihr Körper groß, schlank und kräftig, doch trotzdem völlig unmissverständlich der einer Frau... weich und feingliedrig. E s umgab sie eine Aura von Macht und Stärke. Major Avis’ Haltung und ihr Blick verrieten einen Hang zur Arroganz. Sie schien zu wissen, wenn andere schwächer waren. D och Juli glaubte zu spüren , dass da noch mehr war. Der Gedanke, dass sie nichts anderes als ein großes Problem für den Major und ihre Arbeit war, gefiel ihr nicht, aber sie wusste er war unausweichlich. Trotzdem hielt es sie nicht davon ab, diese Entscheidung durchzuziehen. Sie konnte jetzt nicht einfach aufgeben, egal was es für sie bedeutete.
    Major Avis stand auf und schloss die Tür hinter Juli, die noch immer in dem geöffneten Spalt gestanden hatte.
    „Ich habe nachgedacht und einen Entschluss gefasst, zu dem sie mich durch ihre Sturheit zwingen.“
    Juli musst e sich ein Lächeln verkneifen. M an merkte dem Major an, dass sie nicht gewohnt war große Reden zu schwingen, dass S ie eher eine Frau der Tat war.
    „Sie werden mitkommen. U nter mehreren Bedingungen, die uns möglicherweise alle in Gefahr bringen. Erstens: Mein Name ist Raku, nicht Major Avis. Zweitens: Was ich sage, ist Gesetz. Du tust was ich sage, wann ich es sage. Drittens: Du wirst das hier benutzen.“
    Raku bückte sich hinunter zu ihrer Feldausrüstung und drückte Juli einige Sekunden später eine mittelgroße, automatische Waffe in die Hand.
    „Nicht das Spielzeug, das sie euch bei dem Training ge geben haben. Und für die Benutzung gilt Regel zwei , es wird eine Zeit kommen, da ich sagen werde, du sollst auf alles schießen was sich bewegt und dann wirst du das tun. Viertens: Du wirst nicht sterben.“
    Juli wusste nicht, ob sie sich durch Rakus Sorge und ihre Mühe geehrt fühlen oder verängstigt Reißaus nehmen sollte. Hatte sie das alles gesagt, um sie endgültig zu verschrecken oder meinte sie es ernst? Für eine Weile starrte sie Raku unverwandt an und versuchte in ihren Augen auch nur das kleinste Anzeichen einer Antwort auf diese Frage zu sehen, doch da war nichts, nichts außer Sorge. Es bestätigte ihren Verdacht, das s Raku etwas hinter der Fassade der unterkühlten und herrischen Soldatin verbarg. Raku erwiderte ihren Blick und bemerkte langsam und viel zu spät, dass in diesem Moment etwas passierte , dessen Ausmaß sie noch nicht überblicken konnte.
    Sie räusperte sich.
    „Ich vergaß, f ünftens: Du wirst niemals jemandem etwas von diesem Gespräch erzählen.“
    Juli nickte und plötzlich wurde ihr klar, was das hier bedeutete. Raku würde sie schützen. Sie würde ihre Aufgaben vernachlässigen, damit sie aus dieser Geschichte heil her auskam.
    „Warum?“ , platzte es aus ihr heraus. Warum tut sie das, wo sie mich noch vor kurzem loswerden wollte?
    Raku setzte sich zurück auf ihr Bett. Wollte sie diese Frage beantworten? Nein, eigentlich nicht. Für den Moment war die Frage nach dem Warum nur ihr Problem. Sie schüttelte den Kopf.
    „Unwichtig“ , antwortete sie und dachte dann, dass dies der schwerste Kampf ihres Lebens werden würde.
    Sie würde für zwei Menschen kämpfen müssen, wenn sie auf dem Schlachtfeld waren und in der übrigen Zeit waren ihr

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