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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filipa Leemann
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mic h auch nie wieder sehen will . Zügellos hasteten Rakus Gedanken vom einen zum anderen. Sie l ässt mir ja keine Wahl, versuchte sich Raku zuletzt noch gegen ihre eigenen Wünsche zu wehren, doch dann lie ß sie das Denken. Zaghaft küsste sie eine Line von Julis Stirn hinab über ihre Schläfe und ihre Wange, hinunter zu ihrem Mund. Ich kann das nicht tun. Ich kann nicht, ich muss. Sekundenlang schwebten Rakus Lippen. Dann schloss Raku die Augen. Sie hatte keine Wahl. Sachte berührte sie Julis Lippen zum ersten Mal. Raku bemerkte in ihrer Angst nicht, wie Julis Augen aufschlugen.

- Kapitel 14 -
     
    Der junge König zuckte zusammen . Mehrere Stunden hatte er zuvor regungslos in seiner Meditation verharrt, kein Wort gesprochen, sich nicht gerührt. Er hatte es die letzten Tage immer wieder gespürt. Es war nur wie ein leichter Windhauch gewesen. Ein Luftzug. D och jetzt, plötzlich, wie in einer Explosion, war aus der Brise ein Sturm geworden.
    „Bringt mich ins Kloster Neb Pet! Sofort!“
    Keiner seiner Diener zögerte. S ie öffneten ihm die Türen seiner Meditationskammer und liefen hinter ihm her. Der König lächelte in s ich hinein. Sie waren erwacht. E ndlich. Mit wallenden Gewändern liefen er und seine Diener hektisch durch die Gänge des Palastes. Es musste gehandelt werden.
    Es war zu spät. Zu spät für ein Z urück. Für einen kleinen Augenblick hielt Raku inne. Ein Moment zu kurz , um zu entscheiden was nun richtig war: Fliehen oder den Weg weiter gehen? Welche Wahl hatte sie schon, wenn sie wusste, dass es nur genau eine Sache gab, die sie wo llte? Diese und keine andere. Jetzt oder nie wieder. Ja, genau so fühlte es sich an, als sei dies ihre letzte Chance. Als hätte sie unzählige Chancen vergeben und nicht beachtet, als hätte sie gar keine W ahl. Und es war ohnehin gleich: Juli würde nicht bleiben. Wa s immer auch nun geschah, es war ihre letzte Möglichkeit. Der letzte Augenblick und er hatte bereits begonnen. Juli wusste nicht , ob sie wachte oder träumte. Wie in einem schlechten Film riss sie ihre Augen auf. Sie sah, sie fühlte und spürte und es erfüllte sie augenblicklich. Rakus Gesicht nah an ihrem, viel näher als s ie je gewagt hätte zu wünschen, mit geschlossenen Augen und so nah, so verdammt nah. Juli handelt e aus reinem Instinkt, als wäre die Erkenntnis, die plötzlich so hell in ihren Gedanken war, das einzige Maß der Dinge. Sie fühlte, dass Raku plötzlich inne hielt. Es war nur eine Sekunde, wenn es überhaupt eine Sekunde war, doch Juli empfand diesen Moment als endlos. Als warte sie auf Erlösung. Dennoch war sie unfähig selbst zu reagieren. Wie paralysiert wartete sie wohin das Schicksal sie nun zerrte. Alle Gedanken, alle Zweifel waren verschwunden. Sie verstand endlich. Alles war klar, hell, erleuchtet. Raku hatte entschieden. Die Stille im Raum war unerträglich. Die Zeit schien stillzustehen. Ihre Lippen berührten sich, nur leicht, als würden sie nicht mehr wagen, nachdem sie so lang auf diesen Moment gewartet hatten. Als hätten sie Angst ihn zu zerstören. Raku atmete kaum. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass ein einzelner Kuss ihr so schwer f iel. Sie hatte dem nie viel Bedeutung beigemessen, aber plötzlich war es als hinge ihr ganzes Leben an diesem Kuss, all ihr Glück und all ihr Elend. Es war Juli, die die Anspannung brach. Mit Gewalt brach all das aus ihr heraus, was sie in sich getragen hatte ohne es zu wissen. Die Sehnsucht einer Ewigkeit. Sie konnte es nicht kontrollieren und sie wollte es auch gar nicht. Endlich wusste sie , was sie so erfüllte und ihr den Verstand geraubt hatte. Es war so. Es war immer so gewesen. Und es musste so sein. Nur dieser eine Schritt hatte gefehlt. Dieser eine Kuss. Sie schlang die Arme u m Raku, die beinahe hilflos und unvorbereitet in ihre Arme sank. Das s so viel Gefühl in einer simplen Berührung lag, wie konnte das sein? Wie konnten ihre Sinne sie so betrügen ?
    An der Wand gegenüber dem Bett verschmolzen ihre Schatten zu einem einzigen Körper. Sie fügten sich in einander, verschwanden im Halbdunkel des Raumes. Juli rang nach Atem.
     
    ~*~
     
    Die Mönche des Klosters Neb Pet gerieten in helle Aufregung als das laute Dröhnen der Rotoren zwischen den Berggipfeln widerhallte. Der Pulverschnee auf dem Vorplatz des Klosters wirbelte auf und hüllte den landenden blütenweißen Hubschrauber mit den roten Insignien des Königs auf der Front in einen undurchdringlichen Nebel. Von allen Seiten

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