Spielzeugsoldaten
mit mir gemacht? Ich weiß nich t mehr weiter. F ür einen Moment verflucht e sie ihr Leben, das Kloster, diesen absurd en Glauben und ihre Alpträume. D iese verdammten Alpträume und diese verdammte Sehnsucht. Raku schloss die Augen und beruhigte ihren Atem. Das konnte doch alles so nicht richtig sei n. Sie wollte Juli, nur Juli und s ie würde sie nicht verlassen, niemals wieder. Nach ein paar Augenblicken beschloss Raku sich umzuziehen und dann noch einmal zu Chenti zu gehen. Er würde Rat wissen, er hatte immer Rat gewusst und dann musste sie zum Abt, ihm sagen, dass sie sich nicht von Juli würde trennen lassen. Es musste noch eine andere Möglichkeit geben. Ihre Uniform war gereinigt und geflickt worden, die schwarzen Stiefel poliert und vom Schuster genäht worden. Raku zog den Gürtel um ihre Hüften fest und stopfte die Tarnhosen in die halbhohen Stiefel. Es fühlte sich ungewohnt an und das obwohl es nur einige Stunden her war, dass sie die Sachen getragen hatte. Aber in diesen Sachen würde sie laufen können, wenn sie müsste. Im Kloster war die übliche Geschäftigkeit eingekehrt. Mönche gingen ihren alltäglichen Arbeiten nach und Raku machte eine n Bogen, um die belebten Gänge. Chentis Tür stand einen Spalt weit offen und Raku hörte Stimmen, als sie die Kammer erreichte.
„ Herj-seschta hesi em anch, wir sollten ihnen mehr Zeit geben." Es war Chenti, der sprach.
„ Chenti, mein Bruder, wir haben keine Zeit. Wir bringen den König in eine prekäre Lage. Patrona hat bereits einen Diplomaten gesandt. Raku is t ein hochdekorierter Offizier. S ie wollen, dass wir sie ausliefern. Sie wollen ein Exempel für ihren Krieg statuieren. "
Raku hielt inne. Das war die Stimme des Abtes. Sie blieb vor der Holztür stehen und lauschte.
„ Ich dachte, de r König hat Raku Asyl gewährt. "
„ Ja, ja, das hat er. Patrona versucht es trotzdem. Für Raku b esteht keine Gefahr, aber die Journalistin. Sie muss schnellstmöglich außer Landes, sonst riskiert der König eine diplomatische Katastrophe. Sie hat keinerlei Recht in Geison zu bleiben-"
Das war genug. Raku schlug die Tür auf und trat in die kleine Kammer.
„ Wenn sie geht, gehe ich auch."
Sie verneigte sich kurz vor dem Abt, kürzer als es üblich war und es war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie die Konfrontation suchen würde. Raku Avis ließ sich nicht so einfach abspeisen.
„ Raku “, die Stimme des Abtes war ruhig, „ sie werden dich vor einem Kriegsgericht verurteilen. Es wird dir nicht weiterhelfen, wenn du mit ihr nach Patrona zurück kehrst."
Chenti nickte zustimmend, obwohl er wusste, dass es nicht nötig war, weil Raku sich dieser Umstände durchaus bewusst war. Sie tat ihm L eid, denn vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, hatte sie keinen Einfluss mehr auf das, was geschehen würde. Er spürte, dass sie Angst hatte. Sie war wie ein gefangenes Raubtier, eingesperrt und nervös, strich sie an den Gittern ihres Gefängnisses entlang auf der Suche nach einem Ausweg.
„E s muss noch andere Möglichkeiten geben" , stellte Raku störrisch fest und der Abt lächelte plötzlich.
Und während er zur Tür hinausging , sagte er mit fast flüsternder Stimme: "Set ba-djed, Raku mer em schen, set ba-djed."
Raku unterdrückte den Reflex den Abt am Gewand zu packen und zurück in die Kammer zu zerren. Das konnte beim besten Willen nicht sein Ernst sein! Rakus Temperament brodelte vor sich hin und verlangte nach Gehör.
„D as ist nicht sein Ernst, oder?" Sie wandte sich halb verzweifelt und halb ungläubig an Chenti.
Der alte Mönch senkte den Kopf. Zu seinem eigenen Erstaunen war das tatsächlich e rnst gemeint.
„I st das ein ja?
Raku schlug die Hände über dem Kopf zu sammen und rang nach Fassung, nach Atem, nach etwas Contenance. Chenti antwortete nicht.
„I hr Mönche habt wirklich Nerven. Chenti, du weißt, euer Glaube hat mich beeindruckt und ich fühle mich sehr wohl hier und es war gut, dass ihr mich damals i n euren Orden aufgenommen habt. Juli versteht es aber nicht. Ich verstehe es ja selber nicht vollständig. Und eigentlich ist es doch auch nicht wichtig, oder? "
Chenti stand auf, um die Tür hinter Raku zu schließen.
„W as hat sie dir vorhin noch gesagt."
„ Sie hat mir gesagt, dass sie mich hat ste rben sehen und dass ich dir sagen soll, dass sie träumt."
Chenti lächelte.
„ Hast du etwa mit ihr gesprochen?" dämmerte es Raku schließlich.
Der alte Mönch lächelte und setzte sich
Weitere Kostenlose Bücher