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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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stiftend und peinlich.)
    Jason achtete darauf, dass ich in seiner Nähe war, für den Fall, dass es in einem kritischen Moment nötig würde, ihm ein Antispasmodikum zu verabreichen. Ich war auch bereit, das zu tun, sofern es im Rahmen der Gesetze und des ärztlichen Berufsethos blieb. Ihn kurzfristig funktionstüchtig zu machen, war das Äußerste, was die Medizin für Jason tun konnte, und so lange funktionstüchtig zu bleiben, wie es erforderlich war, um E. D. Lawton auszumanövrieren, war alles, worauf es ihm ankam.
    Also verbrachte ich viel Zeit in Perihelions V.I.P.-Flügel, meist mit Jason, oft aber auch mit Wun Ngo Wen. Die Folge war, dass ich von denen, die offiziell mit dem Marsianer zu tun hatten, argwöhnisch beäugt wurde, hauptsächlich Regierungsbeamte -Vertreter des Außenministeriums, des Weißen Hauses, des Heimatschutzes, der Raumfahrtbehörde etc. – und Wissenschaftler, die die marsianischen Archive übersetzten, studierten und klassifizierten. Mein privilegierter Zugang zu Wun Ngo Wen war in den Augen dieser Leute nicht ordnungsgemäß. Ich war ein Mietling. Ein Niemand. Aber gerade deshalb zog Wun meine Gesellschaft vor. Ich hatte kein Anliegen vorzubringen. Und weil er darauf bestand, wurde ich also von Zeit zu Zeit von mürrischen Speichelleckern durch die diversen Türen geführt, die die klimatisierten Wohnräume des marsianischen Gesandten von der Hitze Floridas und der ganzen weiten Welt dahinter trennten.
    Bei einer dieser Gelegenheiten traf ich ihn auf seinem Rattansessel sitzend an – jemand hatte ihm einen dazu passenden Schemel besorgt, sodass er die Füße nicht mehr baumeln lassen musste –, wie er nachdenklich den Inhalt einer reagenzglasgroßen Phiole betrachtete. Ich fragte ihn, was das sei.
    »Replikatoren«, erwiderte er.
    Er trug einen Anzug, der für einen stämmigen Zwölfjährigen hätte geschneidert sein können – er hatte eben erst einen Vortrag für eine Delegation des Kongresses gehalten. Obwohl seine Existenz noch nicht formell bekanntgemacht worden war, gaben sich seit einiger Zeit Besucher aus dem In- und Ausland die Klinke in die Hand. Die offizielle Erklärung des Weißen Hauses sollte kurz nach den Wahlen erfolgen, und dann würde für Wun eine turbulente Zeit anbrechen.
    Mit dem nötigen Abstand beäugte ich den Glasbehälter. Replikatoren. Eisfresser. Saat einer anorganischen Biologie.
    Wun lächelte. »Haben Sie Angst davor? Bitte, das brauchen Sie nicht. Ich versichere Ihnen, der Inhalt ist vollkommen inaktiv. Ich dachte, Jason hätte es Ihnen erklärt.«
    Hatte er. Ein bisschen. Ich sagte: »Es sind mikroskopisch kleine Vorrichtungen. Halborganisch. Sie pflanzen sich unter extremen Bedingungen von Kälte und Vakuum fort.«
    »Ja, das ist im Wesentlichen korrekt. Und hat Jason auch ihren Zweck erläutert?«
    »Sie werden rausgeschickt, um die Galaxis zu bevölkern. Und uns Daten zu schicken.«
    Wun nickte langsam, so als sei auch diese Antwort zwar im Wesentlichen korrekt, aber keineswegs befriedigend. »Das hier ist das raffinierteste Stück Technologie, das die Fünf Republiken jemals produziert haben. Wir hätten nie industrielle Aktivitäten auf einem solch erschreckenden Niveau betreiben können, wie es Ihre Leute tun – Ozeandampfer, Reisen zum Mond, riesige Städte…«
    »Nach dem, was ich gesehen habe, sind Ihre Städte auch recht eindrucksvoll.«
    »Weil wir sie in einem sanfteren Schwerkraftgefälle bauen. Auf der Erde würden die Türme unter ihrem eigenen Gewicht einstürzen. Was ich aber sagen wollte, ist: dies hier, der Inhalt dieser Röhre, das ist unser Triumph der Technik, etwas, das so komplex, so schwer herzustellen ist, dass wir darauf sogar ein bisschen stolz sind.«
    »Das glaube ich ohne Weiteres.«
    »Dann kommen Sie und staunen Sie. Haben Sie keine Angst.« Er winkte mich näher heran. Ich folgte der Aufforderung, setzte mich auf einen Sessel ihm gegenüber. Von weitem sahen wir wohl wie zwei Freunde oder Bekannte aus, die sich ganz normal unterhielten. Aber mein Blick war starr auf die Phiole gerichtet. Er hielt sie mir hin. »Nur zu, nehmen Sie.«
    Ich nahm die Röhre zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie ins Licht. Der Inhalt sah wie ganz gewöhnliches Wasser aus, mit einem leicht öligen Glanz. Das war alles.
    »Um es richtig würdigen zu können, müssen Sie verstehen, was Sie da eigentlich in der Hand halten. In dieser Phiole, Tyler, befinden sich etwa dreißig- oder vierzigtausend künstlich erzeugte Zellen in

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