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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewandt? Und wann fing das alles an, Moll? Hast du mich gevögelt, um an die Information zu kommen, oder hast du mich verkauft, als wir schon zusammen waren?«
    »Scher dich zum Teufel!«
    »Wie viel hast du gekriegt? Ich möchte gern wissen, wie viel ich wert bin.«
    »Zum Teufel mit dir. Was spielt das überhaupt für eine Rolle? Es ist nicht…«
    »Erzähl mir nicht, dass es nicht um Geld ging. Ich meine, hast du hier irgendwelche Prinzipien verfochten oder was?«
    »Geld ist das Prinzip.« Sie klopfte sich die Hände an der Hose ab, ein bisschen weniger ängstlich, ein bisschen aufmüpfiger.
    »Was ist es denn, was du dir unbedingt kaufen willst, Moll?«
    »Was ich kaufen will? Das einzig Wichtige, was man kaufen kann. Einen besseren Tod. Einen saubereren, besseren Tod. Eines Morgens wird die Sonne aufgehen und nicht mehr aufhören aufzugehen, bis der ganze Scheißhimmel in Flammen steht. Und tut mir Leid, bis es so weit ist, möchte ich irgendwo leben, wo es nett ist. Irgendwo nur für mich. Wo ich es mir so behaglich wie möglich machen kann. Und wenn dann dieser letzte Morgen kommt, dann möchte ich ein paar teure Pharmazeutika bei mir haben, die mich über die Grenze tragen. Ich will einschlafen, bevor das große Schreien anfängt. Im Ernst, Tyler, das ist alles, das ist das Einzige in dieser Welt, was ich wirklich, wirklich möchte, und danke, vielen Dank dafür, dass du es ermöglicht hast!« Sie trug ein zorniges Stirnrunzeln zur Schau, doch es hatte sich auch eine Träne selbstständig gemacht, die ihr jetzt über die Wange rann. »Fahr bitte dein Auto weg.«
    »Ein hübsches Haus und ein Fläschchen mit Pillen? Das ist dein Preis?«
    »Wenn ich nicht selbst für mich sorge, wer dann?«
    »Nun, das klingt jetzt lächerlich, aber ich dachte, wir beide könnten füreinander sorgen.«
    »Dafür müsste ich dir vertrauen können. Und nichts für ungut – aber sieh dich an. Du gleitest durchs Leben, als würdest du auf eine Antwort oder einen Erlöser warten oder einfach nur immer in der Warteschleife bleiben wollen.«
    »Molly, ich versuche hier, vernünftig mit dir zu reden.«
    »Oh, das bezweifle ich nicht. Wenn Vernunft ein Messer wäre, würde ich ziemlich stark bluten. Armer vernünftiger Tyler. Aber das ist auch leicht zu durchschauen. Es ist deine Rache, nicht wahr? Dieses ganze Heilige, das du trägst wie einen Anzug, das ist deine Rache an der Welt, dafür, dass sie dich enttäuscht hat. Die Welt hat dir nicht das gegeben, was du wolltest, und du zahlst es ihr mit Mitgefühl und Aspirin heim.«
    »Molly…«
    »Und wage es nicht zu sagen, dass du mich liebst, denn ich weiß, dass das nicht wahr ist. Du kennst nicht mal den Unterschied zwischen verliebt sein und sich so verhalten, als sei man verliebt. Ist ja nett, dass deine Wahl auf mich gefallen ist, aber es hätte genauso gut jede andere sein können, nicht wahr? Und glaub mir, Tyler, es wäre, so oder so, eine Enttäuschung gewesen.«
    Ich wandte mich ab und ging zu meinem Auto, schockiert nicht so sehr über den Verrat als über die Endgültigkeit, mit der die Intimität einer Beziehung plötzlich weggewischt war wie Kleinaktien bei einem Börsenkrach. Dann drehte ich mich doch noch einmal um. »Wie steht es denn mit dir, Molly? Ich weiß, du bist für Informationen bezahlt worden, aber war das der Grund, warum du mich gevögelt hast?«
    »Ich hab dich gevögelt, weil ich einsam war.«
    »Und was bist du jetzt?«
    »Ich habe nie aufgehört, einsam zu sein.«
    Ich stieg ins Auto und fuhr weg.

 
DAS TICKEN TEURER UHREN
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    Die Präsidentschaftswahlen rückten näher, und Jason wollte sie nutzen, um vorübergehend von der Bildfläche zu verschwinden.
    »Bring mich in Ordnung«, hatte er gesagt. Er beharrte darauf, dass das möglich war. Auf unorthodoxe Weise. Auf behördlich nicht anerkannte Weise. Aber mittels einer Therapie, die eine lange und gut dokumentierte Geschichte vorweisen konnte. Und er ließ keinen Zweifel daran, dass er sich diese Therapie zunutze machen würde, ob mit meiner Unterstützung oder ohne.
    Und weil Molly um ein Haar alles zerstört hätte, was ihm wichtig war – und mich noch dazu in den Trümmern hatte sitzen lassen –, erklärte ich mich bereit, ihm zu helfen. (Und musste dabei ironischerweise daran denken, was E. D. vor vielen Jahren einmal zu mir gesagt hatte: Ich erwarte von dir, dass du auf ihn Acht gibst. Ich erwarte, dass du vernünftige Entscheidungen triffst. War es das, was ich jetzt tat?)
    In

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