Spin
der Tonfall der Fragen Sie nicht gekränkt hat, aber angesichts von E. D.s Status war ich der Ansicht, dass ich sie stellen musste.«
»Das verstehe ich. Was E. D. betrifft…«
»Machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihrem Vater.«
»Es wäre nicht schön, ihn gedemütigt zu sehen.«
»Er wird ganz diskret ins Abseits gestellt. Wenn er allerdings an die Öffentlichkeit gehen will…« Erneutes Achselzucken. »Dann, fürchte ich, wird es sein eigener Geisteszustand sein, den man in Frage stellt.«
Jason nickte. »Natürlich hoffen wir alle, dass das nicht nötig sein wird.«
Die folgende Stunde verbrachte ich in der Praxis. Molly war heute Morgen nicht erschienen, Lucinda hatte alle Termine gemacht. Ich dankte ihr und gab ihr für den Rest des Tages frei. Ich erwog, ein paar Telefonate zu führen, doch zog es vor, mich damit nicht dem Perihelion-Netz anzuvertrauen.
Ich wartete, bis Lomax’ Hubschrauber und seine Autokolonne abgedampft waren; dann räumte ich meinen Schreibtisch auf und überlegte, was ich machen wollte. Ich stellte fest, dass meine Hände leicht zitterten. Keine MS. Wut vielleicht. Empörung. Schmerz. Ich wollte es diagnostizieren, nicht erleiden. Ich wollte es ins Register des »Diagnostisch-statistischen Handbuchs« bannen.
Ich stand gerade im Rezeptionsbereich, als Jason durch die Tür kam. »Ich möchte dir dafür danken, Ty, dass du mich unterstützt hast. Das bedeutet ja wohl, dass du es nicht warst, der E. D. von Malmstein erzählt hat.«
»Das würde ich nie tun, Jase.«
»Ich glaube dir. Aber jemand hat es getan. Und damit haben wir ein Problem. Denn wie viele Personen wussten davon, dass ich bei einem Neurologen war?«
»Du, ich, Malmstein, Malmsteins Mitarbeiter…«
»Malmstein wusste nicht, dass E. D. im Dreck wühlte, und seine Mitarbeiter auch nicht. E. D. muss es aus einer anderen, einer näheren Quelle erfahren haben. Wenn ich es nicht war und du nicht…«
Molly. Er brauchte es nicht auszusprechen. »Ohne Beweise können wir sie nicht beschuldigen.«
»Das sagst du. Du bist derjenige, der mit ihr geschlafen hast. Hast du irgendwelche Unterlagen über meine Besuche bei Malmstein?«
»Nicht hier im Büro.«
»Zu Hause?«
»Ja.«
»Hast du sie ihr gezeigt?«
»Natürlich nicht.«
»Aber sie könnte ohne dein Wissen Zugang dazu gehabt haben?«
»Möglich.« Ja.
»Und jetzt ist sie nicht hier. Hat sie sich krank gemeldet?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Sie hat sich überhaupt nicht gemeldet. Lucinda hat versucht sie zu erreichen, aber sie geht nicht ans Telefon.«
Er seufzte. »Nicht, dass ich dir Vorwürfe mache, Ty, aber du musst zugeben, dass du in dieser Sache einige fragwürdige Entscheidungen getroffen hast.«
»Ich kümmere mich darum.«
»Ich weiß, dass du wütend bist. Verletzt und wütend. Ich will nicht, dass du losrennst und etwas tust, das alles nur noch schlimmer macht. Ich will, dass du dir überlegst, wie du zu diesem Projekt stehst. Wem oder was du dich letzten Endes verpflichtet fühlst.«
»Da gibt es nichts zu überlegen«, sagte ich.
Ich versuchte, Molly von meinem Auto aus zu erreichen, doch sie ging immer noch nicht ans Telefon. Es war ein warmer Tag. Rasensprinkler legten einen Dunstschleier über den flachen Gebäudekomplex. Der Geruch von nasser Erde drang ins Auto.
Ich fuhr gerade auf den Besucherparkplatz zu, da sah ich sie, wie sie Kisten in einen verbeulten weißen Mietanhänger schob, der an ihrem drei Jahre alten Ford hing. Ich setzte meinen Wagen genau davor. Als sie mich bemerkte, sagte sie etwas, das ich nicht verstehen konnte, doch die Lippenbewegung deutete stark auf »Oh, Scheiße« hin. Immerhin lief sie nicht weg, als ich aus dem Auto stieg.
»Du kannst da nicht parken«, sagte sie. »Du blockierst die Ausfahrt.«
»Willst du wegfahren?«
Molly stellte einen Karton mit der Aufschrift GESCHIRR auf den gewellten Boden des Anhängers. »Wonach sieht es denn aus?«
Sie trug braune Hosen, ein Jeanshemd und ein um die Haare geschlungenes Tuch. Ich kam näher. Sie wich drei Schritte zurück.
»Ich tu dir nichts.«
»Was willst du dann?«
»Ich will wissen, wer dich angeheuert hat.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Warst du mit E. D. selbst in Kontakt oder lief es über einen Mittelsmann?«
»Scheiße.« Sie sah sich hektisch um. »Lass mich einfach fahren, Tyler. Was willst du von mir? Was soll das hier werden?«
»Bist du zu ihm gegangen und hast ihm ein Angebot gemacht oder hat er sich an dich
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