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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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und ein rotweiß kariertes Kopftuch, das wie ein Hijab aussah. Kein Make-up, aber sie brauchte auch keins - Diane in Sack und Asche zu kleiden, war genauso aussichtslos, als würde man versuchen, einen Suchscheinwerfer unter einem Strohhut zu verbergen. Mir wurde bewusst, wie heftig es mich nach ihrem bloßen Anblick verlangt hatte. Wie unvernünftig heftig. Ich schämte mich fast für die Freude, die mir ihre Gegenwart bereitete. Zwei Jahrzehnte lang waren wir wenig mehr als alte Bekannte gewesen. Zwei Menschen, die sich einmal näher gestanden hatten. Ich hatte kein Recht auf diesen beschleunigten Puls, dieses Gefühl der Schwerelosigkeit, das sie in mir hervorrief, indem sie einfach nur auf diesem Holzstuhl saß, indem sie leicht errötend wegsah, als unsere Blicke sich trafen. Es war unrealistisch und es war unfair – irgendjemandem gegenüber unfair, vielleicht mir, wahrscheinlich ihr. Ich hätte gar nicht herkommen dürfen.
    »Und wie geht es dir?«, fragte sie. »Du arbeitest immer noch mit Jason zusammen, wie ich höre. Ich hoffe, bei ihm ist alles in Ordnung.«
    »Ihm geht’s ausgezeichnet. Er lässt sehr herzlich grüßen.«
    Sie lächelte. »Daran zweifle ich. Das klingt so gar nicht nach Jase.«
    »Er hat sich verändert.«
    »Tatsächlich?«
    »Es wird viel über Jason geredet«, sagte Simon, der Dianes Schulter weiter fest im Griff hatte, seine schwielige Hand zeichnete sich dunkel vor dem blassen Baumwollstoff ab. »Über Jason und den runzligen Mann, den sogenannten Marsianer.«
    »Nicht nur sogenannt«, erwiderte ich. »Er ist dort geboren und aufgewachsen.«
    Simon blinzelte. »Wenn du das sagst, dann muss es wohl wahr sein. Aber wie gesagt, es ist viel geredet worden. Man weiß, dass der Antichrist unter uns wandelt, das steht fest, und es könnte sein, dass er bereits berühmt ist, dass er abwartet und seinen sinnlosen Krieg plant. Und deshalb sieht man sich die Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, sehr genau an. Ich will damit nicht sagen, dass Wun Ngo Wen der Antichrist ist, aber ich stünde nicht allein da, wenn ich es behaupten würde. Kennst du ihn gut, Tyler?«
    »Wir unterhalten uns von Zeit zu Zeit. Ich glaube nicht, dass er genug Ehrgeiz besitzt, um der Antichrist zu sein.« Obwohl E. D. Lawton mir an dieser Stelle vermutlich widersprochen hätte.
    »Trotzdem ist dies auch ein Punkt, der uns zur Vorsicht veranlasst. Deswegen war es auch ein Problem für Diane, den Kontakt zu ihrer Familie aufrechtzuerhalten.«
    »Weil Wun Ngo Wen der Antichrist sein könnte?«
    »Weil wir nicht die Aufmerksamkeit mächtiger Personen auf uns lenken wollen, so nahe am Ende der Tage.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.
    »Tyler ist lange unterwegs gewesen«, sagte Diane. »Er hat bestimmt Durst.«
    Simons Lächeln flammte wieder auf. »Möchtest du vor dem Essen noch etwas trinken? Wir haben jede Menge Limonaden. Magst du Mountain Dew?«
    »Ja, ausgezeichnet.«
    Er ging aus dem Zimmer. Diane wartete, bis seine Schritte auf der Treppe zu hören waren. Dann legte sie den Kopf schief und sah mich richtig an. »Du bist weit gefahren.«
    »Es gab keine andere Möglichkeit, dich zu erreichen.«
    »Aber du hättest dir nicht die Mühe machen müssen. Ich bin gesund und glücklich. Das kannst du Jase mitteilen. Und natürlich auch Carol. Und E. D., falls es ihn interessiert. Ich brauche keine Kontrollbesuche.«
    »Das ist auch keiner.«
    »Du wolltest nur mal Hallo sagen?«
    »Ja, so etwas in der Art.«
    »Wir sind keinem Kult beigetreten. Ich stehe unter keinem Zwang.«
    »Hab ich auch nicht behauptet.«
    »Aber du hast daran gedacht, oder?«
    »Ich bin froh, dass es dir gut geht.«
    Sie wandte den Kopf, und das Licht der untergehenden Sonne fiel auf ihre Augen. »Entschuldige. Ich bin einfach ein wenig verblüfft, dich so plötzlich hier zu sehen. Und ich bin froh, dass du gut zurechtkommst. Du kommst doch gut zurecht, oder?«
    »Nein. Ich bin paralysiert. Jedenfalls glaubt dein Vater das. Er sagt, unsere ganze Generation sei vom Spin paralysiert. Wir sind immer noch gefangen in dem Augenblick, als die Sterne ausgingen, wir haben keinen Frieden damit geschlossen.«
    »Und du glaubst, dass das wahr ist?«
    »Wahrer vielleicht, als irgendeiner von uns zugeben würde.« Ich sagte Dinge, die ich überhaupt nicht geplant hatte. Aber Simon würde jeden Augenblick mit seiner Dose Mountain Dew und seinem beinharten Lächeln zurückkehren, und die Gelegenheit wäre unwiderruflich vertan. »Ich sehe

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