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Spin

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Titel: Spin Kostenlos Bücher Online Lesen
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war es ein Patient, der sie noch anzutreffen hoffte. Vielleicht auch ein Süchtiger auf der Suche nach Drogen.
    Das Drehen am Knopf hörte auf.
    Leise erhob ich mich, streifte Jeans und ein T-Shirt über. Die Klinik war dunkel, meine Zelle war dunkel, das einzige Licht lieferte der Mond durchs hohe Fenster… das plötzlich verdunkelt war.
    Ich blickte auf und sah die Silhouette von Ens Kopf, der vor dem Fenster schwebte wie ein neuer Planet. »Pak Tyler«, flüsterte er.
    »En! Du hast mich ganz schön erschreckt.« Tatsächlich waren mir vor Schreck sogar die Beine weich geworden – ich musste mich gegen die Wand lehnen, um nicht umzufallen.
    »Lassen Sie mich rein!«
    Also tappte ich barfuß los und entriegelte die Seitentür. Die hereinrauschende Brise war warm und feucht. En rauschte hinterher. »Ich muss mit Ibu Ina sprechen!«
    »Sie ist nicht da. Was ist los, En?«
    Er war äußerst beunruhigt. Er stieß seine Brille über den Nasenhöcker nach oben. »Aber ich muss mit ihr sprechen!«
    »Sie ist heute über Nacht zu Hause. Du weißt, wo sie wohnt?«
    Er nickte unglücklich. »Aber sie sagte, ich soll hierher kommen und ihr Bescheid sagen.«
    »Was? Ich meine, wann hat sie das gesagt?«
    »Wenn ein Fremder nach der Klinik fragt, soll ich herkommen und ihr Bescheid sagen.«
    »Aber sie ist nicht…« Jetzt erst durchstieß die Bedeutung seiner Worte den Nebel des beginnenden Fiebers. »En, ist jemand in der Stadt, der sich nach Ibu Ina erkundigt?«
    Stück für Stück entlockte ich ihm die Geschichte. En wohnte mit seiner Familie in einem Haus hinter einem warung (eine Art Imbissstand) mitten im Dorf, nur drei Häuser vom Büro des Bürgermeisters, dem kepala desa, entfernt. Wenn En nachts wach lag, konnte er von seinem Zimmer aus die Unterhaltung der Kunden am warung hören. Auf diese Weise hatte er sich einen enzyklopädischen, wenn auch kaum begriffenen Vorrat an Dorfklatsch angeeignet. Nach Einbruch der Dunkelheit waren es hauptsächlich die Männer, die noch draußen saßen, redeten und Kaffee tranken, Ens Vater, die Onkel und Nachbarn. Aber heute waren zwei Fremde in einem schnittigen schwarzen Auto angekommen, hatten sich, kühn wie Wasserbüffel, den Lichtern des warung genähert und, ohne sich vorzustellen, gefragt, wo die hiesige Klinik zu finden sei. Keiner der beiden war krank. Sie trugen Stadtkleidung, benahmen sich unhöflich und verhielten sich wie Polizisten, daher war die Wegbeschreibung, die sie von Ens Vater erhielten, vage und irreführend, sodass sie erst einmal genau in die falsche Richtung fahren würden.
    Aber sie suchten nach Inas Klinik und würden sie zwangsläufig irgendwann finden; in einem Dorf dieser Größe konnte die Irreführung bestenfalls einen Aufschub bewirken. Also hatte En sich schnell angezogen, war ungesehen aus dem Haus geflitzt und, wie angewiesen, hierher gekommen, um die Abmachung mit Ibu Ina zu erfüllen und sie vor der Gefahr zu warnen.
    »Sehr gut«, versicherte ich ihm. »Gute Arbeit, En. Jetzt musst du aber zu ihr nach Hause laufen und ihr alles erzählen.« Und unterdessen würde ich meine Sachen zusammenpacken und die Klinik verlassen. Mich in den benachbarten Reisfeldern verstecken, bis die Polizisten wieder verschwunden waren. Ich war kräftig genug, um das zu schaffen. Wahrscheinlich.
    Aber En verschränkte die Arme und wich vor mir zurück. »Sie hat gesagt, ich soll hier auf sie warten.«
    »Okay. Aber vor morgen Früh kommt sie nicht zurück.«
    »Meistens schläft sie hier.« Er reckte den Kopf und versuchte an mir vorbei durch den dunklen Flur zu spähen, als könne sie jeden Moment aus dem Sprechzimmer kommen.
    »Ja, aber nicht heute. Ehrlich. En, die Sache könnte gefährlich werden. Diese Leute sind möglicherweise Feinde von Ibu Ina, verstehst du?«
    Aber eine blinde Starrköpfigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen. So freundlich wir zuletzt miteinander umgegangen waren, traute En mir doch noch immer nicht über den Weg. Einen Moment zitterte er vor sich hin, die Augen weit aufgerissen wie ein Lemur, dann schoss er an mir vorbei, lief den mondbeschienenen Flur hinunter und rief: »Ina! Ina!«
    Ich jagte hinter ihm her, machte dabei verschiedene Lampen an.
    Und versuchte gleichzeitig, ein paar zusammenhängende Gedanken zu fassen. Die unfreundlichen Männer, die nach der Klinik suchten, konnten New Reformasi aus Padang sein, oder auch örtliche Polizei, oder aber sie arbeiteten für Interpol oder das US-Außenministerium oder irgendeine andere

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