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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
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suchte nach Sarah. Er fand sie in der letzten Zelle ganz am Ende des Gangs. Schon von weitem hörte er sie laut vor sich hin fluchen und wütend mit den Füssen gegen die Eisentür treten. Als Paul die Tür aufschloss, warf sich Sarah völlig aufgelöst in seine Arme. Sie zitterte vor Angst am ganzen Körper.

* * *
    Er musste rechtzeitig Waffen und Munition ins Objekt bringen. Am Tag des Parteitags würde das unmöglich sein. Sie würden jeden kontrollieren, der das Gebäude betrat. Es würde Gepäckscanner geben, sie würden mit ihren Wischläppchen nach Spuren von »Explosives« suchen, das volle Programm. Dann war es zu spät.
    Und Waffen würde er brauchen, mindestens drei, und an den richtigen Punkten. Er kannte das Szenario. Er wusste, wo sie stehen würden und was ihre Aufgaben waren. Das war leichtes Spiel.
    Die Keramikwaffe würden sie nicht finden, aber sie war für den Job nicht mächtig genug, zu wenig Wirkung. Für eine Flugzeugentführung perfekt, aber nichts für diesen Job, grade mal Backup für kritische Situationen. Aber trotzdem liebte er das Ding und trug es immer bei sich.
    Er studierte den Grundriss des Velodroms und die Agenda des Parteitags und skizzierte seinen eigenen Plan, eine minutengenaue Timeline für seinen Auftritt. Acht Leute von der Agentur würden im Einsatz sein. Sie waren seit Monaten unauffällig in die Personenschutzteams eingeschleust worden und sollten dafür sorgen, dass die Zielperson nicht außer Kontrolle geriet.
    Wenn alles nach Plan lief, würde Mark das Feuer eröffnen, während der Minister am Rednerpult stand, um seine Rede an die Delegierten zu halten. Das war die beste Gelegenheit, eine Gruppe von gezielten Schüssen ins Ziel zu bringen. Das Rednerpult war optimal ausgeleuchtet und das Saallicht würde während der Rede des Ministers aus Gründen der Dramaturgie abgedunkelt sein.
    Bei dem extrem intensiven Training, das die Zielperson durchlaufen hatte, würde der Minister nicht den Hauch einer Chance haben, zu überleben. Selbst mit normaler Munition wäre die Wahrscheinlichkeit zu überleben sehr gering. Da die Zielperson Hohlmantelgeschosse abfeuern würde, waren die Chancen gleich Null. Hohlmantelgeschosse waren so konzipiert, dass sie im Körper barsten und dort große, sehr schwere Verletzungen bewirkten.
    Nach dem Attentat gab es zwei mögliche Szenarien. Mark wurde durch das Gegenfeuer der beiden Personenschützer des Innenministers kampfunfähig gemacht oder getötet. Oder es gelang ihm, die einsetzende Panik zu nutzen und zu fliehen. Die Leute von der Agentur hatten den Auftrag, unter allen Umständen zu verhindern, dass Mark überwältigt wurde und lebend in die Hände der Ermittlungsbehörden fiel. Im Klartext hieß das, sie hatten Weisung, Mark zu töten. Zwei der Leute waren zu diesem Zweck auf dem Podium rechts und links hinter dem Minister positioniert. Von dort hatten sie eine optimale Feuerposition. Ein weiterer Agent würde, als Delegierter getarnt, im Rücken von Mark Position beziehen. Die anderen vier Agenten sicherten die möglichen Fluchtwege. Einer stand am Haupteingang, drei kontrollierten die Nebenausgänge und einer sicherte den Lieferantenzugang.
    Seine Chancen, nach dem Tanz lebend aus dem Gebäude zu kommen, waren am größten, wenn er den Lieferantenzugang für seinen Rückzug wählte. Dazu musste er den Agenten, der den Zugang sicherte, vor Beginn der Rede des Ministers ausschalten. Wenn er ihn stilllegte, hatte er ein Problem. Da die Agenten in ständigem Funkkontakt standen, musste er einen Weg finden, um den Agenten im Saal vorzuspiegeln, ihr Kollege wäre noch auf seiner Position. Zu diesem Zweck hatte er sich eine Reihe von Audiofiles zurechtgeschnitten, die er über einen Sender, den er in seinem Wagen verstecken würde, auf die Headsets der Agenten im Velodrom legen konnte.
    Zuerst hatte er mit dem Gedanken gespielt, die öffentlichen Verkehrsmittel für den Weg zum Velodrom zu benutzen, hatte sich dann aber doch für einen Leihwagen entschieden, weil er sich davon einen Vorteil erhoffte. Die Sicherheitsdienste würden bestimmt die Kennzeichen aller Fahrzeuge im Umkreis um das Velodrom abchecken. Dabei würde ihnen sicher das Leihfahrzeug auffallen. Und ein paar Minuten später würden sie wissen, dass er den Wagen gemietet hatte. Nach dem Attentat würden sie einen Teil ihrer Kräfte auf das Auto konzentrieren, in der Annahme, dass er das Fahrzeug für die Flucht nutzen wollte. Und genau das gedachte er nicht zu tun. Er war

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