Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
Vom Netzwerk:
verließen mit ihm die Wohnung.
    Mit einem Taxi fuhren sie zu Pauls Wagen, den er vor ihrem gemeinsamen Besuch in den Forschungslabors von GDT in einer Seitenstraße unweit der Firma geparkt hatte. Das Auto war noch da und schien unberührt.
    Sie fuhren ein paar Kilometer weit Richtung Ostbahnhof. Dort parkten sie am Straßenrand unweit der letzten verbliebenen Mauerreste.
    Paul lehnte sich zurück und atmete durch. Jetzt erst wurde ihm richtig klar, was geschehen war. Jetzt erst realisierte er, dass er fünf Menschen getötet hatte. Er fing an zu zittern und hatte das Gefühl, dass er gleich losheulen musste. Er erzählte Sarah in knappen Worten, was geschehen war und was er getan hatte.
    Sarah strich ihm durchs Haar. Sie war erstaunlich gefasst. »Du hattest keine andere Wahl. Sie hätten dich getötet. Und sie hätten auch mich getötet. Sie hätten uns beide getötet. Es gab keine andere Wahl für dich. Und es ist noch nicht vorbei. Sie suchen sicher nach uns. Es wird ihnen nicht unbedingt gefallen, dass du sechs ihrer Leute ausgeschaltet hast.«
    »Ja, wir müssen sehr vorsichtig sein und genau überlegen, was wir jetzt tun.« Paul war immer noch fassungslos.
    »Sie haben schon mal versucht, mich zu töten. Und jetzt bin ich auch sicher, dass sie meinen Vater getötet haben. Was bei Gene Design Technologies läuft, muss für diese Leute so wichtig sein, dass sie vor nichts zurückschrecken. Sie sind dafür verantwortlich, dass Jochen seine Freundin umgebracht hat. Und dann haben sie dafür gesorgt, dass er in der Klapse verschwindet, um die wahren Hintergründe zu vertuschen. Und mit Mark haben sie jetzt etwas Ähnliches vor. Ich habe keine Ahnung was, und ich weiß nicht, wer dahinter steckt. Aber diese Leute müssen so mächtig sein, dass sie jeden ausschalten können, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    »Wir müssen die Polizei einschalten. Lass uns zum nächsten Polizeirevier fahren«, meinte Paul. Er klang wenig überzeugt von seinem eigenen Vorschlag.
    Sarah sah in erstaunt an. Dann meinte sie lakonisch: »Glaubst du, dass das eine gute Idee ist? Unser letzter Kontakt mit den Bullen war nicht gerade ermutigend.«
    »Ja, aber das waren ganz bestimmt keine Polizeibeamten, jedenfalls keine deutschen Polizeibeamten«, warf Paul ein.
    »Vielleicht doch«, konterte Sarah provokant. »Vielleicht arbeiten sie mit amerikanischen Militärs zusammen, oder mit der CIA? Das Gefängnis, in das sie uns gebracht haben, war jedenfalls eindeutig eine ehemalige amerikanische Kaserne, die offiziell längst stillgelegt ist.«
    »Unmöglich. Das wäre ein unglaublicher Skandal. Das ist absurd!«
    »Absurd? Mag sein. Vielleicht läuft das alles ja ohne Wissen der deutschen Behörden. Vielleicht aber auch nicht. Deshalb sollten wir uns von den Bullen fern halten, jedenfalls fürs Erste.«
    »Was sollen wir dann tun?«
    »Wir sollten noch mal zu Gene Design Tech fahren. Wir müssen herausfinden, was dort läuft und wer dahinter steckt. Erst dann können wir mit den Bullen reden, wenn wir wissen, dass die ihre Finger nicht mit drin haben.«
    »Wie stellst du dir das vor? Sollen wir da morgen früh einfach reinspazieren?«
    »Wir sollten es jetzt versuchen!«
    »Jetzt?«, Paul sah sie mit großen Augen an. Sarah war in manchen Momenten wirklich eine erstaunliche junge Frau.
    »Ja, jetzt, bevor es hell wird.«
    »Und wie sollen wir da mitten in der Nacht rein kommen? Sollen wir die Scheiben einschlagen?«
    »Ich will heim! Ich gehe jetzt heim. Bin müde!«, meldete sich plötzlich Pauls Vater wieder. Er öffnete die Autotür und stieg aus. Paul sprang hinter ihm her, packte ihn an den Schultern und schob ihn ins Auto zurück. »Du bleibst jetzt hier! Wir fahren dann alle zusammen heim, in einer halben Stunde!«
    Jetzt verstand Sarah, warum Paul sie nach ihrem Kneipenbesuch nicht mit zu sich nach oben gebeten hatte. Ein Demenzkranker wirkte auf nächtlichen Damenbesuch nicht gerade wie ein Aphrodisiakum.
    »Wir haben doch keine Chance, nachts da rein zu kommen!«, knüpfte Paul da an, wo er aufgehört hatte. »Wie soll das gehen? Das ganze Ding ist mit Alarmsystemen vollgestopft.«
    »Wir könnten versuchen, über einen Lüftungsschacht einzusteigen. Im Kino habe ich das schon öfter gesehen. Vielleicht klappt das ja auch in der Realität«, meinte Sarah. »Es muss irgendwo ein Lüftungssystem geben in diesem Gebäude. Ich habe die Luftauslässe gesehen, als wir dort waren. Und irgendwo müssen diese Lüftungsschächte nach draußen

Weitere Kostenlose Bücher