Spinnefeind
J X Q H
5 F F
»Falsch.« Valente verkniff sich das schadenfrohe Grinsen nur unvollkommen. »Wir haben 22 Buchstaben. Geteilt durch fünf macht?«
»Geht nicht. Fünf Felder mal fünf Zaunlatten macht 25 Felder.«
»Genau. Drei bleiben leer. Da auf der letzten Zaunlatte von oben nach unten notiert wird, sind die Felder E 3, E 4 und E 5 leer.«
Katinka ächzte. Ihr Kopf begann zu brummen. Sie hätte Jazz hören sollen anstatt Piazzolla. Oder Della Reese. Sie stand auf und suchte die CD raus. ›Why don’t you do right.‹ Frage ich mich auch, dachte Katinka. Why don’t I do right. Sie zeichnete eine neue Tabelle und schrieb.
A B C D E
1 V A B T H
2 G A F A Y
3 Z L C O
4 F F J X
5 Q H F F
»Ist es so o. k.?«
»Schwer in Ordnung. Was wäre der nächste Schritt?« Vorsichtshalber zeichnete er einen kleinen Pfeil über die Spalte A. Er zeigte nach unten. Dann setzte er einen weiteren, nach oben weisenden Pfeil unter das Feld B 5.
Katinka notierte VGZFQHFLAABFCJFFXOATHY.
»Prima.« Valente trank sein Glas leer und stand auf, um es nachzufüllen. »Jetzt zu Punkt zwei. Gehen wir zurück zu dem V, das wir mit seinen zwei Querbalken als römische Fünf verstehen. Also 5/2. Dies bedeutet, dass wir fünf mal fünf Felder beschreiben, aber nach jedem zweiten Buchstaben eine Niete einfügen. Irgendeinen Buchstaben, der nichts anderes tut, als den Analytiker zu verwirren.« Er unterstrich die doppelten Fs in der ursprünglichen Chiffre VABTHGAFAYZLCO FF JXQH FF .
»Zweimal zwei Fs. Zuerst habe ich ständig mit den beiden Wiederholungen herumgemacht und mir einen kleinen Algorithmus programmiert, um den Rechner das Problem lösen zu lassen. Das klappte natürlich nicht, denn Falk hat die Nieten sehr geschickt gesetzt.«
»Wir müssen also nichts anderes tun, als nach jedem zweiten Buchstaben einen tilgen?«, fragte Katinka ungläubig. Das wiederum kam ihr viel zu simpel vor.
VGFQFLABCJFXATY, kritzelte Valente aufs Papier.
»Sieht schon besser aus, was?«, fragte er.
»Kann ich nicht finden. Und jetzt?«
»Jetzt brauchen wir ein Schlüsselwort.« Valente streckte sich wie ein Kater und gähnte. »Entschuldigung. Ich habe die letzte Nacht kaum geschlafen. Ich habe Fotos vom Schulfest und der Musikparty angeschaut, die wir ein paar Wochen vor Falks Tod hatten. Falk hat mit einem Beamer und allerhand Schnickschnack eine super Disco-Atmosphäre in den Partykeller in der Schule gezaubert.«
Partykeller?, dachte Katinka. Bei uns gab’s nur dröge Festakte in der Aula.
»Warum zum Teufel hast du Schlaf ausfallen lassen, um Fotos zu betrachten?«
»Weil ich mir dachte, dass Falk das Schlüsselwort irgendwie präsentiert hat.« Valente lächelte. »Er wollte doch, dass die Chiffre geknackt wird, und wie sollte das gehen ohne Schlüsselwort? Also ging ich davon aus, dass wir das Schlüsselwort haben, aber nicht wissen, wo. Hier.« Aus seiner Mappe kramte er ein Foto, auf dem ein paar Schüler in psychedelischen Verrenkungen auf einer Tanzfläche zu sehen waren. Falk stand seitlich von ihnen an einer Apparatur aus mehreren Rechnern und blickte konzentriert auf einen Bildschirm. Die Belichtung war nicht besonders gut. Das Licht traf allerdings so auf, dass es die silberne Schrift auf Falks T-Shirt zum Leuchten brachte.
Katinka griff sich an die Stirn. Das gibt’s nicht, dachte sie. Wir hatten das Schlüsselwort die ganze Zeit vor Augen. Nur wussten wir nicht, dass es ein Schlüsselwort ist. Nun ergab es auch einen Sinn, das s Falk zu dem Termin in Ljubovs Kanzlei mit dem durchgeschwitzten ›Roxy-Music‹-Shirt erschienen war. Weil das Schlüsselwort darauf stand. Er hatte geduscht und die Haare gewaschen, aber das alte T-Shirt angezogen, um ihnen das Schlüsselwort mitzugeben. Verdammt, was bin ich für eine lausige Detektivin. Warum habe ich nicht über die gewaschenen Haare nachgedacht?, grübelte Katinka. Weil es nichts gebracht hätte, sagte die zweite Stimme im Kopf. Das schmutzige Shirt war nur eine flüchtige Beobachtung, die im Zusammenhang mit der Aufschrift als Schlüsselwort erst Bedeutung bekam.
»Ich habe den Beleuchtungseffekt am PC noch mal verstärkt«,
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