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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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Beamte wiegelte ab.
    »Die beiden treffen sich mitten in der Stadt, im Kino, du liebe Zeit, da wird er dem Mädel den Kopf schon nicht wegpusten.«
    »Geben Sie Uttenreuther Bescheid«, sagte Katinka und zog die Wohnungstür hinter sich zu. »Ich sage nur: Jens Falk. Erschossen von einem Killerkommando in einer Rechtsanwaltskanzlei.« Sie legte auf. Mach bloß keinen Fehler, du Ignorant! Manchen Mitmenschen musste man ein paar freundlich gemeinte Ratschläge hinterherschicken.
    An einem warmen Sommerabend im Juli war Kino nicht die erste Wahl, wenn es um Freizeitbeschäftigungen ging. Das ›Lichtspiel‹ lag verlassen. Katinka warf einen Blick in die ›Scheinbar‹. Leer. Bis auf eine Handvoll Tische und Stühle. Fenster und Tür nach draußen standen offen. Leise wehte die Abendluft herein.
    »Hallo«, sagte eine Stimme hinter Katinka. Eine junge Frau kam von der Kinokasse zu ihr herüber. »Heute Abend ist nicht viel los. Bei dem Wetter …«
    »Hat der Spätfilm schon angefangen?«, unterbrach Katinka.
    »Vor fünf Minuten. Wollen Sie …«
    »Sind Zuschauer da?«
    »Nur zwei«, antwortete die Kassiererin verunsichert. »Weil …«
    Das Wetter, ja, klar, dachte Katinka.
    »Ein junges Mädchen und ein älterer Herr?«
    Sie sah verblüfft aus.
    »Genau.«
    »Sonst niemand?«
    »Nein.«
    Katinka atmete ganz leise durch. Ein schlechtes Zeichen. Sie legte zehn Euro hin und kritzelte Hardos Handynummer auf ein Programmheft.
    »Rufen Sie diese Nummer alle zwei Minuten an, bis Hauptkommissar Uttenreuther an den Apparat geht. Er soll sofort herkommen. Mit ein paar Leuten. Schöne Grüße von Katinka Palfy.«
    Sie schob den Vorhang zum Kinosaal beiseite. Als sie die Tür öffnete, fiel gelbes Licht aus dem Vorraum in den dunklen Saal. In der Düsternis konnte sie niemanden sehen . Vielleicht waren Kaminsky und Anja durch den Notausgang neben der Leinwand raus.
    »Hauen Sie ab!«
    Ein Mann erhob sich und warf seinen Schatten auf die Leinwand. Kaminsky. Katinka erkannte seine schmächtige Gestalt, die gut zu den Hänflingen im Film passte, die gerade eine Straße in New York überquerten.
    »Herr Dr. Kaminsky«, sagte Katinka ruhig. »Ich würde gern mit I hnen reden.«
    Neben Kaminsky tauchte Anja auf. Sie drehte sich zu Katinka um.
    »Licht! Machen Sie Licht, verdammt noch mal!«, schrie Katinka in den Vorraum. Und hau ab, wenn du schlau bist, fügte sie im Stillen hinzu.
    Langsam erhellte sich der Saal. Anja sah weiß aus wie eine Altarkerze. Auch Kaminsky ging es sichtlich schlecht. In seinem blassen Gesicht prangte eine rote Nase. Der hat Schnupfen, dachte Katinka. Mitten im Sommer.
    Kaminsky hielt eine Pistole in der Faust. Er griff Anja in den Nacken und presste den Lauf an ihren Kopf. Anja war einen halben Kopf größer als Kaminsky, und sie schrie wie am Spieß, aber Kaminsky schüttelte sie hin und her, dass ihr Kopf und die Pistole wackelten wie eine Kasperlefigur.
    Der Filmton wurde leiser. Katinka hob die Hände.
    »Legen Sie die Pistole weg, Herr Kaminsky«, sagte sie.
    »Ich denke nicht daran!«
    »Das ist Geiselnahme, was Sie hier tun. Aus dieser Geschichte haut Sie kein Richter raus!«
    »Ich komme in der Geschichte gar nicht vor«, flüsterte Kaminsky. Er griff in Anjas Haar und zog ihr den Kopf zurück. Sie stöhnte vor Schmerz, hörte aber auf zu kreischen. Katinka war dankbar dafür. »Weil ich nämlich diesem Mädchen und Ihnen das Hirn aus dem Schädel puste.« Er lachte kurz und grell auf. »Zuerst vielleicht Ihnen, denn Sie haben Ihre Knarre sicher dabei, und wenn Sie aus dem Verkehr sind, kommt Anja dran.«
    »Sehen Sie meine Hände?« Katinka legte beide Hände auf die Lehne des nächstbesten Kinosessels. »Ich kann meine Pistole gar nicht schnell genug ziehen, um Ihnen zuvorzukommen.« Genau, schmeichle ihm. »Wenn Anja vorhatte, Sie zu erpressen, dann werden Sie sie längst eines Besseren belehrt haben.«
    Wieder dieses grelle Lachen. Kaminsky zeigte seine grauen Zähne. Sein Zeigefinger lag am Abzug.
    »Es kommt nicht darauf an, Frau Palfy«, sagte er. »Ich bin sowieso geliefert. Glauben Sie vielleicht, dass ich dieses Leben gern lebe?«
    »Lassen Sie Anja los. Sie wird mit mir hier warten, bis Sie durch den Notausgang raus sind.«
    »Ha! Da draußen warten doch längst die Bullen!« Sein Gesichtsausdruck wechselte ins Nachdenkliche. »Sie sind clever«, sagte er. »Sehr clever. Sie haben die Polizei verständigt. Ich hätte es genauso gemacht. Ich wäre ein anständiger Mensch, wenn ich

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