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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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auf. Ich hatte Angst. Dem machte es nämlich gar nichts aus, dass ich ihn sah. Er grinste mich sogar an.«
    »Alt, jung?«, fragte Hardo.
    »Vielleicht 30, keine Ahnung. Ich hatte längst überlegt, was ich mache, wenn das Schlupfloch in Fürstenfeldbruck auffliegt. Ich dachte, ich verdufte irgendwohin, nahe zu einer Grenze, um notfalls in ein anderes Land abtauchen zu können.«
    Hardo verdrehte die Augen.
    »Ich dachte, im Bayerischen Wald ist es einsam genug, hier würde ich Verfolger sofort bemerken. Deshalb hatte ich mir aus einem Atlas einen Ort ausgesucht und meinem Vater die Nachrichten mit den verabredeten Postkarten zukommen lassen. Ich wusste, dass Anja oder Valente rauskriegen, wo sich Botschaften verstecken lassen.«
    Anja machte ein abfälliges Geräusch.
    »Ich bin getrampt, niemand ist mir gefolgt. Ich habe mich erst nach Passau fahren lassen und dann hier hoch in die Berge.«
    »Du hast das Bad eingelassen, um uns auf die Flasche mit dem Latschenkieferzeug zu bringen, oder?«, fragte Katinka.
    »Ja. Ich ließ die Wohnungstür offen und kroch über das Dach. Vom Nachbarhaus aus bin ich durch den Garten weg, nicht vorn zur Tür raus. Es ging wirklich ganz leicht.« Hannes lächelte und sah kurz zu Anja. Lob mich, hieß das.
    Hardo stemmte die Hände in die Hüften. Dadurch wurde er noch breiter und furchteinflößender.
    »Jemand hat dich gesehen, wie du am Schulfest ins Lehrerzimmer gingst«, stellte er fest.
    Hannes zuckte kaum merklich zusammen. Aha, dachte Katinka. Jemand hat ihn gesehen. Jemand, der ohnehin in der Schule umhergleitet wie ein Geist und seine Nase in alle Schulangelegenheiten steckt, dass es Lehrern und Schülern schon zum Hals heraushängt.
    »Valentes Vater«, flüsterte Hannes kaum hörbar. »Er kam scheinheilig auf mich zu und wollte wissen, was ich da treibe. Ich habe den Umschlag gar nicht vor ihm verborgen. Damit hätte ich nur seinen Verdacht erregt. Sollte er doch ruhig braunes Papier unter meinem Arm sehen.«
    Hardo wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Seit Falk bei euch am Paul-Celan-Gymnasium arbeitete«, wechselte er das Thema, »lief da irgendwas Besonderes? Mit welchen Lehrern hatte er hauptsächlich zu tun? Sprach er von Konflikten, ließ er durchsickern, mit welchen Kollegen er zurechtkam und mit welchen nicht? Antworten, Herrschaften!«
    »Die jungen Lehrer sind nie so richtig zufrieden an unserer Schule«, meldete sich Anja zu Wort. »Sie fühlen sich unterdrückt. Die alten Lehrer führen sich auf wie Snobs. Manche von den Referendaren sind aber auch blöd. Die lassen sich alles gefallen.«
    »Auch von euch, nehme ich an«, sagte Hardo.
    Anja machte ein dummes Gesicht.
    »Wieso? Nein, das stimmt nicht.«
    »Falk hat ein oder zwei Mal im Unterricht erzählt, dass er Bedenken hat, vielleicht keine Festanstellung zu kriegen«, unterbrach Hannes. »Als wir im Februar mit der Krypto-AG anfingen, wirkte er reichlich frustriert.«
    »Hat sich das im Lauf des Schuljahres geändert?«, wollte Hardo wissen.
    »Ja, ich hatte den Eindruck, er wäre nach einer Weile zufriedener gewesen.«
    »Einer Weile?«
    »Wir dachten, es liege am Frühling«, mischte Anja sich ein. »Der lange Winter macht alle verrückt.«
    »So ab Mai wirkte er gelöster … positiver, würde ich sagen.« Hannes sah versonnen in die Ferne.
    »Wann hat Falk sich von Doris Wanjeck getrennt?«, wollte Katinka wissen.
    »So im … April vielleicht«, sagte Anja.
    »War es ein Thema in der Schule, dass Falk und Frau Wanjeck sich getrennt haben?«
    »Klar wurde geklatscht«, gab Hannes zu. »War auch reichlich auffällig, wie die beiden einander aus dem Weg gingen. Aber ich habe nie verstanden, was Falk an der Wanjeck fand.«
    Hardo zurrte die Augenbrauen hoch, sie schienen förmlich über seinen kahlen Schädel zu wandern.
    »Aber einmal, das war schon im Mai, hat ihn eine andere Frau nach der Schule abgeholt. Die sah fetzig aus. Groß, sportlich, richtig hübsch. Dunkelhäutig. Ganz kurze H aare. In einem Alfa Spider.«
    Katinka musste sich zusammennehmen, um nicht loszuschreien.
    »Alfa Spider? Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?«
    »Nein, aber es war ein Kulmbacher Nummernschild.«
    »Das reicht«, sagte Hardo. »Packt eure Sachen zusammen. Wir fahren nach Bamberg.«
    »Nein!« Anja sprang auf. »Sie können uns nicht zwingen!«
    Katinka und Hardo wechselten einen Blick. Schließlich steckte Katinka die Unterlagen aus Hannes’ Hefter ein.
    »Das dürfen Sie nicht«, maulte Hannes.
    »Doch. Sie

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