Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
Vom Netzwerk:
Gutachten ist nicht echt. Psychiater schreiben anders«, sagte Katinka. »Das hier klingt, als hätte sich jemand ein paar Formulierungen aus dem Internet zusammengeklaut.«
    »Falk muss eine andere Quelle gehabt haben als die Personalakte aus Kulmbach.«
    »Solange keine Originale existieren, sind die Papiere wertlos.«
    Hardo wischte sich über die Stirn.
    »Sie sind ein Witz! Bis Februar 1991 war Kaminsky Lehrer am Wieland-Gymnasium in Kulmbach, das haben meine Leute recherchiert. Hermann Stolz war der damalige Chef. Anschließend wechselte Kaminsky nach Hof.«
    Donnerwetter, dachte Katinka. Der Hauptkommissar hat mehr Informationen an Land gezogen, als ich ihm zugetraut hätte.
    »Dann muss er nach seiner Erkrankung wieder einsatzbereit gewesen sein«, sagte sie.
    »Was glaubst du, wie viele Lehrer wegen angeblicher Depressionen mal ein paar Jahre ausfallen lassen. Währenddessen fliegen sie in die Karibik.« Hardo aktivierte sein Handy. »Ich sage den Kollegen Bescheid. Sie sollen den Psychiater auftreiben.«
    Er ging ein Stück weg und sprach ein paar Minuten. Katinka sah ihn die Augenbrauen hochziehen. Er lachte grimmig auf, als er das Gespräch beendete und zu ihr zurückkam.
    »Unser Kumpel Karo aus dem Boxklub fährt einen grünen Opel Ascona, Baujahr 1979.«
    Es kommt ins Rollen, dachte Katinka. Sie sah sich um. Spähte zwischen die Bäume wie eine Kriegerin.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    »Jetzt nehme n wir Hannes und seine Freundin in die Zange. Lass mich das machen.« Er drehte sich um und stapfte zum Haus zurück.

     
    »So. Jetzt reden wir Klartext«, sagte Hardo und blieb unter der Tür stehen. Anja hockte mit angezogenen Knien am äußersten Ende des Bettes. Hannes saß neben ihr und strich über ihren Arm, bis sie ihn wegzog.
    »Ihr schließt euch hier in dieser Bruchbude ein wegen ein paar Aktennotizen, Briefchen und einem psychiatrischen Gutachten?«
    Hannes’ Kiefer mahlten. Hardo erhöhte den Druck.
    »Du hast Angst vor Verfolgung, vertrittst die Ansicht, dass Handys Spuren hinterlassen können, aber deine Freundin rufst du an!«
    Anja schnappte empört nach Luft.
    »Nein, lasst mich ausreden«, befahl Hardo. »Du hast es nicht mehr ausgehalten allein im Wald! Eure Generation ist nicht besonders belastbar, was Einsamkeit und Reizarmut betrifft. Anjas Nerven haben die Trennung ebenfalls nicht mehr verkraftet. Keine Anrufe, kein Turteln am Telefon oder im Internet. Sie setzt sich in den Zug, fährt bis Deggendorf und trampt in die Berge.«
    »Aber …«, fuhr Hannes auf.
    »Du wirst mir jetzt klipp und klar sagen, was dich so in Angst und Schreck en versetzt hat!« Hardos graue Augen bohrten sich in Hannes’ grüne. Es war lange Zeit so still, dass Katinka das Ticken ihrer Armbanduhr hören konnte.
    »Jemand hat angerufen«, flüsterte Hannes schließlich.
    »Wann und wer?«
    »Am Sonntagabend nach dem Schulfest. Am Montag und Dienstag wieder.«
    »Verflucht, nun lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Ein Mann. Komische Stimme. Er sagte: ›Du wirst sehen, dein Lehrer hätte sich zu Tode gekifft. Du wirst reingezogen, wenn du nicht kooperierst.‹ Sinngemäß war es immer wieder dasselbe.«
    »Deswegen hast du geschrieben: ›Es sind Drogen im Spiel‹?«, fragte Katinka.
    Hannes nickte.
    »Der Typ am Telefon wusste alles über mich. Dass ich mit Anja zusammen bin. Dass ich Mathe mag und in der Krypto-AG mitmache. Dass Valente und ich befreundet sind.« Er lachte auf. »Sogar über meinen Vater wusste er Bescheid. Dass er als Bürgerrechtler bei verschiedenen Organisationen mitgearbeitet hat, dass wir das Haus in der Sandstraße renoviert haben.«
    Er kam sich total ausgeleuchtet vor, dachte Katinka. Kein Wunder, dass er durchgedreht ist, bei den Schauermärchen, die sein Vater über Komplettkontrolle und so weiter erzählt.
    »Was noch?« Hardo trat ganz nah auf Hannes zu und baute sich vor ihm auf. Katinka sah, wie sich die Muskeln unter seinem Hemd anspannten.
    »Ich sollte zu einem Treffpunkt kommen.«
    »Wohin? Wann?«
    »Am Mittwochabend. Das wäre der 28.6. gewesen. Aber für den Tag war die Fahrt nach München angesetzt. Also habe ich den Typen überzeugt, das Treffen am Donnerstag abzuhalten.«
    »Wo?«, insistierte Hardo.
    »In Bamberg. In dem alten Pavillon unter der Hainbrücke.«
    »In Fürstenfeldbruck«, sagte Katinka, »wer hat dich dort verfolgt und wie bist du rechtzeitig weggekommen?«
    »Vor dem Haus lungerte so ein Kerl herum. Zwei Tage lang tauchte er immer wieder

Weitere Kostenlose Bücher